Delivery Hero zahlt für Zukauf in Südkorea 5,7 Milliarden Euro

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Berlin (Reuters) - Der Essenslieferdienst Delivery Hero zahlt für seine bisher größte Übernahme - den südkoreanischen Anbieter Woowa - 5,7 Milliarden Euro in bar und in Aktien.

Das sind gut zwei Milliarden Euro mehr als die 3,6 Milliarden, die bei der Bekanntgabe des Deals im Dezember 2019 veranschlagt worden war. Das Plus beruht auf der Aktienkursentwicklung von Delivery Hero. Firmenchef Niklas Östberg war am Dienstag froh, den Zukauf endlich unter Dach und Fach gebracht zu haben: "Ich kann gar nicht sagen, wie glücklich ich bin, die Transaktion endlich abgeschlossen zu haben." Östberg kündigte Investitionen an - unter anderem in den Ausbau der Logistik, auch um zum Wettbewerb aufzuschließen. Der größte Konkurrent in Südkorea, Coupang, war vergangene Woche bei seinem Börsendebüt mit 109 Milliarden Dollar bewertet worden.

Der Zukauf hatte sich lange verzögert, weil die koreanischen Kartellbehörden Bedenken angemeldet hatten. Erst Ende 2020 kam grünes Licht - unter der Auflage, dass Delivery Hero seine eigene Südkorea-Tochter Yogiyo verkauft. Der Prozess dafür ist nun laut Östberg im Gange. Für die Veräußerung haben die Berliner rund ein halbes Jahr Zeit. Interessenten soll es bereits geben. Östberg versicherte schon mal: "2021 wird ein weiteres erfolgreiches Jahr."

Anfang Februar hatte Delivery Hero bekanntgegeben, wegen der teureren Übernahme eine Abschreibung von bis zu 1,4 Milliarden Euro vornehmen zu müssen. Laut Finanzchef Emmanuel Thomassin dürften es letztlich maximal 500 Millionen Euro werden. Details will das Unternehmen bei der Bekanntgabe des Ausblicks Ende April veröffentlichen.

Der Woowa-Deal sieht vor, dass die Berliner 1,7 Milliarden Euro in bar für Woowa zahlen und den Rest in Aktien. Seit Dezember 2019 hat die Aktie von Delivery Hero - inzwischen auch im Dax notiert - um 123 Prozent zugelegt. Allein am Dienstag stieg das Papier um mehr als vier Prozent auf 109,50 Euro.

Wegen der Ausgangsbeschränkungen und Hygieneregeln in der Corona-Pandemie bestellen viele Menschen weltweit ihre Mahlzeiten online bei Restaurants und lassen sie sich nach Hause liefern, was Delivery Hero wie auch Woowa zahlreiche Neukunden bescherte. Bei der 2010 gegründeten Woowa-Gruppe, die auch in Vietnam und Japan aktiv ist, gingen im vergangenen Jahr 729 Millionen Bestellungen ein, 75 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatz verdoppelte sich auf 918 Millionen Euro. Delivery Hero verdoppelte die Erlöse von Januar bis Dezember ebenfalls - auf 2,8 Milliarden Euro.

Seit einiger Zeit liefert Delivery Hero, das in mehr als 40 Ländern weltweit präsent ist, nicht mehr nur Mahlzeiten aus, sondern abhängig von der Region auch Lebensmittel, Medikamente, Blumen und Elektronikgeräte. Eine Ausweitung des Geschäfts auf Fahrdienste wie sie beispielsweise die Konkurrenten Uber und Grab anbieten, schloss Östberg aus. Er wolle den Fokus nicht verlieren. Das habe sich auch in der Vergangenheit ausgezahlt.

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