Drägerwerk: Auftragsstornierung bei Philips setzt der Aktie heute kräftig zu – Chance oder Risiko?
Manchmal sind es keine Nachrichten aus dem eigenen Unternehmen, die Anleger verunsichern. So ergeht es heute der Aktie von Drägerwerk. Die Aktie des Spezialisten für Medizin- und Sicherheitstechnik gibt um mehr als 5 Prozent nach. Hintergrund ist eine Teilstornierung der USA für Beatmungsgeräte bei Philips. Der niederländische Konzern muss daher seine Jahresprognose wieder einkassieren. Kann Drägerwerk ein ähnliches Schicksal ereilen?
Auftragseingänge deutlich über Vorjahresniveau
Wie den Halbjahreszahlen von Drägerwerk zu entnehmen ist, sind die Auftragseingänge in allen aufgeführten Regionen um die 30 Prozent gewachsen. Allerdings sind die Bestellungen aus den USA, im Vergleich mit den Regionen Europa und Afrika, Asien & Australien, der kleinste Posten mit 137,9 Millionen Euro. Sollte Dräger ebenfalls eine Stornierung aus den Vereinigten Staaten bekommen, so würde es mit Sicherheit schmerzlich sein, allerdings die kleinste Bestellmenge der einzelnen Regionen betreffen. Außerdem hat Drägerwerk erst mit den Halbjahreszahlen am 13. August die Umsatz- und Ergebnisprognose angehoben.
USA Umsatztreiber für Philips
Bei den Niederländern sieht es hingegen etwas anders aus. Mit 1,6 Milliarden Euro ist „North America“ im zweiten Halbjahr die Umsatzstärkste Region im Konzern. Aus diesem Grund musste die Philips mit der Nachricht auch die bisherige Prognose wieder über Bord werfen.
Mehr als die Hälfte storniert
Die Teilstornierung des Großauftrags der USA für Beatmungsgeräte verdüstert die Gewinnaussichten des Medizintechnikkonzern Philips für dieses Jahr. Von den im April durch die US-Regierung bestellten 43 000 Geräten würden lediglich 12 300 ausgeliefert, teilten die Niederländer am Montag in Amsterdam mit. Die Aktie verlor am Vormittag an der Euronext 1,2 Prozent.
Umsatz soll trotzdem steigen
Die Auftragslage sei weiterhin solide, erklärte Konzernchef Frans van Houten. Der Konzern blickt nun jedoch etwas vorsichtiger auf die Gewinnentwicklung. Während der Umsatz im laufenden Jahr auf vergleichbarer Basis weiterhin leicht zulegen dürfte, werde die bereinigte operative Marge (Ebita) nun wohl auf dem Vorjahresniveau liegen, hieß es. Bei der Vorlage der Halbjahreszahlen im Juli hatte der Manager noch einen Margenanstieg in Aussicht gestellt.
Die Niederländer hatten mit Überschwappen der Corona-Pandemie in den westlichen Teil der Welt von zahlreichen Regierungen ab März viele Aufträge unter anderem für Beatmungsgeräte erhalten. Wegen des US-Großauftrags hatte Philips etwa die Fertigung in den USA ausgebaut und dort mehrere hundert Mitarbeiter eingestellt. Die Covid-19-Pandemie sei dabei weit entfernt davon, zu Ende zu sein, kommentierte van Houten, der sich ob der Stornierung „enttäuscht“ zeigte.
Philips hat die Corona-Krise bislang besser weggesteckt als gedacht. So zogen die Auftragseingänge im ersten Halbjahr an, im zweiten Quartal verbuchten die Niederländer ein Plus im Neugeschäft von 27 Prozent. Vor allem die Geschäfte der Sparte Connected Care, zu der auch die Monitoring- und Beatmungsgeräte zählen, liefen gut. Hier hatten sich die Bestellungen mehr als verdoppelt. Andere Investitionen in Krankenhäusern waren aufgeschoben worden, dieser Effekt konnte jedoch teilweise ausgeglichen werden.
Trotz eines Einbruchs des bereinigten operativen Gewinns im zweiten Quartal hatte das Management wegen der vollen Auftragsbücher eine Besserung für den Rest des Jahres in Aussicht gestellt. Eine Prognose, an der van Houten trotz der US-Stornierung festhält. „Wir gehen weiter davon aus, in der zweiten Jahreshälfte zu Wachstum und einer verbesserten Profitabilität zurückzukehren“, erklärte er am Montag.
Rücksetzer darf genau beobachtet werden
Mit dem heutigen Abschlag nähert sich der Kurs des Dräger-Papiers der Marke von 70 Euro. In diesem Bereich hat die charttechnische Unterstützung der Aktie schon mehrmals gehalten. Daher sollten interessierte Anleger den Wert jetzt genau beobachten. Es könnte durchaus mögliche sein, dass die Aktie wieder an dieser Stelle nach oben dreht.
Von Markus Weingran
Foto: Mizantroop / Shutterstock.com
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