Dax: Leitindex unter 15.000 ++ Tesla: Elon Musk schickt eigene Aktie und Bitcoin auf Talfahrt ++ Biontech: US-Gesundheitsbehörde unterstützt Impfung für 12 bis 15 jährige

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der deutsche Aktienmarkt kann sich den Inflationssorgen an den Märkten nicht entziehen. Der unerwartet kräftige Anstieg der US-Verbraucherpreise hatte am Vortag den Ausverkauf an der Wall Street weiter befeuert. In diesem Sog rutschte der Dax kurz nach dem Handelsauftakt am Donnerstag erstmals seit gut einer Woche unter die runde Marke von 15 000 Punkten. Zuletzt notierte der deutsche Leitindex um 1,32 Prozent tiefer bei 14 950,45 Zählern. In den ersten 30 Handelsminuten baut der Leitindex seiner Verluste sogar noch aus und liegt 1,5 Prozent im Minus und fällt unter die 50-Tage-Linie. Keiner der 30 Dax-Titel liegt am Vatertag im Plus. Zu beachten ist dabei, dass Adidas, BMW und SAP heute ex Dividende gehandelt werden.

An den US-Märkten grassiert die Angst, dass der Preisdruck die Erholung der größten Volkswirtschaft der Welt im Keim ersticken könnte. Denn die US-Notenbank könnte schneller als gedacht an der Zinsschraube drehen, was Aktien im Vergleich zu Anleihen weniger attraktiv machen und Finanzierungskonditionen für Unternehmen verschlechtern könnte. Der für April gemeldete höchste Anstieg der US-Verbraucherpreise seit September 2008 hatte die Kurse an der Wall Street zuletzt weiter einbrechen lassen. Auch die asiatischen Märkte folgten den schwachen Vorgaben tief in die Verlustzone.

In diesem Sog ging es hierzulande auch im breiteren Markt bergab: Der MDax sank im frühen Donnerstagshandel um ein Prozent auf 31 323,70 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex verlor 1,25 Prozent auf 3898,26 Zähler.

Fed versucht zu beruhigen

Der stellvertretende Vorsitzende der US-Notenbank Fed, Richard Clarida, sieht in dem deutlichen Anstieg der Inflation im April noch keine große Gefahr. Die Entwicklung werde sich wahrscheinlich als vorübergehend erweisen, sagte er am Mittwoch auf einer Veranstaltung der National Association for Business Economics. Er räumte jedoch ein, dass er überrascht über das Ausmaß des Anstiegs gewesen sei.

Die Inflation in den USA hat im April stark zugelegt. Gegenüber dem Vorjahresmonat stiegen die Verbraucherpreise um 4,2 Prozent. Dies ist die höchste Inflationsrate seit September 2008. Sie stieg auch stärker als von Ökonomen erwartet.

Für den aktuellen Anstieg machte Clarida Basiseffekte verantwortlich. Im April des Vorjahres habe die Corona-Krise das Preisniveau gedrückt. Er erwarte zunächst weiter steigende Inflationsraten, bis sie dann zum Jahresende hin wieder zurückgehen würden. Das längerfristige Inflationsziel der Fed von zwei Prozent sollte wieder in 2022 oder 2023 in Reichweite sein. Sollte die Inflation jedoch auf ein Niveau getrieben werden, das mit dem Mandat unvereinbar sei, sei die Notenbank bereit zu handeln, sagte Clarida. Es sei jedoch noch ein weiter Weg bis die Fed ihre Ziele erreicht habe.

Tesla: Bitcoin wird vorerst nicht mehr akzeptiert

Der US-Elektroautobauer Tesla hat Zahlungen mit der Kryptowährung Bitcoin wegen Umweltbedenken angesichts des hohen Stromverbrauchs gestoppt. Der Konzern habe die Entscheidung wegen des rapide ansteigenden Verbrauchs von fossilen Brennstoffen für die Herstellung von und Transaktionen mit Bitcoins getroffen, erklärte Tesla-Chef Elon Musk am Mittwoch (Ortszeit) bei Twitter. Vor allem, dass viel Kohleenergie dafür genutzt werde, sei bedenklich.

Musks Tweet ließ den Bitcoin-Preis schlagartig um Tausende Dollar abstürzen. Zuletzt lag der Kurs nur noch bei 48 000 Dollar – über 15 Prozent niedriger als vor einem Tag. Allerdings standen Kryptoanlagen im allgemeinen Abwärtstrend an den Börsen zur Wochenmitte schon vor Musks Statement deutlich unter Druck. Nicht nur Bitcoin, auch die zweitgrößte Digitalwährung Ether, das Krypto-Meme Dogecoin und andere Cyberdevisen wie Binance Coin und Ripple gaben stark im Kurs nach.

