BMW, Daimler & VW: EU-Autoabsatz „nur noch“ in etwa halbiert ++ RWE: Doppelte Kaufempfehlung lässt Aktie steigen ++ SAP: Zahlen von Konkurrent Oracle belasten leicht

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Die US-Notenbank hat ihre Auffassung bekräftigt, dass die konjunkturelle Entwicklung in der Corona-Krise von hoher Unsicherheit gekennzeichnet ist. Produktion und Beschäftigung lägen weit unter ihrem Vorkrisenniveau, sagte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell am Dienstag vor einem Parlamentsausschuss per Videokonferenz. Die Unsicherheit über die Stärke und Dauer der konjunkturellen Erholung sei erheblich. Allerdings hätten zuletzt einige Indikatoren auf eine Stabilisierung, in einigen Bereichen sogar auf eine leichte Belebung hingedeutet.

Die Äußerungen Powells folgen auf sehr düstere Ausführungen, die er vergangene Woche nach der Zinssitzung der Notenbank getätigt hatte. Damit hatte der Fed-Chef die Finanzmärkte verschreckt, was zu deutlichen Kursverlusten an den internationalen Börsen geführt hatte. Powell bekräftigte jetzt, eine umfängliche konjunkturelle Erholung sei unwahrscheinlich, so lange die Corona-Pandemie nicht unter Kontrolle sei.

Dax überlegt es sich noch einmal anders

Nachdem die Frühindikationen für der deutschen Leitindex kurz vor Handelsstart ins Minus gedreht waren, vollzieht das Börsenbarometer zum Handelsstart eine erneute Kehrtwende. Mit 12.343,07 Punkten startet der Dax mit einem Plus von 0,24 Prozent in die Wochenmitte.

BMW, Daimler & VW: Autoabsatz in der EU „nur noch“ in etwa halbiert

Die Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie haben den Autoabsatz in der EU auch im Mai stark unter Druck gesetzt. Dank der Lockerungen für Autohäuser in vielen Ländern fiel der Einbruch der Neuzulassungen im Vergleich zum April jedoch deutlich geringer aus. Insgesamt wurden in der Europäischen Union 581.161 Pkw neu zugelassen und damit gut 52 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie der europäische Branchenverband Acea am Mittwoch in Brüssel mitteilte. Das waren immerhin mehr als doppelt so viele Autos wie im April, als sich der Einbruch auf 76 Prozent belaufen hatte.

In den wichtigen Märkten Deutschland, Frankreich und Italien lag der Rückgang im Mai mit rund 50 Prozent etwa im Schnitt aller EU-Länder. In Spanien fiel er mit rund 73 Prozent deutlich stärker aus. In Großbritannien – das nicht mehr zur EU zählt – brachen die Neuzulassungen sogar um 89 Prozent ein.

Von dem allgemeinen Trend konnte sich keine der großen Automarken abkoppeln. Der VW-Konzern kam bei den Neuzulassungen auf ein Minus von 52 Prozent, für BMW inklusive Mini sowie Daimler mit Smart ging es um 50 Prozent abwärts. Der PSA-Konzern mit Marken wie Peugeot, Citroen und Opel musste einen Rückgang um 56 Prozent hinnehmen. Fiat Chrysler kam auf Minus 55 Prozent, bei Renault waren es minus 53 Prozent. Hyundai samt Kia schlug sich mit mit einem Rückgang von 48 Prozent nur wenig besser.

In den ersten fünf Monaten des Jahres wurden in der EU damit gut 3,3 Millionen Pkw neu zugelassen, das sind 41,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Während der Absatzrückgang in Spanien, Italien und Frankreich jeweils bei Werten um die 50 Prozent lag, fiel er in Deutschland mit 35 Prozent noch vergleichsweise glimpflich aus.

RWE: Doppelte Kaufempfehlung erfreut Anleger

RWE-Aktien sollten am Mittwoch nach Empfehlungen durch die Banken HSBC und Berenberg im Augen behalten werden. Zu Handelbeginn überwindet der Kurs die Marke von 30 Euro. Damit etablieren sie sich weiter über der 21-Tage-Linie, die aktuell bei 29,85 Euro verläuft. Unter diesen weiterhin nach oben gerichteten Indikator der kurzfristigen Kursentwicklung waren sie zwar zum Wochenstart gerutscht, hatten ihn aber bereits am Dienstag zurückerobert.

