Biontech: Erst im Winter 2021 Rückkehr zum nomalen Leben ++ Va-Q-Tec: Aktie spring um 30 Prozent in die Höhe ++ Dermapharm: Geschäfte laufen weiterhin gut

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Wenn nicht schon vor der Wahl, dann wenigstens noch in der verbleibenden Amtszeit. Wenn es nach Donald Trump geht, dann drücken jetzt alle Beteiligten kräftig auf die Tube. Der von Pfizer und der deutschen Firma Biontech entwickelte Corona-Impfstoff soll nach den Worten des amtierenden US-Präsidenten „sehr, sehr schnell“ in den USA zugelassen werden. Die jüngst von den Herstellern verkündete Wirksamkeit des Impfstoffs „übertrifft bei Weitem alle Erwartungen“, sagte Trump am Freitag im Rosengarten des Weißen Hauses. Die US-Regierung habe sich vertraglich die Lieferung von 100 Millionen Impfdosen gesichert und habe die Option, schnell Millionen weitere Dosen zu bekommen. Trump war mit dem Versprechen eines schon bald verfügbaren Impfstoffs in die Wahl am 3. November gezogen, die er gegen den Demokraten Joe Biden verlor.

Biontech: Es dauert noch bis zur Rückkehr zur „Normalität“

Vorstandschef und Mitgründer Ugur Sahin rechnet in der Corona-Krise erst im Winter 2021 mit einer Rückkehr zum normalen Leben. „Absolut essenziell“, um dieses Ziel zu erreichen, sei eine hohe Impfquote gegen das Coronavirus bis zum Herbst, sagte Sahin am Sonntag in einem BBC-Interview. „Ich bin zuversichtlich, dass dies geschehen wird.“ Mit Blick auf die jetzige kalte Jahreszeit fügte er hinzu: „Dieser Winter wird hart.“

Vorerst werde der Impfstoff noch keinen großen Einfluss auf die Infektionszahlen haben. Wenn alles weiterhin gut laufe, werde der Impfstoff ab „Ende dieses Jahres, Anfang nächsten Jahres“ ausgeliefert. Ein mittelfristiges Ziel sei, bis April mehr als 300 Million Dosen weltweit zur Verfügung zu stellen. Dies könnte einen ersten Effekt auf Infektionszahlen haben.

Das deutsche Unternehmen Biontech und der US-Pharmakonzern Pfizer hatten am vergangenen Montag als erste westliche Hersteller vielversprechende Daten aus ihren klinischen Tests vorgelegt. Demnach bietet ihr Impfstoff einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor Covid-19. Die Unternehmen wollen dem Vernehmen nach noch diesen Monat bei der US-Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA eine Notfallzulassung für den Impfstoff beantragen.

Am Mittwoch hatte die EU-Kommission formal einen Rahmenvertrag mit den Firmen Biontech und Pfizer über bis zu 300 Millionen Impfdosen gebilligt. Auch mit den Impfstoffentwicklern Johnson & Johnson, Astrazeneca und Sanofi-GSK gibt es bereits ähnliche Verträge über zusammengenommen bis zu 800 Millionen Dosen. Mit zwei weiteren Firmen sei man im Gespräch, sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Eine Zulassung für einen Impfstoff gegen das Coronavirus hat bisher noch keiner der Hersteller.

Größtes Freihandelsabkommen der Welt abgeschlossen - USA schauen in die Röhre

Mitten im Handelskrieg mit den USA hat China mit 14 asiatisch-pazifischen Staaten das größte Freihandelsabkommen der Welt abgeschlossen. Nach achtjährigen Verhandlungen erfolgte die Unterzeichnung am Sonntag zum Abschluss des virtuellen Gipfels der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean in Vietnams Hauptstadt Hanoi. Die „regionale, umfassende Wirtschaftspartnerschaft“ oder RCEP, wie der Pakt abgekürzt wird, umfasst 2,2 Milliarden Menschen und rund ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung.

