Bayer: Hochstufung und positive Nachrichten zu Glyphosat ++ Tui: „Wir werden uns von Vermögenswerten trennen oder Partner an Bord holen“ ++ Dax: Leitindex zieht dynamisch über 12.400 – Wirecard stärkster Wert
Verwirrungen um das Verhältnis zwischen den USA und China haben die Wall Street am Montag zu Handelsstart verunsichert. Der Handelsberater des Weißen Hauses, Peter Navarro wurde in einem Medienbericht mit den Worten „es sei vorbei“ zum Thema Handelsstreit zitiert. Nur kurz nach der Nachricht stellte Navarra allerdings klar, dass das Handelsabkommen zwischen China und den USA weiterhin Bestand habe.
Seine Aussage bei einem Interview mit dem Sender Fox News, dass „es vorbei sei“ sei „wild aus dem Zusammenhang gerissen worden“, erklärte er. „Es hatte überhaupt nichts mit dem Handelsabkommen der Phase I zu tun, das weitergeführt wird. Ich sprach einfach über das mangelnde Vertrauen gegenüber der Kommunistischen Partei Chinas, nachdem sie über die Ursprünge des China-Virus gelogen und der Welt eine Pandemie aufgezwungen haben“, sagte er. Auch US-Präsident Donald Trump bestätigte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, dass das Abkommen „völlig intakt“ sei.
Dax über 12.400
Der deutsche Aktienmarkt schließt sich am Dienstag den Kursgewinnen aus Übersee an. Der Dax steigt in den ersten Handelsminuten um 1,29 Prozent auf 12.421,20 Zähler. Damit überwand der deutsche Leitindex wieder die Hürde bei 12 400 Punkten, an der er seit einer Woche mehrfach ausgebremst worden war.
Der MDax der mittelgroßen deutschen Börsenwerte legt um 0,78 Prozent auf 26.177,11 Punkte zu. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 rückt um 0,56 Prozent auf 3.259,99 Punkte vor.
Wirecard legten an der Dax-Spitze nach der heftigen Talfahrt seit Donnerstag erstmals wieder zu und stiegen um 7 Prozent auf 15,45 Euro. In den vorangegangenen drei Handelstagen jedoch war der Kurs wegen eines milliardenschweren Bilanzskandals des Bezahldienstleisters um 85 Prozent eingebrochen. Noch am Mittwoch hatte die Aktie mehr als 100 Euro gekostet.
Europäischer Automarkt dürfte 2020 um ein Viertel einbrechen
Europas Autobranche rechnet wegen der Corona-Krise in diesem Jahr mit einem nie gekannten Absatzeinbruch. Die Zahl der Neuzulassungen in der EU dürfte 2020 im Vergleich zum Vorjahr um etwa ein Viertel auf etwa 9,6 Millionen Pkw sinken, teilte der europäische Branchenverband Acea am Dienstag in Brüssel mit. Damit würden die Verkaufszahlen auf das niedrigste Niveau seit 2013 zurückfallen.
Zwar dürfte sich die Entwicklung nach dem schweren Einbruch zwischen Mitte März und Mai im Rest des Jahres dem Verband zufolge entspannen, hieß es. Den Einbruch der Neuzulassungen um 41,5 Prozent in den ersten fünf Monaten dürfte die Branche aber nicht mehr aufholen können.
Bereits im Januar, als die Corona-Krise noch nicht abzusehen war, hatte Acea für 2020 einen Rückgang der Neuzulassungen um zwei Prozent vorausgesagt. In dem Verband haben sich die 16 größten europäischen Hersteller von Autos, Lastwagen und Bussen zusammengeschlossen.
Bayer: Aktie zieht nach guten Nachrichten weiter an
Der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer muss im US-Bundesstaat Kalifornien nun doch nicht auf mögliche Krebsrisiken des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup hinweisen. In einer Entscheidung vom Montag (Ortszeit) gab ein Bundesrichter in Sacramento dem Antrag von Bayer und anderen Unternehmen statt, einer entsprechenden Auflage des Bundesstaates nicht nachkommen zu müssen.