Dabei machte Musk klar, dass er grundsätzlich ein Fürsprecher der Branche bleibt: „Kryptowährung ist auf vielen Ebenen eine gute Idee und wir glauben an eine vielversprechende Zukunft, aber dies kann nicht zu großen Lasten der Umwelt gehen“, hieß es in seinem Statement. Tesla hatte erst im März begonnen, Bitcoins zum Kauf von Elektroautos zu akzeptieren. Zuvor hatte der Konzern eine Investition in Bitcoins für 1,5 Milliarden Dollar bekanntgegeben und der ältesten und bekanntesten Cyberwährung damit einen ordentlichen Schub gegeben.

Bitcoin steht wegen des hohen Stromverbrauchs, den das sogenannte Mining – die Herstellung der Währungseinheiten durch energieaufwendige Rechnerprozesse – erfordert, schon lange bei Umweltschützern in der Kritik. Tesla will laut Musk auch keinen Bitcoin-Handel mehr betreiben, so lange die Energiebilanz sich nicht deutlich verbessert hat. Im jüngsten Geschäftsquartal hatte das Unternehmen fast 300 Millionen seiner zuvor gekauften Bitcoins wieder verkauft und daran nach eigenen Angaben rund 100 Millionen verdient.

Die Diskussion um die Umweltbilanz und die Effizienz von Bitcoin ist keineswegs neu und es blieb zunächst unklar, warum Musk das Thema erst jetzt als problematisch einstuft. Viele Kritiker stören sich daran schon lange. Laut dem Bitcoin Energy Consumption Index der Online-Plattform Digiconomist, die sich unter anderem für umweltfreundlichere Krypto-Technologien einsetzt, verbraucht Bitcoin derzeit in etwa so viel elektrische Energie wie die Niederlande. Der CO2-Fußabdruck der Digitalwährung entspreche ungefähr dem Singapurs.

Bitcoin- und Krypto-Anhänger wie Twitter-Chef Jack Dorsey argumentieren damit, dass die Umweltbilanz mit der fortschreitenden Verbreitung von Erneuerbaren Energien langfristig wesentlich besser werden dürfte. Allerdings stehen viele Server-Farmen, die zum Bitcoin-Mining im großen Stil genutzt werden, in Ländern mit relativ geringen Stromkosten wie China oder Kasachstan. Hier stammt die Energie aber häufig aus vergleichsweise umweltschädlichen Quellen wie Kohle. Daran scheint sich nun auch Tesla-Chef Musk stärker zu stören.

Die Kehrtwende von Tesla setzte sowohl die eigene Aktie, als auch die Kryptowährung unter Druck. Die Papiere des Autobauers verloren über 4 Prozent und der Bitcoin-Kurs gab zweistellig nach und nähert sich wieder der Marke von 50.000 Dollar

Biontech: Impfung für minderjährige bald möglich?

Auch die US-Gesundheitsbehörde CDC unterstützt die Verabreichung des Corona-Impfstoffes von Pfizer /Biontech für Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 15 Jahren. Ein Expertengremium der CDC sprach sich am Mittwoch für die Anwendung bei den Minderjährigen aus, wie die Behörde bestätigte. Am Montag hatte die US-Arzneimittelbehörde FDA das Vakzin bereits für diese Altersgruppe zugelassen. Die bereits bestehende Notfallzulassung zur Verabreichung ab 16 Jahren wurde entsprechend angepasst und erweitert. Viele lokale Behören in den USA hatten aber neben der FDA-Zulassung aber die Empfehlung der CDC abgewartet.

Vor den USA hatten schon Kanada und andere Länder den Impfstoff auch für 12- bis 15-Jährige freigegeben. Bei der europäischen Zulassungsbehörde EMA liegt ebenfalls ein entsprechendes Gesuch, die Prüfung könnte noch bis Anfang oder Mitte Juni dauern. In der EU darf das Mittel von Biontech/Pfizer bislang nur Menschen ab 16 Jahren gespritzt werden.

Die Unternehmen hatten vor einigen Wochen mitgeteilt, dass eine klinische Studie in der Altersgruppe von 12 bis 15 Jahren in den USA eine Wirksamkeit von 100 Prozent gezeigt habe. Die Impfung sei zudem auch gut vertragen worden. Die Nebenwirkungen hätten jenen in der Altersgruppe von 16 bis 25 Jahren entsprochen. Laut der FDA wurden den US-Behörden in den vergangenen Monaten etwa 1,5 Millionen Corona-Infektionen von Personen im Alter zwischen 11 und 17 Jahren gemeldet.

Die Impfung von Minderjährigen gilt als sehr wichtig für die Annäherung an die sogenannte Herdenimmunität, mit der die Pandemie unter Kontrolle gebracht werden soll.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: H-AB / shutterstock.com

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