Das Abkommen verringert Zölle, legt einheitliche Regeln fest und erleichtert damit Lieferketten. Es umfasst Handel, Dienstleistungen, Investitionen, Online-Handel, Telekommunikation und Urheberrechte. Neben China und den zehn Asean-Staaten Vietnam, Singapur, Indonesien, Malaysia, Thailand, Philippinen, Myanmar, Brunei, Laos und Kambodscha beteiligen sich auch große Volkswirtschaften und US-Bündnispartner wie Japan, Australien, Südkorea sowie Neuseeland. RCEP steht für „Regional Comprehensive Economic Partnership“.

Gerade vor dem Hintergrund des laufenden Handelskrieges mit den USA ist der Freihandelspakt ein großer Erfolg für die kommunistische Führung in Peking. Das Abkommen wird nach Ansicht von Experten die wirtschaftliche Integration in der Asien-Pazifik-Region voranbringen und protektionistischen Tendenzen entgegenwirken. Die RCEP-Staaten standen vor der Corona-Krise für 29 Prozent des weltweiten Handelsvolumens – etwas weniger als die EU mit 33 Prozent. Der Anteil der RCEP-Gemeinschaft dürfte jetzt steigen, wie Experten erwarten.

Dax: Freundlicher Start in die neue Woche

Als treibender Faktor für die Börsen machen Analysten unverändert die Aussicht auf einen Impfstoff gegen die Lungenkrankheit Covid-19 aus. Der Dax stieg im frühen Handel um 0,72 Prozent auf 13.170 Punkte. Er festigte damit wieder die Marke von 13.000 Punkten, die in der Vorwoche nach einem starken Start noch in Gefahr geraten war.

Der MDax der 60 mittelgroßen Werte stieg um 0,77 Prozent auf 28.732 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rückte um 0,78 Prozent auf 3.459 Punkte vor.

Va-Q-Tec: Aktie geht weiter durch die Decke

Auf den höchsten Stand ihrer vierjährigen Börsengeschichte sind die Aktien von Va-Q-Tec am Montagmorgen nach oben geschnellt. Bereits am Freitag waren die Papiere bereits um fast 40 Prozent nach oben gesprungen. Heute geht es um rund 30 Prozent weiter aufwärts und die Aktie hat die Runde Marke von 50 Euro ins Visier genommen.

Das Unternehmen produziert unter anderem Thermoboxen und Container zum Transport von temperatursensiblen Gütern und wird mithin an der Börse als ein potenzieller Profiteur eines weltweiten Impfens gegen Covid-19 gehandelt. „Impfstoff-Aufträge werden immer wahrscheinlicher“, hatte unlängst die Berenberg Bank angemerkt. Sollte die Auslieferung von Impfstoffen beginnen, könnten sich die vorhandenen Kapazitäten rasch als unzureichend erweisen – und sich die Auftragsbücher von Va-Q-Tec rasch füllen.

Dermapharm: Umsatz & Gewinn steigen

Das Arzneiunternehmen hat in den ersten neun Monaten unter anderem von der verstärkten Nachfrage nach Präparaten zur Immunstärkung profitiert. Unter dem Strich stand ein Gewinnplus von 4,8 Prozent auf 61,29 Millionen Euro, wie die im SDax gelistete Gesellschaft am Montag in Grünwald mitteilte. Konzernchef Hans-Georg Feldmeier verwies zudem auf das wachsende Angebot in Nischenmärkten.

Insgesamt steigerte Dermapharm seinen Umsatz bis Ende September den Angaben zufolge um 11,5 Prozent auf 577,2 Millionen Euro. Analysten hatten im Schnitt etwas mehr erwartet. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) legte um 4,4 Prozent auf 139 Millionen Euro zu.