Hintergrund der Forderung Kaliforniens war, dass die WHO-Krebsforschungsagentur IARC den Unkrautvernichter 2015 – im Gegensatz zu anderen Behörden – als „wahrscheinlich krebserregend“ für Menschen eingestuft hatte. Bayer widerspricht dem und betont, dass die Produkte bei vorschriftsgemäßer Anwendung ungefährlich seien. Richter William Shubb sah dies genauso.
Das 2018 von Bayer übernommene US-Unternehmen Monsanto und ein Bündnis weiterer Saatguthersteller hatten bereits vor über zwei Jahren bei Gericht eine einstweilige Verfügung gegen die Vorschrift erwirkt. Allerdings galt diese Entscheidung bislang nur vorläufig. Jetzt stufte Richter Shubb die Anordnung Kaliforniens als illegal ein, dadurch kommen die Konzerne wohl dauerhaft um Warnlabels herum.
„Dies ist ein sehr wichtiges Urteil für Kaliforniens Landwirtschaft und die Wissenschaft, da ein Bundesgericht nach Abwägung aller Fakten beschlossen hat, dass die Beweislage keine Krebswarnungen bei glyphosatbasierten Produkten stützt“, teilte Monsanto mit. Eine Stellungnahme von Kaliforniens Generalstaatsanwaltschaft, die Bayer beziehungsweise Monsanto sowie den anderen Unternehmen bei dem Rechtsstreit gegenüberstand, lag zunächst nicht vor.
Berenberg hebt Kursziel an
Die Privatbank Berenberg hat das Kursziel für Bayer von 82 auf 86 Euro angehoben und die Einstufung auf „Buy“ belassen. Dem höheren Kursziel liege eine höhere Bewertung der Sparte Gesundheitsprodukte (Consumer Health) zugrunde, schrieb Analyst Sebastian Bray in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Übernahmen und Fusionen könnten diese Aktivitäten in der Zukunft noch antreiben. Der Trend gehe von verschreibungspflichten hin zu frei verkaufbaren Medikamenten.
Tui: Sommerbuchungen ziehen an
Der Reisekonzern Tui erwägt wegen der Corona-Krise einen Verkauf von Unternehmensteilen. „Wir werden uns von Vermögenswerten trennen oder Partner an Bord holen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Fritz Joussen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Dienstag). Als mögliches Feld für solche Aktionen gilt die Hotelsparte, in der Tui derzeit viele Häuser auf der eigenen Bilanz hat. „Es sind unsere Marken, wir setzen und kontrollieren die Standards in Bezug auf die Qualität, Lage und Service“, sagte Joussen. „Dazu müssen wir die Hotels nur in Ausnahmefällen besitzen.“
Dem Manager zufolge kann der Konzern Hoteleigentümer auf Mallorca überzeugen, „ihr Hotel auf unsere Markenplattform zu bringen“. Der Konzern werde aber auch weiterhin Hotels bauen. „In manchen Destinationen wie den Kapverden oder in der Karibik müssen wir das, da das Angebot dort sonst fehlt.“ Allerdings werde Tui künftig stärker in seine digitale Plattform investieren als in Vermögenswerte wie Hotels.
Um die Corona-Krise überbrücken zu können, hatte der Konzern im April einen Hilfskredit der staatlichen KfW-Bank von 1,8 Milliarden Euro bekommen. Joussen bestätigte nun, dass das unter Umständen nicht reicht. „Wir arbeiten natürlich mit mehreren Szenarien und tun gut daran, in diesen Szenarien auch über weitere Finanzquellen nachzudenken“, sagte er der Zeitung. Tui habe die Kosten um 70 Prozent gesenkt, außerdem seien die Reisewarnungen für viele Länder gefallen. „Aber kein Mensch weiß, wie es mit dem Virus weitergeht, wann es Medizin und Impfstoffe gibt.“
Dennoch zeigte sich Joussen angesichts des wieder anlaufenden Sommergeschäfts „angespannt optimistisch“, dass der Konzern in der Corona-Krise nicht doch noch in Existenznot kommt. „Ehrlich gesagt: Mitte März, mit dem Beginn der internationalen Reisewarnung, war ich nicht sicher, ob wir das hinbekommen“, sagte er. Jetzt sei allerdings Land in Sicht. „Wann immer ein Land angeflogen werden darf und Hotels öffnen, kommen die Buchungen rein“, sagte er. Derzeit sei das Tui-Sommerprogramm zu rund 25 Prozent gebucht.
