Drei Fragen an Bernecker: Wie viele Impulse kann die FED noch setzen und sind diese zwei Coronavirus-Leidträger jetzt einen Blick wert?
In unserer heutigen Ausgabe fragen wir nach der Wirkungskraft der FED und den Chancen bei der Lufthansa, sowie der Reederei Hapag-Lloyd.
onvista-Redaktion: Die US-Notenbank FED hat am Dienstag Maßnahmen ergriffen und den Leitzins überraschend um 0,5 Prozentpunkte gesenkt. Die Märkte konnten daraufhin aber nur kurz stimuliert werden - die Maßnahme galt allgemein als erwartet. War das trotzdem vorerst die letzte Senkung oder sehen wir bis Ende des Jahres einen noch wesentlich tieferen US-Leitzins?
Die amerikanische Zinssenkung ist ein Ad-hoc-Akt zur Beruhigung der Gemüter. Wichtiger ist die Liquidität des Marktes, den die Fed gewährleisten muss, damit keine Warenströme abbrechen. Ökonomisch sinnvoll ist es nicht, aber eine Wahlhilfe für den Präsidenten. Die erste Reaktion der Wall Street fiel entsprechend aus (- 3 %) und erholte sich am Mittwoch. Damit ist die Gesamtkonsolidierung des Marktes noch nicht beendet. Das Klumpenrisiko in den großen Techs ist etwa zur Hälfte reduziert. Weitere Zinssignale wären denkbar, aber sie sind nicht signifikant für den Markttrend insgesamt.
onvista-Redaktion: Die Lufthansa ist der wohl größte Coronavirus-Leitträger im Dax, konnte sich nach der Talfahrt aber bereits wieder ein wenig erholen. Lohnt sich vielleicht jetzt ein Engagement, oder ist es noch zu früh?
Lufthansa und TUI oder auch FRAPORT sind natürlich die Verlierer rund um das Thema Verkehr mit Schwergewicht China/Asien. Je nach täglichen Informationen geht es dann wild hin und her und ist ein wunderbares Tradingthema, aber vorerst kein Investmentthema. Abstauben lohnt sich. Die untere Bandbreite lag bei Lufthansa stets zwischen 8 und 10 Euro.
onvista-Redaktion: Nicht nur die Tourismus-Branche leidet unter den Folgen des Coronavirus, auch Aktien aus dem Schiffsfahrt-Sektor sind in tiefes Rot getaucht. Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd hält sich allerdings erstaunlich robust in dem herrschenden Unwetter, der Kursrückgang ist mit wenigen Prozent vernachlässigbar, im Vergleich zu den 20, 30, teilweise 40 Prozent Rückgängen der Konkurrenz. Was läuft bei den Hamburgern anders?
Ähnlich wie die Airlines wird auch der Containerverkehr, insbesondere nach China, zeitweilig zurückstecken müssen. Die Betonung liegt auf dem Wort zeitweilig oder vorübergehend. Aber weder strukturell noch als ein ewiges Problem des gesamten Güterverkehrs der Welt. Korrekturen um 20 bis 30 % für alle diese Werte, so auch Moller-Maersk in Kopenhagen, reichen aus, dieses Risiko aufzufangen. Im Falle Hapag-Lloyd geht es im Hintergrund um noch fällige Paketverschiebungen, insbesondere zwischen den zwei größten Aktionären. Ein zwingendes Investment ist Hapag-Lloyd zurzeit nicht.
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