Dax schließt nach Vortags-Comeback verhalten – VW kann Anleger nicht vom Hocker hauen, Freenet und Hugo Boss Stark, Shop Apotheke und Compugroup mit Bauchlandung

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Der Dax hat am Donnerstag nur noch zögerlich an seine deutliche Vortagserholung angeknüpft. Nach einem robusten Auftakt traten die Anleger im Verlauf etwas kürzer. Sie blieben vorsichtig, denn die Sorgen über einen möglichen schnellen Anstieg der Inflation hielten sich, sagten Börsianer. Die Berichtssaison der Unternehmen konnte dem Markt keinen positiven Stempel aufdrücken.

Der Leitindex rettete sich aber in den letzten Minuten in die Gewinnzone: Mit 15 196,74 Punkten brachte er ein Plus von 0,17 Prozent über die Ziellinie. Er behauptete sich im Verlauf auch klar über den 15 000 Zählern, die am Vortag noch als wichtige Marke bezeichnet worden war, die es nun zu halten gelte. In der zweiten Börsenreihe blieben aber die roten Vorzeichen stehen. Der MDax mit den mittelgroßen Werten büßte 0,73 Prozent auf 32 300,37 Zähler ein.

Angesichts eines schwankenden Verlaufs sagte der Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets, positive Auftragsdaten aus der deutschen Industrie hätten dem Dax erst in Richtung der 15 300 Punkte verholfen. Dann aber seien die Anleger wieder von den schwelenden Inflationssorgen gehemmt worden. Im Endergebnis sprach er aber von einem Stabilisierungsversuch des Dax nach zwei schwankungsreichen Tagen.

VW kann Anleger nicht vom Hocker hauen

Unter den Einzelwerten war aber viel Bewegung drin, meist infolge von Quartalsberichten. Im Dax setzten die Volkswagen-Aktien ihren jüngsten Kursrutsch fort, indem sie trotz eines angehobenen Gewinnprognose um 2,6 Prozent absackten. Analyst Arndt Ellinghorst von Bernstein Research fand unter anderem mit dem schwachen China-Geschäft und hohen Entwicklungsaufwendungen „einige Haare in der Suppe“.

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Die Spitze im Dax gehörte den 2,3 Prozent höheren Papieren von Munich Re. Die Corona-Krise hinterließ bei dem Rückversicherer im ersten Quartal deutlich geringere Spuren als ein Jahr zuvor. Barclays-Analyst Ivan Bokhmat sprach von unerwartet starken Kennziffern von hoher Qualität.

Fresenius unter Druck

Der Gesundheitskonzern Fresenius sowie dessen Tochter FMC starteten wegen der weiterhin grassierenden Corona-Pandemie mit Umsatz- und Ergebniseinbußen in das neue Jahr. Während die FMC-Aktien daraufhin mit 2,9 Prozent unter Druck gerieten, schafften es die Titel des Mutterkonzerns am Ende mit einem halben Prozent ins Plus.

Mit Henkel, HeidelbergCement sowie Continental bewegten sich andere Dax-Werte nach ihren Quartalsberichten im unteren Mittelfeld des Leitindex. Die drei Indexmitglieder um 0,1 bis 1 Prozent nach.

Freenet und Hugo Boss Stark

Weitere Quartalsberichte kamen aus der zweiten und dritten Reihe. Freenet waren im MDax nach einem soliden Quartalsergebnis mit einem Anstieg um vier Prozent eine positive Erscheinung. Spitzenreiter waren dort aber die 5,3 Prozent höheren Aktien von Hugo Boss. Der Modekonzern hatte am Vortag Zahlen vorgelegt und erntete nun unter Analysten teils positives Feedback.

Shop Apotheke und Compugroup mit Bauchlandung

Andere MDax-Aktien gerieten dagegen nach Zahlen in einen Abwärtsstrudel, allen voran jene von Shop Apotheke und Compugroup mit Kursverlusten von 8,8 respektive 11,5 Prozent. Im SDax galt ähnliches für Verbio mit einem Rücksetzer um elf Prozent. Die Zahlen des Biokraftstoffherstellers wurden hier als solide gewertet, der Kursrutsch aber mit Gewinnmitnahmen begründet.

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Die Aktien von Grenke verloren im SDax außerdem 3,3 Prozent. Der IT-Leasingspezialist muss den Kleinwerte-Index an diesem Freitag nach Börsenschluss verlassen. Ersetzt wird er dann durch den Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1. Nach einem starken Vortag fielen dessen Aktien allerdings auch um mehr als sechs Prozent.

Der EuroStoxx 50 gab am Donnerstag letztlich noch um 0,1 Prozent nach, womit er knapp unter die Marke von 4000 Punkten fiel. An den Leitbörsen in Paris und vor allem in London waren die Vorzeichen für die Indizes Cac 40 und FTSE 100 allerdings positiv. Auch das US-Kursbarometer Dow Jones Industrial bewegte sich zum europäischen Handelsschluss im Plus.

Der Euro war gefragt, die Gemeinschaftswährung legte mit zuletzt gezahlten 1,2049 Euro zu. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zwischenzeitlich auf 1,2060 (Mittwoch: 1,2005) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8292 (0,8330) Euro.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,29 Prozent am Vortag auf minus 0,30 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,04 Prozent auf 144,54 Punkte. Der Bund-Future gab zuletzt um 0,02 Prozent auf 170,55 Zähler nach.

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