Biontech: Impfstoff in Ecuador und Chile zugelassen – wann zieht die EU nach? ++ Daimler: EU-Absatz im November Minus 15 Prozent ++ Evotec: RBC lobt neue Meilensteinzahlung

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die US-Notenbank Federal Reserve setzt ihre Krisenpolitik angesichts der weiter schwelenden Corona-Pandemie fort. Die Leitzinsen bleiben in der Nähe der Nulllinie, während weiterhin jeden Monat dreistellige Milliardenbeträge in die amerikanische Wirtschaft gepumpt werden. Die Fed werde all ihre Instrumente nutzen, um die Wirtschaft in dieser „herausfordernden Zeit“ zu stützen, heißt es in einer Erklärung zum Zinsentscheid der Notenbank vom Mittwoch.

Während der Leitzins in einer Spanne von null bis 0,25 Prozent bleibt, sollen die milliardenschweren Anleihekäufe sollen solange fortsetzen werden, bis „substanzielle Fortschritte“ in den Zielen der Fed erreicht sind. Auf diese Klarstellung hatten Beobachter gewartet. Zurzeit kauft die Fed Staatsanleihen und hypothekenbesicherte Wertpapiere im Wert von monatlich 120 Milliarden US-Dollar. Die Käufe haben die Bilanz der Fed in ungekanntem Ausmaß aufgebläht.

„Die Entwicklung der Wirtschaft hängt stark vom weiteren Verlauf der Virus-Krise ab“, erklärte die Fed. Die wirtschaftliche Aktivität, die Beschäftigung und die Inflation würden durch die Krise belastet. Der Wirtschaftsausblick sei durch erhebliche Risiken durch die Pandemie gekennzeichnet.

Zugleich gibt sich die Notenbank etwas zuversichtlicher für die konjunkturelle Entwicklung. Die Wirtschaftsleistung dürfte infolge der Corona-Pandemie in diesem Jahr zwar zurückgehen, allerdings weniger stark als bisher erwartet. Die Wachstumsprojektionen für die Jahre 2021 und 2022 wurden jeweils leicht angehoben.

Konkret geht die Fed in diesem Jahr von einer um 2,4 Prozent schrumpfenden Wirtschaft aus. Bisher wurde ein Rückgang um 3,7 Prozent angenommen. Für 2021 wird ein Wirtschaftswachstum von 4,2 Prozent prognostiziert, anstatt den bisher angenommenen 4,0 Prozent. Für 2022 beträgt die erwartete Wachstumsrate 3,2 anstatt 3,0 Prozent.

Die Arbeitslosigkeit dürfte den Prognosen zufolge in den Jahren 2020 bis 2022 nicht so hoch ausfallen wie bisher befürchtet. Die Inflationsprognosen wurden für 2021 und 2022 leicht erhöht. Die Erwartungen der Fed ergeben sich aus den jeweiligen Prognosen der einzelnen Notenbankmitglieder.

Dax auf dem Weg zu neuem Allzeithoch!

Der Dax steigt am Donnerstag mit großen Schritten in Richtung Rekordhoch. Am Vortag hatte es der Leitindex nach langer Zeit endlich geschafft, den Corona-Crash-Verluste vollständig wieder aufzuholen. Er hatte es dabei aber letztlich noch nicht über die 13 600 Punkte geschafft, was ihm nun aber spielend gelang. Er kam dem bisherigen Rekord von 13.795 Punkten vom Februar nahe.

In den Anfangsminuten stieg der Leitindex um 0,88 Prozent auf 13 684,76 Punkte, in der Spitze fehlten ihm nur noch gut 70 Punkte für einen Rekord. Der MDax setzte sich weiter über den 30.000 Punkten ab, die er am Vortag erstmals überschritten hatte. Er stieg zuletzt um 0,49 Prozent auf 30.119,79 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte um 0,69 Prozent auf 3.567,57 Zähler zu.

