Apple-CEO Tim Cook spricht Klartext: „Apple ist kein Monopol“ und „China nimmt uns nicht ins Visier“ – Aktie im Plus

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Im Gespräch mit dem US-Nachrichtendienst CBS hat  Apple-Boss Tim Cook sein Unternehmen im Angesicht der jüngsten Aufmerksamkeit durch die Aufsichtsbehörden verteidigt, über die Bedrohung durch die Strafzölle gesprochen und seiner Sorge zum Thema Fake News und Datenschutz kund getan.

Ist Apple ein Monopol?

Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren hatte zuletzt gefordert, Teile des Apple-Geschäfts, einschließlich des App Store, aufzulösen. Cook zeigte sich nicht begeistert von diesem Vorschlag: „Ich bin damit überhaupt nicht einverstanden. Ich denke, einige Leute würden argumentieren, wenn Sie eine Ware verkaufen, dann können Sie kein Produkt haben, das mit dieser Ware konkurriert. Aber das ist ein Argument, das Sie auf den Weg bringt, dass beispielsweise Walmart keine Hausmarken mehr führen sollte. “

Sein Fazit: „Ich denke nicht, dass jemand, der vernünftig ist, zu dem Schluss kommt, dass Apple ein Monopol ist. Unser Anteil ist viel bescheidener. Wir haben in keinem Markt eine beherrschende Stellung. Ich denke, Kontrolle ist fair, aber wir sind kein Monopol.“

Bei der Untersuchung der Behörden geht es darum, zu überprüfen, ob die großen Sillicon Valley Konzerne zu viel Macht im Internet besitzen und kartellrechtlich gegen sie vorgegangen werden muss, weil sie den Wettbewerb im Online-Markt zu sehr behindern.

Sind die Strafzölle eine Bedrohung für Apple?

Apples iPhones werden in China zusammengebaut. Cook räumt zwar ein, dass Zölle den Umsatz beeinträchtigen könnten, rechnet jedoch nicht mit einer Vergeltung Chinas gegen seinen Konzern. „Die Chinesen haben Apple überhaupt nicht ins Visier genommen“, sagte er, „und ich erwarte das auch nicht, um ehrlich zu sein.“

Nichts desto trotz ist China extrem wichtig für den US-Konzern. Der Großraum China macht laut Analysten etwa 18 Prozent des Umsatzes von Apple aus, so dass weitere Umsatzrückgänge in der Region den Gesamtumsatz von Apple noch weiter bedrohen könnten. Der Umsatz lag in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2019 fünf Prozent unter dem Vorjahreswert. Dieser Rückgang ist fast ausschließlich auf die schwächelnden Umsätze im Reich der Mitte zurückzuführen. Noch nicht wirklich alarmierend, aber dennoch ein unübersehbares Zeichen.

Zuletzt hatte Huawei-Chef Ren Zhengfei zumindest eine ähnliche Einschätzung gegeben wie Cook. „Das wird erstens nicht passieren. Und wenn es doch passieren sollte, werde ich der erste sein, der dagegen protestiert“, sagte er bezüglich eventueller Vergeltungsmaßnahmen seitens der chinesischen Regierung gegen Apple. Apple sei für ihn ein Lehrer, der in Führung sei. „Warum würde ich als Schüler gegen meinen Lehrer vorgehen? Niemals.“

Aktie rafft sich wieder auf

Die Aktie von Apple konnte sich nach der Schlingerpartie der letzten Tage jüngst wieder erholen und ist am Dienstag einem Plus von 3,65 Prozent aus dem US-Handel gegangen. Am Mittwoch liegt sie vorbörslich auf der Handelsplattform Tradegate mit weiteren 1,5 Prozent im Plus.

