Dax hält sich nach Vortagsgewinnen in stabilem Fahrwasser – „Chancen für Ausbruch nach oben besser als in der Vorwoche, klares Signal fehlt jedoch“

onvista · Uhr

Der Dax hat nach dem starken Wochenauftakt etwas weiter zugelegt. Im frühen Handel am Dienstag stieg der deutsche Leitindex nach einem verhaltenen Start zuletzt um 0,69 Prozent auf 10.733,46 Punkte. Dabei waren die Rollen der Verlierer und der Gewinner klar verteilt:Für Wirecard ging es nach dem KPMG-Bericht steil abwärts. Die Bilanzen müssen nicht geändert werden, doch es konnten auch nicht alle Ungereimtheiten komplett seitens der Prüfer aufgeklärt werden – Grund genug für die Anleger, die Aktie reihenweise abzustoßen. Die Lufthansa-Aktie hingegen ist dank dem großen staatlichen Hilfspaket stark angezogen.

Auch im MDax kam es zu starken Kursausschlägen. So zogen die Papiere von Siltronic um rund sieben Prozent an. Eine starke Chipnachfrage stützte den Hersteller von Halbleiterwafern im ersten Quartal. Zudem hält das Unternehmen trotz der Corona-Krise an der Dividende fest. Die Anteilsscheine von Kion aber brachen nach der Vorlage der Quartalszahlen am Index-Ende um mehr als neun Prozent ein. Der Gabelstapler-Hersteller bekam die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie zu spüren. Während der Auftragseingangseingang positiv überrascht habe, hätten der Umsatz und das bereinigte operative Ergebnis die Markterwartungen verfehlt, schrieb Analyst Akash Gupta von der US-Bank JPMorgan.

Tags zuvor hatte der Dax mit einem Sprung um mehr als 3 Prozent das Erholungshoch der vergangenen Wochen von 10.820 Punkten wieder ins Visier genommen. Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es am Dienstag um 0,37 Prozent auf 22.668,78 Punkte nach unten. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone stand fast 1 Prozent im Plus.

Dax bleibt aus charttechnischer Sicht in der Schwebe

Aus charttechnischer Sicht halte sich der Dax nach wie vor stabil oberhalb der ersten kurzfristigen Bodenbildungszone, schrieb Analyst Andreas Büchler vom Börsenmagazin Index Radar. Ein Ausbruch darunter scheine vorläufig kein Thema mehr am Markt zu sein, stattdessen rückten die nächsten horizontalen Barrieren um 10.800 und 11.000 Punkte in den Fokus. „Die Chancen auf einen Ausbruch stehen aktuell zwar wieder etwas besser als noch in der Vorwoche, ein klares Signal für dieses Szenario dafür fehlte zum Wochenauftakt aber“, fuhr der Experte fort. Die 50-Tage-Trendlinie verläuft knapp unter der 10.800er Marke und eine Überschreitung könnte kurzfristig für weiteren Schwung sorgen.

Langfristig sind die meisten Analysten jedoch weiterhin pessimistisch gestimmt. Die Erholung der Aktienmärkte nach dem Corona-Crash wird mehrheitlich als Bärenmarktrallye eingestuft. Einige Marktbeobachter rechnen damit, dass die Märkte in den nächsten Wochen und Monaten die vorherigen Tiefststände sogar noch unterbieten könnten. Grund ist die weitere Unklarheit des Verlaufs der Pandemie. Viele Staaten, auch Deutschland, haben mittlerweile Lockerungen auf den Weg gebracht, es herrschen jedoch Zweifel, ob diese Maßnahmen nicht zu früh geschehen sind – die Sorge vor einer weiteren Infektionswelle und den entsprechenden Folgen für die Wirtschaft hält an.

Zwar gab es aus wirtschaftlicher Sicht bei den Berichten zum ersten Quartal 2020 sogar ein paar positive Überraschungen, jedoch sind auch viele Prognosen dem Rotstift zum Opfer gefallen. Und die meisten Analysten sind sich sicher, dass die wahren Ausmaße des wirtschaftlichen Shutdowns sich erst in den folgenden Quartalen so richtig bemerkbar machen werden. Vor allem einige US-Analysehäuser rechnen mit Einbußen bei den Unternehmensgewinnen von US-Unternehmen von mindestens 40 Prozent. In Europa dürfte sich die Lage ähnlich entwicklen, da ein wirkliches Ende der Pandemie erst mit einem wirksamen Impfstoff erreicht werden kann. Das optimistischste Szenario, wann ein solcher kommen soll, lautet Anfang 2021, doch diese Prognose steht auf wackligen Beinen. Im Normalfall braucht die Entwicklung eines Impfstoffs aufgrund der umfangreichen Tests viele Jahre für die Fertigstellung.

onvista-Redaktion/dpa-AFX

Titelfoto: FrankHH/Shutterstock.com

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