„Der deutsche Leitindex startet mit etwas Verspätung doch noch seine Jahresendrally“, sagte Marktexperte Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel. Der Charttechniker sieht nun ein kurzfristiges Kursziel bei knapp 14 000 Punkten. Dabei treibt vor allem die Hoffnung, die Anleger in die bald beginnenden Impfungen gegen das Coronavirus legen.

Biontech/Pfizer: EU-Entscheidung

Nach Mexiko haben auch die lateinamerikanischen Länder Ecuador und Chile dem vom Mainzer Unternehmen Biontech und dessen US-Partner Pfizer entwickelten Corona-Impfstoff eine Zulassung erteilt. Noch diesen Monat werde ein Flugzeug mit den ersten 20.000 Dosen der Impfung in Chile landen, sagte der chilenische Präsident Sebastián Piñera in einer Fernsehansprache am Mittwochabend (Ortszeit). Das Institut für öffentliche Gesundheit hatte den Impfstoff am Mittwoch vorläufig zugelassen, was einer Notfallzulassung entspricht. In Ecuador gab Gesundheitsminister Juan Carlos Zevallos bekannt, dass von Januar an die ersten 50.000 Impfdosen von Biontech/Pfizer ankommen würden.

Mexikos staatliche Kommission zum Schutz vor Gesundheitsrisiken hatte dem Impfstoff am Freitag wie die US-Arzneimittelbehörde FDA eine Notfallzulassung erteilt. Bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) wurde die Zulassung des Corona-Impfstoffs in der EU beantragt, eine Entscheidung darüber soll am Montag kommender Woche fallen – acht Tage früher als geplant.

Bereits Anfang Dezember hatte die britische Aufsichtsbehörde für Arzneimittel dem Präparat von Biontech/Pfizer eine Notfallzulassung erteilt. Damit wurde Großbritannien der erste Staat weltweit, der das Vakzin freigab. Inzwischen haben unter anderem Kanada, Bahrain, Saudi-Arabien, Panama und Costa Rica den Impfstoff genehmigt. Lateinamerika gehört zu den Brennpunkten der Corona-Krise. Strenge Ausgangsbeschränkungen konnten die Ausbreitung des Virus in einigen Ländern zunächst zwar etwas bremsen. Aber vielerorts sind die Corona-Zahlen zuletzt wieder angestiegen. Neben Brasilien sind Argentinien, Kolumbien, Peru und Mexiko besonders stark betroffen.

Direkt nach Weihnachten Impfungen in Deutschland?

In Deutschland könnten am 27. Dezember die ersten Menschen gegen das Coronavirus geimpft werden. Die Bundesländer stellen sich auf dieses Datum ein, wie die zuständige Berliner Senatsverwaltung als Vorsitz der Gesundheitsministerkonferenz am Mittwochabend mitteilte. Dies sei Ergebnis einer Schaltkonferenz mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), hieß es auch aus Regierungskreisen. Die Gesundheitsministerkonferenz der Länder erklärte, begonnen werden solle damit insbesondere in Pflegeheimen.

Die Bundesregierung setzt auf eine europäische Zulassung für den ersten Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer noch kurz vor Weihnachten. Wie aus Teilnehmerkreisen der Bund-Länder-Beratungen verlautete, wird als Voraussetzung für einen Start am 27. Dezember eine Zulassung durch die EU-Kommission am 23. Dezember angenommen. Die konkreten Impfstoff-Chargen müssen auch noch vom Paul-Ehrlich-Institut des Bundes geprüft werden.

Deutsche Autobauer: BMW schlägt sich im November am Besten

Verschärfte Maßnahmen im Zuge der zweiten Corona-Welle in mehreren europäischen Ländern haben die Neuzulassungen auf dem EU-Automarkt weiter einbrechen lassen. Im November ging die Zahl der in der Europäischen Union neu registrierten Autos im Vergleich zum Vorjahresmonat um 12 Prozent auf 897 692 Fahrzeuge zurück, wie der europäische Branchenverband Acea am Donnerstag in Brüssel mitteilte. Der Rückgang in Deutschland fiel mit einem Minus von 3 Prozent vergleichsweise moderat aus.

