DAX: Die Bären haben es schwer

Bernd Raschkowski · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Trotz verheerender Konjunkturdaten zeigt sich der DAX stabil oberhalb von 10.000 Punkten. Die Krisentiefs sind über 2.000 Punkte entfernt und fast schon wieder vergessen. Dies hat zwei Gründe: Zum einen kehrt nach der ersten Phase der Corona-Krise wieder etwas Normalität zurück, zum anderen wurden die Märkte mit Liquidität geflutet. Das war auch nötig, schließlich sehen wir aktuell einen nie dagewesenen Wirtschaftseinbruch.

Der Einkaufsmanagerindex, der kürzlich für den April veröffentlicht wurde, sackte auf das Rekordtief bei 17,4 Punkten ab. Das Konjunkturbarometer signalisiert damit eine tiefe Rezession. Auch bei den Auftragseingängen der deutschen Industrie sorgte die Corona-Krise nach Angaben des Statistischen Bundesamts für einen Rekordrückgang von 15,6 Prozent. Mit den laufenden Nachholeffekten dürfte der Wert allerdings wieder etwas anziehen.

11.000-Punkte-Marke im Visier

In den letzten Wochen hatte ich an dieser Stelle den charttechnischen Widerstand bei 11.000 Punkten beleuchtet. Tatsächlich klettere der DAX in der vorherigen Handelswoche bis zu dieser Marke hinauf. Zwischenzeitlich notierte der Index sogar oberhalb der runden Schwelle - wenn auch nur sehr kurz. Ein nachhaltiger Anstieg über die wichtige Chartmarke blieb bislang jedoch aus.

In der letzten Chartanalyse zum DAX schrieb ich noch: „Sollte der DAX an der 11.000er-Marke scheitern, wird eine kleine Konsolidierung wahrscheinlich.“ Genau dieses Szenario ist eingetreten bzw. läuft momentan. Nach dem Anstieg bis zur 11.000er-Marke ging es mit dem Index zuletzt etwas abwärts. Jedoch notiert das Börsenbarometer weiterhin knapp oberhalb des neuen, kurzfristigen Aufwärtstrends.

Charttechnik: Erholung setzt sich fort

Trotz des Rücksetzers der vergangenen Woche wurde aus charttechnischer Sicht noch kein Porzellan zerbrochen. Denn der DAX befindet sich weiterhin über der wichtigen, kurzfristigen Erholungslinie. Dieser neue Aufwärtstrend, welcher sich Mitte März ausgebildet hatte und den Index um mehr als 2.000 Zähler empor führte, verläuft aktuell knapp über 10.600 Punkten.

Erst ein Rutsch unter diese Marke würde das positive Szenario maßgeblich eintrüben. In diesem Fall müsste eine neuerliche Abwärtswelle einkalkuliert werden. Als erstes Korrekturziel würde dann die psychologische Marke von 10.000 Punkten in den Blick rücken. Im weiteren Verlauf wäre auch ein erneuter Test des bisherigen Corona-Tiefs denkbar (aber noch ist es nicht soweit, das Trading-Szenario ist noch nicht aktiv).

In der folgenden Abbildung ist die DAX-Entwicklung seit Mitte 2019 dargestellt (Candlestick-Chart, eine Kerze entspricht einem Tag):

Steht eine saisonal schwache Börsenphase bevor?

Saisonal gesehen ist der Mai übrigens kein guter Börsenmonat. Im Durchschnitt der letzten 30 Jahre verbuchte das Börsenbarometer im Monat Mai sinkende Notierungen. Aus diesem Grund bin ich momentan eher defensiv aufgestellt sind halte bewusst einen hohen Bargeldbestand vor. Damit bleibe ich stets flexibel - deutlich sinkende Notierungen würde ich für aussichtsreiche Schnäppchenkäufe nutzen.

Oder wird dieses Jahr alles anders, weil der Markt bereits in den vorherigen Monaten eingebrochen ist? Ich lasse den Markt entscheiden und gehe mit dem Trend.

Natürlich kann es jederzeit zu einer erneuten Abwärtswelle an den internationalen Märkten kommen. Aus charttechnischer Sicht ist jedoch der kurzfristige Aufwärtstrend im DAX ganz klar intakt (siehe Abbildung oben). Dann müsste die Lage aktualisiert betrachtet werden und eine neuerliche Abwärtswelle eingeplant werden. Auf nextmarkets.com verfolge ich die Entwicklung und gebe mögliche Trading-Ideen bekannt.

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