Die im August ausgegebene Prognose für das laufende Jahr bestätigte das Unternehmen zudem erneut. Demnach geht die Geschäftsführung weiterhin von einem Umsatzplus von 12 bis 15 Prozent im Gesamtjahr aus. Das bereinigte Ebitda soll um 8 bis 10 Prozent zulegen. Anfang September hatte Dermapharm eine Kooperation mit dem Mainzer Wirkstoffforscher Biontech zur Produktion des Corona-Impfstoffes abgeschlossen.

Kurz & knapp:

Encavis: Der Betreiber von Solarparks und Windkraftanlagen profitiert weiter von Übernahmen und neu geöffneter Parks mit Wind- und Sonnenenergieanlagen. Zudem spielt das Wetter dem Konzern weiter in die Karten – wenn auch nicht mehr ganz so stark wie noch im Vorjahr. Aus diesem Grund ging das operative Ergebnis bei leicht steigendem Umsatz zurück. Unternehmenschef Dierk Paskert bestätigte am Montag in Hamburg bei der Vorlage der Zahlen für die ersten neun Monaten die Ziele für 2020. So soll der Umsatz im laufenden Jahr auf Basis des bestehenden Portfolios sowie unter normalen Wetterbedingungen auf mehr als 280 Millionen Euro. 2019 hatte das Unternehmen knapp 274 Millionen Euro umgesetzt, dabei aber auch zum Teil von sehr viel Sonne und Wind profitiert. Bereinigt um diesen Effekt hätte der Umsatz 263 Millionen Euro betragen. Beim operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) werde weiter ein Wert von mehr als 220 Millionen Euro erwartet. Im vergangenen Jahr hatte der um Wettereffekte bereinigte operative Gewinn knapp 211 Millionen Euro betragen.

Roche: Der Schweizer Pharmakonzern erhält für sein Krebsmedikament Tecentriq eine weitere Zulassung. Das Präparat wird in der Schweiz von Swissmedic als erstes und einziges Mittel in Kombination mit Avastin zur Behandlung der häufigsten Form von Leberkrebs zugelassen. Die Zulassung gelte für Patienten, die an einem inoperablen oder metastasierenden hepatozellulären Karzinom leiden und die zuvor noch keine systemische Therapie erhalten haben, teilte Roche am Montag in Basel mit. Die Häufigkeit von Leberkrebs nehme zu und sei speziell in fortgeschrittenen Stadien schwierig zu behandeln, hieß es weiter. Durch diese Therapie könne ein deutlich längeres Überleben erreicht werden als mit der derzeitigen Standardbehandlung. In der Schweiz wird laut Mitteilung jedes Jahr bei etwa 850 Menschen Leberkrebs diagnostiziert, weltweit sind es jedes Jahr rund 750 000.

TikTok: Die populäre Video-App kann in den USA vorerst ohne Einschränkungen weitergenutzt werden. Das US-Handelsministerium gab bekannt, dass es nicht versuchen werde, eine Anordnung umzusetzen, die das Aus von Tiktok im US-Markt zum 12. November bedeuten sollte. Die Frist wurde zunächst bis zum 27. November verlängert. Man werde zunächst die Entwicklung von Gerichtsverfahren abwarten, hieß es. US-Präsident Donald Trump und seine Regierung hatten Tiktok auf verschiedenen Wegen unter Druck gesetzt. Zwei der Anordnungen wurden in den vergangenen Wochen mit einstweiligen Verfügungen ausgesetzt, bei der dritten machte das Handelsministerium nun einen Rückzieher. Es wollte den chinesischen Tiktok-Eigentümer Bytedance zwingen, sich bis zum 12. November von Eigentum mit Bezug zum Betrieb der App in den USA zu trennen. Trump bezeichnete die App als Sicherheitsrisiko, weil chinesische Behörden über sie an Daten von US-Bürgern kommen könnten. Er wollte erzwingen, dass zumindest das US-Geschäft von Tiktok unter Kontrolle amerikanischer Besitzer kommt.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Homepage Biontech

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