Bitcoin: ETF erneut verschoben! – Die Gründe dafür und warum die Krypto-Welt so scharf auf einen ETF ist

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die US-Börsenaufsicht SEC hat die Entscheidung über den Antrag für einen Bitcoin-ETF von der Investment-Gesellschaft VanEck und Partner SolidX erneut verschoben, diesmal bis zum 19. August 2019. Das kommt keineswegs überraschend, der überwiegende Teil der Marktbeobachter und Krypto-Experten hatte bereits mit einer weiteren Verschiebung gerechnet. Der VanEck/SolidX-Antrag wurde erstmals im Juni 2018 eingereicht und eine Entscheidung seitdem mehrmals von der SEC verschoben. Gründe hierfür waren die Gefahr durch Manipulation und Liquiditätsprobleme im Markt.

VanEck ist ein aktiver Vermögensverwalter mit Hauptsitz in New York und (Stand 2016) der neunt größte ETF-Anbieter der Welt. SolidX ist ein Blockchain-Unternehmen, das von CBOE Global Markets, dem Vaterunternehmen der Chicago Board Options Exchange, unterstützt wird, die größte Optionsbörse der USA.

ETF-Entscheidung verschoben – BTC-Preis unbeeinflusst

Den Bitcoin Preis hat die (erwartete) Verschiebung nicht beeinflusst. Nach der Korrektur um gut tausend Dollar am letzten Wochenende hat sich der BTC wieder annähernd an die 8000er Marke zurückgekämpft und bewegt sich seitdem leicht unter diesem Wert. Die Verkündung der SEC am Montagabend hat den Kurs kaum beeinflusst.

Eine Ablehnung oder eine Genehmigung dürfte jedoch eine massive Auswirkung auf den Bitcoin-Preis haben. Ein BTC-ETF könnte Tür und Tor sowohl für institutionelles Geld öffnen, als auch für weitere Privatanleger, denen die technischen Hürden beim Kauf von Kryptowährungen über den bisher möglichen Weg zu hoch sind.

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Warum wird ein Bitcoin-ETF so sehr von den Krypto-Investoren herbeigesehnt?

Ein ETF bietet einige unschlagbare Vorteile: Ein ETf ist ein Fonds, der die Eigentumsrechte eines zugrunde liegenden Vermögenswerts hält, beispielsweise von Aktien, Gold, oder eben auch Kryptowährungen. Der Fonds besitzt beispielsweise eine Tonne Gold, das zu jedem Zeitpunkt den Wert des Goldes hat, und gibt dann Anteile des Fonds zu dem Preis aus, der im Verhältnis zum Preis des zugrunde liegenden Vermögenswerts gemessen wird. Die Aktionäre besitzen nicht das Gold, sondern lediglich die Anteile an der „Gesellschaft“ (Die Ausgeber des ETF), die das Gold hält. Die „Aktien“ sind leicht handelbar und bieten Anlegern ein hohes Maß an Flexibilität.

Technisch gesehen kann ein ETF als marktfähiges Wertpapier bezeichnet werden, das finanzielle Vermögenswerte wie Fonds, Indizes, Anleihen oder Rohstoffe nachbildet.

Was würde das nun für einen Unterschied speziell in Bezug auf Bitcoin machen?

Die größte Stärke des Bitcoin ist gleichzeitig auch eine Schwäche: Bitcoins sind immer unter der Kontrolle des Besitzers, da man nur mittels eines sogenannten Private Key Zugriff auf sie hat. Wirklich nur der Besitzer dieses kryptographisch verschlüsselten Zugriffscodes kann die dahinter liegenden Bitcoins benutzen und versenden. Eine große Stärke, da keine Drittpartei wie beispielsweise eine Bank mehr benötigt wird.

Der Nachteil: Sollte man den Private Key verlieren, dann hat man keinen Zugriff mehr auf die dahinter liegenden Bitcoins - nie wieder! Sie sind unwiderruflich verloren.

