BMW: Rund eine Milliarde Euro bei Kartellstrafe gespart ++ Lufthansa: Thiele-Erben verkaufen über 50 % der Beteiligung ++ Osram: Delisting-Angebot startet heute

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die US-Regierung will den internationalen Steuerschlupflöchern an den Kragen.  Daher fordern die USA einen globalen Mindeststeuersatz für international tätige Unternehmen von wenigstens 15 Prozent. Das schlugen US-Vertreter bei Verhandlungen im Rahmen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vor, wie das Finanzministerium am Donnerstag mitteilte. Die 15 Prozent seien „eine Untergrenze und die Diskussionen sollten fortgesetzt werden, um ehrgeizig zu sein und den Steuersatz zu erhöhen“, hieß es.

Die USA seien angesichts der positiven Reaktionen und dem „beispiellosen Fortschritt hin zu einer globalen Mindeststeuer für Unternehmen“ ermutigt, erklärte das Finanzministerium weiter. Dem globalen Wettrennen um den niedrigsten Steuersatz, bei dem die meisten Länder verlören, müsse gemeinsam ein Ende bereitet werden. Dies werde zu einem faireren Steuersystem führen und die Einnahmen verbessern, um wichtige Investitionen zu ermöglichen, hieß es.

US-Finanzministerin Janet Yellen hatte sich Anfang April für eine globale Mindeststeuer ausgesprochen und wollte dafür auch im Rahmen der Gruppe der G-20-Staaten werben. Das Ziel sei es, sich im Umgang mit den Konzernen nicht gegenseitig zu unterbieten, sagte Yellen. Die frühere US-Regierung vom damaligen Präsidenten Donald Trump hatte Bemühungen um eine globalen Mindeststeuersatz abgelehnt. Sie fürchtete, dass international tätige US-Konzerne dadurch schlechter gestellt würden.

Nach Ansicht von Kritikern nutzen viele international tätige Konzerne alle legalen Möglichkeiten, um Gewinne nach Bedarf über den Globus zu verschieben und damit möglichst wenig Steuern zu zahlen. Für Ärger sorgt auch, dass viele vor allem übers Internet tätige Konzerne dadurch zu wenig Abgaben in den von ihnen bedienten Märkten zahlen.

DAX: Das Wochenende kann kommen

Der Dax hat sich am Freitag auf seinem wieder erhöhten Niveau behauptet. Kurz nach dem Xetra-Start gewann er 0,27 Prozent auf 15 411,65 Punkte. Für eine positive Wochenbilanz fehlen ihm nur wenige Punkte. Der MDax legte am Freitag um 0,18 Prozent auf 32 403,53 Zähler zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,3 Prozent.

Vor zwei Tagen war der deutsche Leitindex erneut unter die runde Marke gefallen, am Vortag hatte er sich mit einem Kurssprung um 1,7 Prozent dann aber wieder in Richtung seines auch in dieser Woche aufgestellten Rekordes von 15 538 Zählern bewegt. Zu Wochenschluss rücken nun Einkaufsmanagerindizes in den Fokus.

BMW: Weniger ist in diesem Fall mehr

Der BMW-Konzern muss im EU-Kartellverfahren gegen deutsche Autobauer wohl deutlich weniger Strafe berappen als veranschlagt. Von einer vor zwei Jahren wegen der Anschuldigungen gebildeten Rückstellung in Höhe von 1,4 Milliarden Euro löst BMW rund eine Milliarde Euro wieder auf, wie der Dax -Konzern am Donnerstag in München überraschend mitteilte. Der Konzern gehe aufgrund des Verfahrensfortgangs davon aus, dass die EU-Kommission ihre Vorwürfe gegen das Unternehmen in inhaltlicher und zeitlicher Hinsicht erheblich beschränken werde, hieß es vom Konzern zu dem laufenden Verfahren der Brüsseler Wettbewerbshüter.

Auf die operative Ergebnismarge in der Autosparte habe die teilweise Auflösung der Rückstellungen einen positiven Effekt von rund einem Prozentpunkt. Bisher hat der Konzern in Aussicht gestellt, bei der am Kapitalmarkt vielbeachteten Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern 2021 einen Wert am oberen Ende der Spanne von 6 bis 8 Prozent zu erreichen.

Sollte es zu der erwarteten erheblichen Beschränkung der Vorwürfe kommen, würde die BMW AG davon absehen, gegen einen etwaigen Bußgeldbescheid rechtlich vorzugehen. Zuvor hatte BMW immer angegeben, sich rechtlich gegen ein Bußgeld wehren zu wollen. Es hatte sich in Medienberichten bereits angedeutet, dass die Strafe nicht so hoch ausfallen dürfte wie ursprünglich veranschlagt.

