ROUNDUP: Sanierung zieht SGL Carbon tief in die Verlustzone - Kursrutsch
WIESBADEN (dpa-AFX) - Der Kohlefaser-Spezialist SGL Carbon ist wegen schwieriger Geschäfte und des teuren Umbaus einer Sparte tief in die roten Zahlen geraten. Außerdem trüben die Zollpolitik der USA, die Lage der Autoindustrie und der Absatz von Elektroautos die Aussichten. An der Börse kamen die Neuigkeiten entsprechend schlecht an: Die SGL-Aktie verlor am Donnerstagvormittag fast zehn Prozent auf 3,25 Euro und war mit Abstand größter Verlierer im Kleinwerte-Index SDax.
Unter dem Strich stand bei SGL im ersten Halbjahr ein Verlust von über 31 Millionen Euro nach einem Gewinn von 29 Millionen ein Jahr zuvor, wie das Unternehmen bei der Vorlage seiner detaillierten Quartalszahlen am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte.
Allein die Umstrukturierung des Karbonfaser-Bereichs Carbon Fibers schlug mit mehr als 45 Millionen Euro zu Buche. Hinzu kam ein negativer Steuereffekt von fast 10 Millionen Euro.
Bereits Mitte Juli hatte die SGL-Spitze ihre Erwartungen für 2025 gekappt. So soll der Umsatz 10 bis 15 Prozent niedriger ausfallen als im Vorjahr. Der um Sonderposten wie den Konzernumbau bereinigte operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll weiterhin 130 bis 150 Millionen Euro erreichen.
"Wachsende Handelshemmnisse, insbesondere durch die Zollpolitik der USA, wirken sich negativ auf die Geschäftsentwicklung unserer Kunden und Absatzmärkte aus", schreibt das Management in seinem Jahresausblick. Besonders die Entwicklung der Autobranche sei unsicher.
SGL blickt dabei auch auf den erwarteten Absatz von E-Autos. Diese seien die Haupttreiber für die Nachfrage nach Siliziumkarbid-Halbleitern, zu deren Herstellung würden wiederum Spezialgraphit-Komponenten von SGL Carbon benötigt.
"Die SGL Carbon ist nicht immun gegen das wirtschaftliche Umfeld oder die Entwicklungen in unseren Absatzmärkten", sagte Vorstandschef Thomas Dippold. Der Umbau der Sparte Carbon Fibers mit der Schließung unrentabler Standorte zeige allerdings erste Erfolge. So habe der Bereich vor Sondereffekten nach vielen Quartalen wieder ein positives operatives Ergebnis erzielt.
Im ersten Halbjahr sank der Umsatz des Konzerns im Jahresvergleich um fast 16 Prozent auf gut 453 Millionen Euro. Der bereinigte operative Gewinn sackte noch etwas stärker auf 72,5 Millionen Euro nach unten. Die Sparte Carbon Fibers erzielte einen bereinigten operativen Gewinn von gut 5 Millionen Euro nach einem Minus von über 4 Millionen im Vorjahreszeitraum./stw/mne/mis