Bitcoin stellt durch all seine technologischen Vorteile der Dezentralität und des Vergleichs mit Gold als unabhängigem Wertspeicher ein potenziell lukratives Investment auch für institutionelle Investoren dar. Doch für Investment-Unternehmen, die Billionen von Dollar an Kundengeldern betreuen, ist die Gefahr des Verlustes des eingesetzten Kapitals durch einen verlorenen Private Key ein unglaublich hohes Risiko. Ein ETF könnte genau dieses Risiko ausschalten und deswegen wird die Genehmigung eines ETFs auch als Startschuss für den Eintritt von institutionellem Geld in den Krypto-Sektor angesehen. Es würde eine bessere Vertrauensbasis schaffen, da Großanleger behutsam und zunächst indirekt über den ETF in den Markt eintreten könnten. Ein ETF bietet technische Sicherheit, da es ein traditionelles, vertrautes Finanzinstrument ist und auch auf rechtlicher, regulatorischer Ebene wesentlich besser abgesichert ist. Viele Investoren erwarten, dass bei einer Genehmigung der ETF-Lizenz das Interesse an Krypto-Assets explodieren wird.

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Aus der Vergangenheit lernen - Gold ETFs

Da Bitcoin oft mit Gold verglichen wird und von vielen als verbesserte, digitale Version von Gold als Vermögensspeicher angesehen wird, eignet sich hier ein Vergleich, um zumindest einen Bezugspunkt für eine weitere Einschätzung der Durchschlagskraft eines ETFs auf den Preis zu haben.

Vor Gold-ETFs beschränkten sich die Anleger hauptsächlich auf den Kauf von Münzen oder Goldbarren. Also eine sehr umständliche Form der Anlage. Der erste Gold-ETF wurde am 28. März 2003 aufgelegt und an der australischen Wertpapierbörse gehandelt. In den USA war der GLD der erste Gold-ETF, der die Zulassung für den Handel erhielt, und feierte im November 2004 sein Börsen-Debüt.

GLD Performance seit der Einführung im Nov 2004 – Quelle: TradingView.com

Der Einführung von Gold-ETFs ging eine enorme Peiserholung des Rohstoffes voraus. Einige Analysten gehen davon aus, dass die Erleichterung des Zugangs zum Goldpreisengagement in Kombination mit dem „Hype“ um das neue Finanzprodukt zumindest teilweise zu dem Aufwärtstrend geführt hat, den die Anlage zwischen 2004 und 2012 verzeichnen konnte (wie im Chart zu sehen).

Natürlich ist die ETF-Einführung nicht der einzige Faktor, der den Goldpreis in dieser Zeit beeinflusst hat. Nur ein weiteres Beispiel wäre die politische und wirtschaftliche Instabilität der Finanzkrise 2008 und der Eurokrise 2011, die dem Preisanstieg sehr viel Feuer gegeben hat. Allerdings scheinen ETFs dieses Wachstum verstärkt zu haben, indem sie institutionellen Anlegern das Engagement erleichtern.

Ob die Emission eines Bitcoin-ETF einen ähnlichen Einfluss auf den Preis haben würde, ist nicht wirklich absehbar, der Sektor erhofft sich jedoch einen solchen Effekt. Das ist der Grund, warum der BTC-ETF stark im Fokus der Krypto-Welt liegt.

Wie sehen die Bedenken der SEC aus?

Die Hauptprobleme sieht die SEC in der fehlenden Regulierung, der extremen Volatilität des Marktes und eben der technischen Sicherheitslücken.

In einem im Januar 2018 herausgegebenen Statement unterstrich die SEC bereits die Notwendigkeit, dass der Fonds in der Lage sein muss, den Wert der zugrunde liegenden Bitcoin-Vermögenswerte gegen die extreme Marktvolatilität zu schützen. Die Liquidität muss für die Anleger gewährleistet sein und die Anteile müssen jederzeit rückzahlbar sein. Auch die Fähigkeit des Fonds, wirklich sichere Verwahrdienste für die Bitcoin-Vermögenswerte und deren Private Keys bereitzustellen und die Sicherheit der Vermögenswerte zu gewährleisten, wurde von der SEC kritisch gesehen.

Das mangelnde Wissen der Anleger sowie die Möglichkeit der Marktmanipulation und der anhaltende Mangel an Regulierung sind in den Augen der Behörde auch jetzt anscheinend noch ein zu großer Risikofaktor. Der 19. August sollte jedoch als wichtiges Datum im Kalender angestrichen werden für alle Investoren, die im Krypto-Sektor involviert sind.

Von Alexander Mayer

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Titelfoto: TierneyMJ / Shutterstock.com

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