Blick auf den Finanz-Sektor 2020: Warum Versicherer-Aktien eine gute Wahl sein könnten

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Innerhalb des europäischen Aktienmarktes ist der Finanzsektor einer derjenigen, der in den letzten 10 Jahren mit am meisten zu kämpfen hatte. Vor allem die Banken-Branche musste hohe Kursverluste verkraften. Blickt man auf die vergangene Dekade zurück, steht ein Minus von knapp 38 Prozent für den europäischen Bankenindex zu Buche, während die US-Konkurrenz sich im selben Zeitraum verdreifacht hat.

Ob das Jahr 2020 und der Start ins neue Jahrezehnt auch eine Chance auf ein Comeback für den Banken-Sektor wird, bleibt abzuwarten. Jüngst hat JPMorgan Chase eine etwas überraschende Einschätzung abgegeben, dass europäische Banken in der ersten Jahreshälfte 2020 eine Outperformance gegenüber dem breiteren Markt erzielen könnten und bevorzugen sie zum ersten Mal seit drei Jahren wieder gegenüber US-amerikanischen Banken. Gesprochen wird von einem Potenzial von bis zu 15 Prozent gegenüber dem breiten Bankenmarkt.  Aus Sicht von Börsenveteran Hans A. Bernecker dürfte der Banken-Sektor einer der schlechtesten für 2020 werden und kaum ein Comeback, sondern eher eine Turnaround-Spekulation darstellen. Mehr dazu in unserer morgigen Ausgabe von „Drei Fragen an Bernecker“.

Ein Blick könnte sich aber auf den europäischen Versicherungs-Sektor lohnen, der im vergangenen Jahrezehnt wesentlich besser performt hat, als der Banken-Sektor und auch den breiten europäischen Aktienmarkt geschlagen hat. Während der Stoxx 600 Europe in dieser Zeit ein Plus von 61 Prozent machen konnte, haben Versicherungs-Werte um über 106 Prozent zugelegt.

Das ist zwar nicht so gut wie die Performance des Dax von über 120 Prozent, doch die Versicherungs-Titel bieten mit einer vergleichsweise guten Dividendenrendite von um die 5 Prozent und einem soliden Gewinnwachstum trotzdem einige Qualitäten. Jedoch hatten die europäischen Versicherer auch gegenüber ihren US-Pendants im letzten Jahrzehnt das Nachsehen. Der Dow Jones US Insurance Index hat in dieser Zeit ein Plus von über 187 Prozent gemacht.

Versicherer kommen besser mit Nullzinsen klar

Im Vergleich mit den Banken kommen die Versicherer um einiges besser mit dem anhaltenden Nullzins-Umfeld zurecht, die Kursentwicklung ist ein gutes Indiz dafür. Laut dem US-Analysehaus Morgan Stanley konnten sich die Versicherer in den vergangenen Jahren durch eine Verschiebung der Geschäftsschwerpunkte – weg vom Lebensversicherungsgeschäft und mehr hin zum Schaden- und Unfallversicherungs­geschäft, sowie steigender Versicherungsprämien – besser gegen das Niedrigzinsumfeld wappnen. Die Munich Re hat zudem in einem Ausblick für 2020 herausgestellt, dass die globalen Erstversicherungsprämien voraussichtlich um 370 Milliarden Euro auf insgesamt 4,7 Billionen Euro ansteigen werden.

Dies würde laut dem Bericht einem Wachstum von durchschnittlich  4.2 Prozent pro Jahr entsprechen. Damit dürfte sich jedoch auch der seit 2016 anhaltende Trend fortsetzen, dass global die Versicherungswirtschaft langsamer wächst als die Wirtschaft insgesamt (erwartetes BIP-Wachstum bis 2020: nominal 4,4 Prozent).

Laut der Bank of America würden Versicherungsaktien jedoch allgemein gut in das derzeitige Marktumfeld passen – Der späte Konjunkturzyklus nähert sich tendenziell einer Rezession und Versicherungen als defensive Werte mit einem stabilen Geschäftsfeld und wenig Marktkorrelation können daher stark sein.

Auch Chef-Analgestratege Dr. Ulrich Stephan von der Deutschen Bank nennt in seinem jüngsten Markt-Kommentar an Kunden vor allem die europäischen Versicherer angesichts einer erwarteten Konjunkturerholung, stabiler Renditen, leicht steigender Risikoaufschläge bei Unternehmensanleihen und 7,7 Prozent Gewinnwachstum für eine weitere positive Entwicklung als gut aufgestellt.

Laut einer Trendstudie des Marktforschungsunternehmens Lünendonk & Hossenfelder für die Versicherungsbranche 2020 werden einige Marktstrukturveränderungen vorausgesehen, darunter mehr Zusammenschlüsse zwischen Versicherungen als bisher, aber auch Kooperationen mit Banken zur Erschließung des Geschäfts mit dem Vermögensmanagement. Viele der befragten Führungskräfte aus der Versicherungswirtschaft sehen auch Herausforderungen durch den weiter volatilen Kapitalmarkt.

Die größte Herausforderung wird aber in der Umsetzung von regulatorischen und gesetzlichen Vorgaben gesehen. Darunter vor allem die Überprüfung von „Solvency II“ durch die europäischen Aufsichtsbehörden Mitte des Jahres.  Das ist eine Richtlinie der Europäischen Union, mit der das europäische Versicherungsaufsichtsrecht grundlegend reformiert wurde. Die Umsetzung der Neuregelung wird allerdings nicht vor 2023 erwartet.

onvista-Redaktion

Titelfoto: jirsak / Shutterstock.com

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