Der Bloomberg-Zugang ist zu teuer? Hier stellt sich das Wikipedia für Finanzdaten vor

Zuletzt stellte ich bereits den Aktienscreener von SimFin vor. Ich habe in den letzten Jahren einige Tools von anderen Anbietern ausprobiert, aber die Flexibilität, Transparenz und Wiederverwendbarkeit zum systematischen Screenen der Finanzdaten ist in meinen Augen unerreicht.
Das einzige Manko ist aktuell noch, dass die Unternehmensdaten fast ausschließlich für die USA vorliegen. Für mich ein hervorragender Grund, mich mit dem Gründer und Geschäftsführer von SimFin über diese und andere Fragen zu unterhalten.
Die Idee hinter SimFinHallo Thomas, schön, dass du Zeit für mich hast. Kannst du dich unseren Lesern kurz vorstellen?
Hallo Florian und Leser von fool.de! Ich habe vor rund fünf Jahren die Datenplattform SimFin gegründet, bei der wir versuchen, fundamentale Finanzdaten möglichst frei zur Verfügung zu stellen. Ich bin Geschäftsführer und bis heute auch für den Großteil der Programmierung verantwortlich. Eigentlich habe ich mal Economics und Finance studiert und auch einmal kurz im Banking gearbeitet, habe aber schon seit ich 15 bin immer viel in meiner Freizeit programmiert und programmiere jetzt seit fünf Jahren auch „professionell“.
Wie bist du auf die Idee zu SimFin gekommen?
Bei SimFin liegt der Fokus auf fundamentalen Unternehmensdaten, also den Werten aus der Gewinn- und Verlustrechnung, Bilanz etc. Im Prinzip sind die Fundamentaldaten für jeden frei zugänglich in den Jahres- und Quartalsberichten, aber um wirklich mit den Daten arbeiten zu können (also z. B. um Vergleiche zwischen verschiedenen Unternehmen herzustellen oder Kennzahlen zu berechnen), muss man sie erst standardisieren und evtl. bereinigen.
Solche Daten bieten Dienste wie finanzen.net, Morningstar oder Yahoo Finance an. Was sind hier die Probleme?
Ja, diese Seiten bieten die Unternehmensdaten ebenfalls an. Aber meistens nur sehr eingeschränkt. Eine Funktion zum Download der Daten fehlt und meist sind die Fundamentaldaten nur für wenige Quartale verfügbar. Das liegt daran, dass die meisten Finanzseiten die Fundamentaldaten nicht selbst „herstellen“ oder „sammeln“. Stattdessen kaufen sie diese für sehr viel Geld. Die traditionellen Verkäufer der Finanzdaten sind außerdem sehr restriktiv, was die Verwendung anbelangt. Man darf die Daten teilweise gar nicht als Download anbieten, weil das nicht Teil der Lizenz ist.
Von der Idee zur Umsetzung als Plattform für UnternehmensdatenWie bist du dann darauf gekommen, dass es möglicherweise besser geht?
Während meiner Zeit im Banking habe ich gesehen, wie gut professionelle Tools wie der Bloomberg Terminal oder Factset sind. Dadurch ist mir klar geworden, wie vergleichsweise schlecht das Datenangebot auf den frei zugänglichen Seiten ist. Daher habe ich mich während meines Masters mit einem Kommilitonen gefragt, ob man das nicht besser machen könnte. Die Finanzdaten sind ja eigentlich frei verfügbar, man müsste sie nur aggregieren. Unsere ursprüngliche Idee war dann zu sagen, wir machen eine Art Wikipedia für fundamentale Finanzdaten, wo die User die Daten eintragen können und man so über die Zeit eine frei zugängliche Datenbank aufbaut.
Das heißt, dass ihr die Idee nicht eins zu eins so umsetzen konntet?
Ja, wie das oft so ist. Das war die ursprüngliche Idee. Wir haben dann aber relativ schnell gemerkt, dass es 1. gar nicht so leicht ist, eine Community aufzubauen, und 2. die wenigsten Menschen Lust haben, händisch die Daten von den Jahresberichten auf unsere Website zu übertragen. Deshalb haben wir dann angefangen, selbst Daten Crawler zu bauen und die Daten mithilfe von Machine Learning so effizient wie möglich zu bereinigen und zu standardisieren. Wir wollen in Zukunft wieder stärker die Community einbinden, aber eher für Aufgaben, wo der menschliche Verstand auch wirklich einen „Mehrwert“ gegenüber dem Algorithmus hat.
Am 26.12.2020 erscheint an dieser Stelle der nächste Teil des Interviews mit Thomas. Er begründet darin den Fokus auf US-Daten und wie die internationale Erweiterung der Datenbank läuft.
The post Der Bloomberg-Zugang ist zu teuer? Hier stellt sich das Wikipedia für Finanzdaten vor appeared first on The Motley Fool Deutschland.
Buffetts Mega-Milliardenwetten zum Nachahmen
Bis zu 130 Mrd. US-Dollar investiert Investorenlegende Warren Buffett in nur ein einziges Unternehmen. Das zeugt von riesigem Vertrauen in das Zukunftspotential.
Buffett hat so einige Mega-Milliardeninvestments in seinem Portfolio. Wir haben sie näher analysiert, und angesehen, inwieweit sie sich zum Nachahmen eignen.
Motley Fool Deutschland 2020
Foto: Getty Images