So stuften die HSBC-Analysten die Papiere des Energiekonzerns auf „Kaufen“ hoch und hoben das Kursziel auf 37 Euro an. Berenberg-Experte Andrew Fisher schraubte sein Kursziel mit nun 35,50 Euro nicht ganz so deutlich nach oben, sieht damit aber immer noch reichlich Potenzial und rät weiterhin zum Kauf der RWE-Titel. Der Stromkonzern sei von der Corona-Krise weitgehend verschont geblieben und zudem auf gutem Wege zu deutlich größeren Kapazitäten der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern, lobte Fisher.

Kurz & knapp:

SAP: Eine schwächere Software-Nachfrage aufgrund der Corona-Pandemie setzt dem SAP-Rivalen Oracle zu. In den drei Monaten bis Ende Mai sank der Umsatz verglichen mit dem Vorjahreswert um sechs Prozent auf 10,4 Milliarden Dollar (9,2 Mrd Euro), wie das Unternehmen am Dienstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Der Nettogewinn ging um 17 Prozent auf 3,1 Milliarden Dollar zurück. Zwar legte das Cloud-Geschäft mit IT-Diensten im Internet weiter zu, dennoch musste der US-Konzern pandemiebedingt Abstriche machen. Die Ergebnisse hätten darunter gelitten, dass stark von der Corona-Krise betroffene Firmen einige Aufträge verschoben, sagte Vorstandschefin Safra Catz. Analysten hatten mit höheren Erlösen gerechnet, die Aktie reagierte nachbörslich mit Kursverlusten. Den Kurs von SAP belasten die Zahlen heute nicht ganz so stark

Lufthansa: Großaktionär Heinz Hermann Thiele hat seinen Anteil vor der entscheidenden außerordentlichen Hauptversammlung zum Staatseinstieg kräftig aufgestockt. „Am Montagabend habe ich die meldepflichtige Schwelle von 15 Prozent überschritten“, sagte der Unternehmer der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Mittwochausgabe). „Die Aufsto­ckung ist kein Signal, auf der Haupt­ver­samm­lung gegen irgend­et­was zu stim­men“, betonte Thiele zwar. Er kritisierte aber, dass Lufthansa-Chef Carsten Spohr nicht die mit dem Bund behandelten Alternativen benannt habe. „Die muss der Vorstand auf den Tisch legen“, sagte Thiele. „Ich schät­ze Herrn Spohr, aber mir reicht die Aussa­ge von ihm nicht, es sei alles geprüft worden und eigene Vorstel­lun­gen seien nicht durch­setz­bar gewe­sen. Ich glaube, man hätte inten­si­ver verhan­deln können.“  Der Frage nach seinem Stimmverhalten auf der Hauptversammlung wich der Unternehmer mehrmals aus. Auch, ob er gegen einen eventuellen Beschluss der Hauptversammlung vorgehen würde, beantwortete Thiele zurückhaltend. „So weit bin ich noch gar nicht“, sagte er. „Ich sehe aber jetzt eine Chance, das Thema noch einmal aufzu­ma­chen.“

Hugo Boss: Der Modekonzern bekommt mit Daniel Grieder den avisierten neuen Vorstandsvorsitzenden. Der 58-jährige Ex-Tommy-Hilfiger-Chef wird sein Amt am 1. Juni 2021 antreten, wie Hugo Boss am Dienstagabend in Metzingen mitteilte. Wie bereits bekannt scheidet Noch-Unternehmenschef Mark Langer zum 30. September 2020 aus dem Unternehmen aus. Finanzvorstand Yves Müller fungiert für die Übergangszeit vom 1. Oktober 2020 bis zum 31. Mai 2021 als Sprecher des Vorstandes. Der neue Hoffnungsträger Grieder ist der Mitteilung zufolge seit mehr als 30 Jahren in der Modebranche tätig, die meiste Zeit in verschiedenen Funktionen für die Marke Tommy Hilfiger. Seit 2014 war er Vorstandschef von Tommy Hilfiger Global und PVH Europe. Der US-amerikanische Modekonzern PVH, dem die Marke Tommy Hilfiger gehört, hatte das Ausscheiden von Grieder bereits bestätigt.

Redaktion onvista / dpa-AFX

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