Die Schulden der USA wachsen in rasendem Tempo weiter – 3,1 Billionen Dollar im Kampf gegen Corona – Was könnte dieser Schuldenberg langfristig bedeuten?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Dass die Amerikaner jedes Jahr noch mehr Schulden anhäufen, um ihren Haushalt bezahlen zu können, ist bereits hinlänglich bekannt – und wird von einigen Marktbeobachtern als Problem betitelt, sollte die Vormachtstellung des Dollar an den globalen Finanzmärkten ins Schwanken geraten. Doch die Corona-Krise hat das Defizit der Amerikaner noch einmal um ein Vielfaches in die Höhe getrieben:

Im Geschäftsjahr bis einschließlich September hat die US-Regierung 3,1 Billionen Dollar (2,65 Billionen Euro) Miese gemacht. Das Defizit für 2020 war damit um zwei Billionen höher als noch zu Jahresbeginn veranschlagt, wie das Finanzministerium am Freitag erklärte. Im Vorjahr hatte der Fehlbetrag noch 984 Milliarden Dollar betragen.

Um die schweren wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie zu bewältigen, hat der US-Kongress seit März bereits Konjunkturmaßnahmen im Volumen von rund drei Billionen Dollar beschlossen. Deswegen lagen die Ausgaben im abgelaufenen Haushaltsjahr mit 6,5 Billionen deutlich über den Einnahmen von 3,4 Billionen, wie das Ministerium mitteilte.

US-Verschuldung steigt auf 21.000.000.000.000 Dollar

Die öffentliche Verschuldung der US-Regierung ist während der Amtszeit von Präsident Donald Trump trotz guter Wirtschaftslage deutlich gestiegen und liegt nun bei rund 21 Billionen Dollar. Das entspricht fast der ganzen jährlichen Wirtschaftsleistung der USA.

Die Pandemie und die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus hatten die US-Wirtschaft ab März auf Talfahrt geschickt. Das Wachstum brach ein, die Arbeitslosigkeit schnellte auf Rekordhöhen. Nach Ansicht der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) halfen die umfangreichen Konjunkturpakete, einen noch dramatischeren Einbruch zu verhindern. Inzwischen erholt sich die Wirtschaft wieder, auch die Arbeitslosenquote ist deutlich gesunken: Sie stand im September bei 7,9 Prozent. Vor der Pandemie waren es allerdings nur 3,5 Prozent gewesen – der niedrigste Stand seit Jahrzehnten.

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Das nächste Hilfspaket lässt auf sich warten

Zwischen Regierung und Kongress wird seit Monaten um ein weiteres billionenschweres Konjunkturpaket verhandelt. Die Notenbank Fed hat gewarnt, dass die Erholung der Wirtschaft ins Stocken geraten könnte, falls es keine neue staatliche Geldspritze geben sollte. Trumps Republikaner und die Demokraten haben aber immer noch sehr unterschiedliche Vorstellungen von einem weiteren Konjunkturpaket. Eine Einigung auf ein neues Paket schien vor der US-Wahl am 3. November daher zuletzt zunehmend unwahrscheinlich.

Die Regierung hatte jüngst ein Paket in Höhe von 1,8 Billionen Dollar vorgeschlagen, die Demokraten fordern jedoch noch weitergehende Maßnahmen. Ein Konjunkturpaket bedarf der Zustimmung beider Parlamentskammern: Die Demokraten kontrollieren das Repräsentantenhaus, die Republikaner den Senat.

Die Demokraten wollen unter anderem auch Bundesstaaten und Kommunen helfen, die wegen der Pandemie große Einnahmeeinbußen haben. Die Republikaner lehnen das ab. Deren Vorschlag, Arbeitgebern weitgehend Immunität für mögliche Corona-Klagen einzuräumen, stößt dafür bei Demokraten auf Ablehnung. Die Republikaner hatten auch vorgeschlagen, kleinere Teile zu verabschieden, bei denen Einigkeit besteht. Die Demokraten wollen aber nur ein umfassendes Paket akzeptieren.

In den USA steigt inzwischen auch die Zahl der täglichen Corona-Neuinfektionen wieder an. Nachdem die Zahl lange bei rund 40.000 verharrte, haben sich zuletzt täglich wieder rund 60.000 Menschen infiziert. Experten befürchten nun einen weiteren Anstieg.

Was kann die Verschuldung langfristig bedeuten?

Stetig wachsende Schulden, die zudem immer höher über das BIP steigen (in den USA liegen die jährlichen Schulden derzeit bei 106 Prozent des BIP), verringern langfristig den Vertrauensstatus des Schuldners gegenüber den Gläubigern und lassen weitere Kredite durch höhere Zinsen teurer werden – und machen es somit weit schwieriger und kostspieliger, die Strategie eines schuldenfinanzierten Haushalts aufrecht zu erhalten.

Derzeit spielt das für die USA jedoch noch überhaupt keine Rolle und das aus einem guten Grund: Mit dem US-Dollar haben sie einen enormen Trumpf in der Hand, denn er gilt als die Weltleitwährung und ein Großteil der globalen Geldgeschäfte wird mit Dollar abgewickelt. Zudem sind die USA immer noch die größte Volkswirtschaft der Welt und generieren enormen Mehrwert – dieser Umstand lässt die Ratingagenturen den USA bisher immer noch eine top Bewertung ausstellen.

Solange also die wirtschaftliche Macht der USA und die Nachfrage nach der wichtigen eigenen Währung nicht nachlässt, ist der wachsende Schuldenberg nicht so bedrohlich, wie er auf den ersten Blick erscheinen mag. Zudem sehen viele Ökonomen auch in Schulden, die mit der eigenen Staatswährung gemacht werden können weniger das Problem, als viel mehr die Lösung, denn solange immer neues Geld gedruckt werden kann, spielen die Schulden im Grunde keine Rolle. Gemeint ist die „Modern Monetary Theory“, mit der der Staat direkt aus der Druckerpresse finanziert werden kann. Daraus wachsende Inflation soll mit höheren Steuern bekämpft werden können.

Allerdings sind auf der globalen wirtschaftlichen Bühne einige Dinge zu beobachten, die dieser Strategie einen Strich durch die Rechung machen könnten. Zum einen wäre da der wirtschaftliche Aufstieg Chinas, die die USA zu überholen drohen – ein Szenario, dass die meisten Ökonomen für gesetzt ansehen, nur wann ist noch unklar. Zum anderen hat die US-Wirtschaft durch die Corona-Pandemie und auch durch die Abschottungspolitik Trumps Schaden genommen und der Dollar schwächelt in seiner Rolle als globale Währung. Es sind Tendenzen zu erkennen, dass er seine dominante Rolle immer mehr abgeben muss. Kandidaten für in Zukunft wichtigere Devisen wären die europäische Gemeinschaftswährung Euro und viel mehr noch der chinesische Yuan, der zusammen mit der wachsenden wirtschaftlichen Macht Chinas ebenfalls an Bedeutung gewinnt.

Langfristig könnte der Schuldenberg der USA also durchaus zu einem Problem werden, sollte sich der Status Quo ändern, denn nur solange man die wichtigste Währung der Welt unter Kontrolle hat, gelten für einen selbst andere Spielregeln als für die anderen.

onvista-Redaktion/dpa-AFX

Titelfoto: welcomia / Shutterstock.com

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