Dax: „Aktuell haben höhere Zinsen Schrecken eingebüßt“ ++ Grenke: KPMG gibt uneingeschränktes Testat – Aktie im Höhenflug ++ Amazon: Weiterer Mega-Deal in der Medien-Branche?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach dem verhaltenen Wochenauftakt dürfte der deutsche Aktienmarkt am Dienstag dank stabiler Zinsen und optimistischer Konjunkturaussichten zulegen. Dem Dax winkt dabei ein Rekordhoch.

„Zinsen und Inflation bleiben das Thema der Stunde an der Börse. Aktuell haben die höheren Zinsen jedoch etwas von ihrem Schrecken eingebüßt“, schrieb Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Anleger legten es gegenwärtig bereits positiv aus, wenn die Zinsen nicht weiter steigen.

Die Wirtschaft bleibe im „Vollgas-Modus“, auch weil die Impfkampagne und die schrittweise Lockerung von Beschränkungen es immer mehr Menschen ermöglichten, „ein Leben fast wie vor der Pandemie zu führen“, merkte Analyst Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Markets an. Die positive Grundstimmung an der Börse setze sich fort.

Grenke landet Befreiungsschlag

Unter den Einzelwerten dürften die Aktien von Grenke für Furore sorgen. Der wegen seiner Bilanzierung kritisierte Leasingspezialist hat von der Prüfungsgesellschaft KPMG ein uneingeschränktes Testat für den Konzernabschluss 2020 bekommen. Nach der Mitteilung sprang die Grenke-Aktie auf der Handelsplattform Tradegate am Montag nach oben. Die Grenke-Aktien schossen am Morgen auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schlusskurs vom Vortag zuletzt um 18 Prozent nach oben.

„Das uneingeschränkten Testat ist positiv, wir rechnen heute mit einer Kurs-Rally“, prognostizierten die Experten der Commerzbank am Morgen in einer ersten Reaktion. Der nächste Kurstreiber für die Aktien könne nun die Emission einer Anleihe sein zur Diversifizierung der Finanzierungsgrundlagen des Finanzdienstleisters.

Dermapharm liefert starke Zahlen ab

Das Arzneimittelunternehmen Dermapharm ist mit deutlichen Zuwächsen bei Umsatz und Gewinn ins neue Jahr gestartet. Dabei profitierte der Konzern unter anderem von der Corona-Impfstoffproduktion für Biontech. Dazu kamen die anhaltend gute Nachfrage nach Präparaten zur Immunstärkung sowie die Übernahme von Allergopharma. Die Dermapharm-Titel gewannen auf Tradegate 1,7 Prozent.

Elringklinger mit Großauftrag

Der Automobilzulieferer ElringKlinger kann sich über einen Großauftrag im Bereich Brennstoffzellen freuen. Das gemeinsam mit Plastic Omnium betriebene Gemeinschaftsunternehmen EKPO Fuell Cell Technolgies habe eine über mehrere Jahre laufende Order mit einem Gesamtvolumen im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich erhalten, teilte Elringklinger mit. Dabei geht es um so genannte Brennstoffzellen-Stacks, also Stapel von Zellen. Die Papiere stiegen auf Tradegate um 3,8 Prozent.

Medien: Amazon streckt Fühler nach MGM-Filmstudios aus

Zudem bleibt die internationale Medienbranche nach zwei großen Deals offenbar weiter in Bewegung. Laut Presseberichten soll der weltgrößte Online-Händler Amazon an den Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) Filmstudios interessiert sein. Wie die „Financial Times“ („FT“) und weitere Medien wie „The Information“ und „Variety“ am Dienstag berichteten, befindet sich Amazon seit Wochen in Verhandlungen über einen Kauf von MGM für rund neun Milliarden US-Dollar (7,4 Mrd Euro). Mit dem Filmstudio könnte Amazon seinen Streaming-Dienst Prime Video im zunehmend harten Wettbewerb stärken. Amazon und MGM wollten sich gegenüber der „FT“ und „Variety“ dazu nicht äußern.

Erst Anfang dieser Woche hatte die Konsolidierungswelle in der Branche dafür gesorgt, dass der US-Telekomriese AT&T seine Mediensparte Warner Media (CNN, HBO, Warner Bros.) mit dem Angebot des Rivalen Discovery zusammenlegen will, um das Streamingangebot zu stärken. In Europa wollen die französischen Fernsehfirmen M6 und TF1 zusammengehen, große Aktionäre sind der französische Mischkonzern Boygues und die luxemburgische Mediengruppe RTL.

MGM ist eines der wenigen noch nicht von einem Großkonzern geschluckten Hollywood-Filmstudios. Die Konkurrenz von Warner Bros. gehört noch zu AT&T, Fox zum Unterhaltungsriesen Disney, Universal zum Kabelkonzern Comcast, und Paramount zum Medienkonzern ViacomCBS. Größter Anteilseigner von MGM ist der Hedgefonds Anchorage Capital, der nach der Finanzkrise ab 2010 in die strauchelnden MGM-Studios investierte.

MGM hat wie der Rest der Branche in der Pandemie unter geschlossenen Kinos zu leiden, der Start der Blockbuster-Hoffnung „No Time to Die“ aus der James-Bond-Reihe musste bereits mehrfach verschoben werden. Dagegen boomt mit fehlenden Ausgehmöglichkeiten in Nordamerika und Europa das Video-Streaming zu Hause. Die Streamingkonzerne investieren mittlerweile neben dem Ankauf von Lizenzen auch viel Geld in eigene Produktionen, um das Angebot auszuweiten. Amazon etwa schraubte die Ausgaben für Produktion und Lizenzen von Video- und Musikinhalten vergangenes Jahr von 7,8 auf 11 Milliarden Dollar hoch. MGM bietet neben Filmen auch in kleinerem Stile Serien an.

Vergangenes Jahr soll der Streaming-Platzhirsch Netflix auch Interesse daran gezeigt haben, die Exklusivrechte für den neuen James-Bond-Kinofilm aus den MGM-Studios zu kaufen. Dem Streamingdienst war dem Vernehmen nach letztlich aber der aufgerufene Preis zu hoch.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: alexfan32 / Shutterstock.com

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