Kurz und knapp:
Telekom: Der Bonner Telekommunikationskonzern will seinen Anteil am US-Mobilfunker T-Mobile US deutlich ausbauen. Die Bonner gaben am Montag nach US-Börsenschluss einen Deal mit dem japanischen Softbank-Konzern bekannt, der ihre Beteiligung von zuletzt rund 43 auf 51 Prozent erhöhen kann. Softbank könnte der Mitteilung zufolge insgesamt bis zu 198 Millionen Aktien von T-Mobile im Wert von rund 21 Milliarden Dollar (18,8 Milliarden Euro) verkaufen. Die Telekom erhält Optionen für 101 Millionen davon, die bis Juni 2024 ausgeübt werden können. Bei vollständiger Ausübung würde der Anteil an T-Mobile US auf die genannten 51 Prozent steigen. Die Papiere des US-Mobilfunkers gaben im nachbörslichen US-Handel nach.
Apple: Apple bricht aus der eingefahrenen Spur der PC-Branche aus und stellt seine Mac-Computer von Intel-Prozessoren auf Chips aus eigener Entwicklung um. Damit werden künftige Apple-Computer auf derselben technischen Plattform wie die iPhones und iPad-Tablets laufen. Die ersten Macs mit der neuen Chip-Architektur sollen Ende des Jahres auf den Markt kommen, kündigte Konzernchef Tim Cook am Montag an. Der Konzern werde damit bessere Produkte bauen können, versprach Chefentwickler Johny Srouji. Große Software-Anbieter wie Microsoft (Office) oder Adobe (Photoshop) arbeiteten bereits an dafür angepassten Varianten ihrer Programme, betonte Software-Chef Craig Federighi. Apple rechne damit, dass der Übergang zwei Jahre dauern werde, sagte Cook. Zugleich sollen Macs mit Intel-Chips weiterhin unterstützt werden – und es seien auch neue Geräte mit Prozessoren des Halbleiter-Konzerns geplant.
Klöckner & Co: Aussagen des Stahlhändlers zum zweiten Quartal haben am Dienstag einen Kurssprung der Aktien ausgelöst. Die Papiere ziehen zweistellig an. KlöCo kam eigenen Angaben zufolge im zweiten Quartal besser durch die Corona-Krise als zuvor befürchtet. Das operative Ergebnis (Ebitda) vor Sondereffekten dürfte im zweiten Quartal bei 0 bis 10 Millionen Euro liegen, erklärte der Stahlhändler am Montagabend.
Compugroup: Die Aktien des Softwareunternehmen haben am Dienstag angesichts einer Aktienplatzierung nachgegeben. Sie büßten kurz nach Handelsstart um 3,3 Prozent auf 66,65 Euro ein. Der auf Arztpraxen und Apotheken spezialisierte Softwareanbieter besorgte sich zur Finanzierung seines Wachstums frisches Geld. Insgesamt wurden rund 5,3 Millionen Aktien zu je 64 Euro bei Investoren platziert. Der Abschlag von etwas mehr als 7 Prozent im Vergleich zum Vortagesschluss belastet, sagte ein Händler. Nachdem das Unternehmen Mitte Mai die Änderung seiner Rechtsform abgeschlossen hatte und zu einer KGaA wurde, sei damit auch die Wahrscheinlichkeit einer Kapitalerhöhung gestiegen, um Übernahmen zu tätigen, hieß es seitens der Commerzbank.
Redaktion onvista / dpa-AFX
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