Die EU-Kommission hatte bereits 2019 vorläufige Ergebnisse der Untersuchung veröffentlicht. Denen zufolge haben BMW, Daimler und der Volkswagen-Konzern (VW) mitsamt der Töchter Audi und Porsche illegale Absprachen zu technischen Standards getroffen, unter anderem in der Abgasreinigung. Im Einzelnen sollen sich nach den Brüsseler Erkenntnissen die Autobauer bei der Einführung von SCR-Katalysatoren für Dieselmotoren und von Feinstaub-Partikelfiltern für Benzinmotoren (OPF) abgesprochen haben.

Daimler und VW hatten eine Selbstanzeige bei der EU-Kommission eingereicht, Daimler war aber schneller und sah sich als Kronzeugen im Verfahren. Die Schwaben hatten bereits wiederholt wegen der eigenen „frühzeitigen und umfassenden Kooperation“ in Aussicht gestellt, keine Strafen begleichen zu müssen. Auch VW hat keine Rückstellungen gebildet.

Lufthansa: Thiele-Erben machen Kasse

Die Erben des vor drei Monaten verstorbenen Milliardärs Heinz Hermann Thiele haben sich von mehr als der Hälfte ihrer Lufthansa-Aktien getrennt. Es wurden 33 Millionen Aktien der deutschen Airline verkauft, wie die KB Holding am Donnerstagabend mitteilte. Jüngst hatte die Holding den Anteil an Lufthansa auf gut zehn Prozent gesenkt, wie aus einer Stimmrechtsmitteilung vom Dienstag hervorgeht. Somit hielt die von der Familie Thiele kontrollierte KB Holding zuletzt rund 60 Millionen Lufthansa-Aktien.

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf ihr vorliegende Unterlagen am späten Donnerstagabend berichtete, hat KB Holding die Aktien über die Investment Bank Morgan Stanley für 9,80 Euro das Stück je Aktie verkauft und damit knapp zehn Prozent unter dem Xetra-Schlusskurs.

Einer breiten Öffentlichkeit wurde Thiele bekannt, als er vergangenes Jahr in der Corona-Krise bei der Lufthansa eingestiegen ist. Er hatte die Beteiligung des Staates zur Rettung der Fluggesellschaft kritisiert, dann aber doch zugestimmt.

Kurz & knapp

Osram: ams gibt die Veröffentlichung der Angebotsunterlage für das öffentliche Delisting-Angebot („Delisting-Angebot“) für die noch ausstehenden ca. 28 Prozent Aktien der OSRAM Licht AG („OSRAM“) nach Zustimmung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht („BaFin“) bekannt. OSRAM-Aktionäre haben nun die Möglichkeit, das Delisting-Angebot während einer vierwöchigen Annahmefrist anzunehmen, die am 18. Juni 2021 um Mitternacht (MESZ) endet. Der Angebotspreis liegt bei 52,30 Euro je OSRAM-Aktie.

Daimler: Die Tochter Mercedes-Benz USA muss in Amerika wegen Problemen mit der Rücksichtkamera rund 342 366 Fahrzeuge reparieren. Wegen eines möglichen Defekts beim Multimedia-System könne es zum Ausfall des Monitors und erhöhten Unfallrisiken kommen, hieß es am Donnerstag in Unterlagen der US-Verkehrsbehörde NHTSA. Betroffen sind etliche neuere Fahrzeuge verschiedener Baureihen der Jahrgänge 2019 bis 2021, darunter auch Modelle der besonders lukrativen SUV-Typen GLE und GLS. Die Probleme sollen in den kommenden Monaten durch ein Software-Update bei den Vertragshändlern von Mercedes-Benz behoben werden.

Oatly: Der schwedische Hafergetränke-Hersteller ist bei seinem Börsen-Debüt an der New Yorker Nasdaq auf starkes Anlegerinteresse gestoßen. Der erste Kurs der Aktien lag am Donnerstag bei gut 22 Dollar, was einem Aufschlag von rund 30 Prozent gegenüber dem Ausgabepreis entsprach. Das Unternehmen erlöste beim Börsengang 1,4 Milliarden Dollar (1,2 Mrd Euro) und wurde dabei von Investoren mit insgesamt rund 10 Milliarden Dollar bewertet. Oatly wurde 1994 gegründet und hat seinen Hauptsitz im schwedischen Malmö. Das Unternehmen mischt aber schon seit Jahren den US-Markt auf. Mit einem haferbasierten Milchersatz profitierte Oatly stark vom Trend zu veganer Ernährung und entwickelte sich besonders bei Kaffeetrinkern zu einer beliebten Alternative. Oatly kooperiert unter anderem mit der weltgrößten Café-Kette Starbucks . Mittlerweile bietet das Unternehmen auch andere Produkte wie Joghurt und Eiscreme an.

Redaktion / dpa-AFX

Foto: Serjio74 / Shutterstock.com

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