UN: Zahl unterernährter Kinder im Gazastreifen seit März verdreifacht
TEL AVIV/GAZA (dpa-AFX) - Die Zahl unterernährter Kinder im Gazastreifen hat sich nach UN-Angaben seit März verdreifacht. In der Stadt Gaza sei nahezu ein Drittel der Kinder unterernährt, schrieb Philippe Lazzarini, der Leiter des UN-Hilfswerks für Palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) auf der Plattform X. Das sei eine sechsmal so hohe Zahl wie vor dem Ende der Waffenruhe im März und der Blockade des Gazastreifens. "Das ist keine Naturkatastrophe. Es ist menschengemachtes, vermeidbares Verhungern", schrieb er. Grundlage der UNRWA-Zahlen ist eine Untersuchung von fast 100.000 Kindern unter fünf Jahren.
UNRWA und andere Hilfsorganisationen würden seit bald sechs Monaten daran gehindert, Hilfsgüter nach Gaza zu bringen. Dabei seien in den Lagern der Organisation in Ägypten und Jordanien Vorräte, mit denen 6.000 Lastwagen beladen werden könnten und die Lebensmittel für drei Monate enthielten, hieß es.
Mitte Juli hatte UNRWA mitgeteilt, dass zehn Prozent der in den Kliniken der Organisation untersuchten Kinder unterernährt seien.
Verstärkter Druck auf Israel wegen humanitärer Lage in Gaza
In den vergangenen Wochen hat der internationale Druck auf Israel wegen der katastrophalen humanitären Lage im umkämpften Gazastreifen zugenommen. Israel hatte nach dem Ende der Feuerpause im März monatelang keine Hilfsgüter in den Gazastreifen gelassen, weil es der islamistischen Hamas vorwarf, Hilfsgüter abzugreifen.
Die umstrittene Gaza Humanitarian Foundation (GHF), die neben Israel auch von den USA unterstützt wird, hatte Ende Mai die Verteilung von Hilfsgütern aufgenommen. Diese läuft parallel zum Einsatz der internationalen Hilfsorganisationen und sollte dafür sorgen, dass die Hamas keine Lebensmittel abgreift. Doch im Umfeld der vier GHF-Zentren im Gazastreifen kam es immer wieder zu tödlichen Zwischenfällen.
Erneut Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft
Nach Angaben des israelischen Militärs wurden am Mittwoch 154 Paletten mit Hilfsgütern über dem Gazastreifen abgeworfen. An der Aktion beteiligen sich auch Deutschland und andere europäische Staaten. Der Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft ist allerdings umstritten, weil er besonders teuer ist und nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) eine gesteuerte Verteilung der Hilfsgüter kaum möglich ist./czy/DP/nas