Die anderen großen europäischen Märkte erwischte es deutlich härter: In Spanien gingen die Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahr um 18,7 Prozent zurück, in Frankreich sogar um mehr als ein Viertel. Auf dem italienischen Automarkt stand ein Minus von 8,3 Prozent zu Buche.

Daimler musste bei den Neuzulassungen in der Europäischen Union im November ein Minus von 15 Prozent hinnehmen, womit die Stuttgarter unter den deutschen Autobauern am schlechtesten dastanden. Bei VW betrug das Minus 13 Prozent, bei BMW waren es minus 6,4 Prozent. Auch die Opel-Mutter PSA und Renault verzeichneten genauso wie alle anderen größeren Autokonzerne deutliche Einbußen.

Nach elf Monaten liegt die Zahl der EU-Neuzulassungen in diesem Jahr mit insgesamt rund 8,9 Millionen Autos gut ein Viertel unter dem Vorjahreswert. Einzig im September wurde ein Zulassungsplus verzeichnet worden, in allen anderen Monaten des Jahres waren die Zahlen teils erheblich rückläufig. Den bisherigen Negativrekord stellte der Lockdown-Monat April mit einem Einbruch der Neuzulassungen um 76,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf.

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Kurz & knapp:  

Evotec: Das Analysehaus RBC hat die Einstufung für das deutsche Biotech nach einer Meilensteinzahlung auf „Outperform“ mit einem Kursziel von 32 Euro belassen. Analyst Charles Weston wertete die Fortschritte in der Kooperation mit Bristol Myers Squibb positiv für den Hamburger Wirkstoffforscher. Mit der Aussicht auf eine Umsatzbeteiligung, sollten aus der Allianz Medikamente bis hin zur Marktreife entstehen, verminderten sich die Risiken in der Technologieplattform und in den Forschungsprojekten des MDax-Unternehmens. Weston schätzte die Umsätze durch die Meilensteine auf 16 Millionen Euro. Diese dürften im kommenden Jahr fließen.

Novartis: Der Schweizer Pharmakonzern holt sich mit der Übernahme des US-Biotechunternehmens Cadent Therapeutics zwei neue Kandidaten in die Pipeline. Das US-Unternehmen sei vor allem im Bereich der Neurowissenschaften unterwegs und verfüge derzeit über zwei klinische Programme zur Behandlung von Schizophrenie und eines für Bewegungsstörungen. Die Vereinbarung beinhalte auch einen Buyout von Meilensteinen und Lizenzgebühren für MIJ821, ein Molekül im klinischen Stadium, das Novartis 2015 exklusiv von Cadent lizenziert hatte, wie der Basler Konzern am Donnerstag mitteilte. Novartis entwickelt MIJ821 aktiv für behandlungsresistente Depressionen. Laut der Vereinbarung werde Novartis das gesamte ausstehende Aktienkapital von Cadent gegen eine Vorauszahlung und Meilensteinzahlungen erwerben. Die genaue Summe wird nicht genannt. Die beiden Unternehmen gehen laut Mitteilung davon aus, dass die Transaktion im ersten Quartal 2021 abgeschlossen sein wird.

Rio Tinto: Nach dem Debakel um die Sprengung zweier heiliger Stätten australischer Ureinwohner hat der Bergbaukonzern einen neuen Chef gefunden. Der derzeitige Finanzvorstand Jakob Stausholm solle mit dem Jahreswechsel zum Vorstandsvorsitzenden aufsteigen, teilte der australisch-britische Bergbaukonzern am Donnerstag in Melbourne mit. Noch-Chef Jean-Sebastien Jacques solle seinen Posten am selben Tag räumen und werde das Unternehmen am 31. März verlassen. Stausholm arbeitet seit 2018 als Finanzvorstand in dem Konzern.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Homepage Biontech

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