Apple 5-Tageschart (Tradegate)

Thema Datenschutz und Fake News

Cook sieht in Fake News ein viel größeres Problem, um das er sich kümmern will. „Ich persönlich glaube nicht wirklich, dass Künstliche Intelligenz heute die Macht hat zu unterscheiden, was falsch ist und was nicht “, sagte er. „Und so mache ich mir Sorgen um jede Quelle, die heute Nachrichten in einem Feed veröffentlicht. Ich mache mir Sorgen, dass die falschen Nachrichten nicht unter Kontrolle sind“, fügte Cook hinzu. „Ich denke, wir sollten alle besorgt sein.“

Womit will Apple bei den Nutzern als nächstes punkten? Im harten Wettbewerb auf dem Smartphone-Markt geht es längst nicht mehr nur darum, welches Gerät den brillantesten Bildschirm, die beste Kamera oder den schnellsten Prozessor hat. Den Leuten wird vor allem eines immer wichtiger: Datenschutz. Und da will Apple sich nicht von der Konkurrenz abhängen lassen.

Wer in diesen Tagen in den USA Fernsehen schaut oder auf Youtube unterwegs ist, bekommt immer wieder einen Spot von Apple zu Gesicht, in dem der Datenschutz als wesentliches Merkmal des iPhones beworben wird. Der Slogan lautet: „Wenn Dir die Privatsphäre in Deinem Leben wichtig ist, sollte sie auch für das Telefon wichtig sein, auf dem sich Dein Leben befindet.“ Nach Recherchen des Brancheninformationsdienstes iSpot.tv hat Apple für die Kampagne „Privacy on iPhone“ über 54 Millionen Dollar in die Hand genommen.

Beim Datenschutz fällt Apple aber nicht nur durch forsche Werbung auf. Auf der Entwicklerkonferenz WWDC in San Jose konnte der Konzern in mehreren Demos glaubhaft belegen, dass die Apple-Dienste keine Datenschleudern sind. Bei der Navigation mit den Apple-Karten kann selbst der iPhone-Hersteller nicht sehen, wo der User gestartet ist und welchen Weg er genommen hat. Auch die Anfragen an den Sprachassistenten Siri werden nicht zu einem Personenprofil in der Cloud zusammengeführt.

Beim Thema Datenschutz wollen jetzt alle ganz vorn mit dabei sein

Die Apple-Wettbewerber wollen allerdings dem iPhone-Konzern nicht alleine das Feld überlassen. So erklärte zuletzt Microsoft -CEO Satya Nadella auf der Entwicklerkonferenz Build – wie Monate zuvor Apple-Chef Tim Cook – den Datenschutz zu einem Menschenrecht, obwohl Microsoft zuletzt von Datenschützern wegen der Datensammelei in Windows 10 und Microsoft Office heftig kritisiert wurde. Facebook -Gründer Mark Zuckerberg versprach in diesem Frühjahr nach den Skandalen der vergangenen Jahre, alles Private bleibe privat. Und auch Google -Chef Sundar Pichai betonte auf seiner Entwicklerkonferenz, wie sehr man sich um die Wahrung der Privatsphäre sorge.

Direkt gegen Facebook und Google richtet sich ein neuer Login-Service von Apple, der ebenfalls auf der WWDC angekündigt wurde. Man wolle sich mit strikterem Datenschutz von der Konkurrenz abheben, sagte Apple-Manager Craig Federighi. Bei dem Login-Dienst von Apple können die Nutzer sich dafür entscheiden, Dienste-Anbietern nicht ihre echte E-Mail-Adresse, sondern eine von Apple automatisch generierte Wegwerf-Adresse zu geben. Die Mails können dann von Apple an die tatsächliche E-Mail weitergeleitet werden.

Apple brüskiert damit nicht aber nur die beiden großen Nachbarn aus dem Silicon Valley, sondern auch die deutschen Anbieter Verimi und NetID, die gerade mit viel Aufwand versuchen, sich als Login-Alternative zu Google und Facebook zu etablieren. Kritisch beäugt wird auch die Vorschrift, dass Entwickler immer auch den Apple-Login-Service anbieten müssen, wenn die Apps „Sign-In-Dienste von Drittanbietern unterstützen“. Der SPD-Europaabgeordnete Tiemo Wölken interpretierte diese Regel auf Twitter als „digitalen Machtmissbrauch“.

(onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: Denis Kuvaev / Shutterstock.com

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