Drei Fragen an Bernecker: Wird der Zugang zu chinesischen Investments schwerer, geht es bei der Deutschen Bank jetzt nachhaltig bergauf und ist Pfizer ein unterbewertetes Juwel?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

In unserer heutigen Ausgabe wollen wir wissen, ob es bei der Deutschen Bank jetzt langfristig bergauf geht, ob der Zugang zu chinesischen Investments in Gefahr ist und ob Pfizer unterbewertet ist.

onvista-Redaktion: China greift regulatorisch immer härter gegen die eigenen Unternehmen durch, um die Kontrolle über die eigene Wirtschaft zu festigen. Das hat die chinesischen Aktienmärkte unter Druck gesetzt und sorgt auch an den westlichen Märkten für Unruhe. Sollte man sich als westlicher Anleger langfristig komplett von seinen chinesischen Werten trennen, da die Gefahr zu groß wird, dass die Investments überhaupt nicht mehr verfügbar sein werden – aufgrund der zunehmenden Spaltung der westlichen und asiatischen Märkte im Zuge des Handelsstreits?

Die regulatorischen Eingriffe entsprechen der Handlungsweise und dem politischen Verständnis eines autokratisch geführten Staates. Das Grundmodell dafür ist für China bekannt: Keine Störung der Geschäfte, aber Kontrolle nicht nur der Zahlen, sondern insbesondere der Macht, die in diesen Unternehmen aufgebaut wird. Im Sektor E-Commerce/Online sind dies sowohl die Anzahl der User als auch der direkten Kunden. Aus der politischen Sicht besteht offenbar die Gefahr, öffentliche Meinungen zu erzeugen, die das ganze System erschüttern können.

Die Schreckreaktionen der Anleger sind nachvollziehbar. Es sind ausschließlich Ausländer und keine Chinesen. Wie weit die Börsennotierungen chinesischer Unternehmen in New York davon berührt werden, ist noch nicht sagen, aber nicht wahrscheinlich. Das lässt sich nutzen, indem man mit kleineren Investments oder über Futures Positionen aufbaut. Typisch chinesisch: Schritt für Schritt.

onvista-Redaktion: Auch bei Pfizer lässt der gemeinsam mit Biontech produzierte Impfstoff die Kassen klingeln – Pfizer konnte sich jedoch bei weitem nicht so stark an der Börse entwickeln wie die Biontech-Aktie, obwohl das Unternehmen neben der Goldgrube Comirnaty noch einige weitere sehr lukrative Medikamente in der Produktpalette hat. Ist Pfizer aus Ihrer Sicht unterbewertet?

Pfizer als größter US-Pharmakonzern und Biontech als deutscher Partner sind eine Idealkombination für den Aufbau einer Weltmarktstellung rund um das Modell mRNA. Wie Biontech soeben ankündigte, auch für den Sektor Malaria neben der Krebstherapie. Das ergibt für beide zusammen völlig neue Größenordnungen. Pfizer verfügt darüber hinaus über umfangreiche zusätzliche Mittel der Kapitalbeschaffung, um dies zu finanzieren. Kurzum: Pfizer und Biontech sind ein Muss-Investment. Warum? Pfizer kann zusätzlich jährlich zwischen 30 bis 35 Mrd. Dollar in die eigene Pipeline investieren, woraus eine weitere Dynamik entsteht. Zielgrößen für den Kurs liegen zunächst bei 55/60 Dollar.

onvista-Redaktion: Die Deutsche Bank hat zuletzt das beste Halbjahr seit 2015 präsentiert und der massive Konzernumbau scheint endlich seine Wirkung zu entfalten. Geht es jetzt auch für die Aktie wieder nachhaltig nach oben?

Die Deutsche Bank baut ihr Comeback schrittweise auf. Brav und bieder mit strikter Kostenkontrolle und sonstigen Sanierungsbemühungen, insbesondere im IT-Bereich. Das ist richtig und nachvollziehbar. Mangelhaft bleibt vorerst die weitere Perspektive dafür, wie die Deutsche Bank als Nr. 1 in Deutschland, aber gemessen am Marktwert auf Position 10, ihre eigentliche Marktstellung für ein Industrieland wie Deutschland nachhaltig in die Größenordnung von mindestens 45 bis 55 Mrd. € zu bringen beabsichtigt. Dazu gehören entscheidende strategische Schritte sowohl im Kerngeschäft wie in der Erweiterung der Geschäftsfelder. Darauf warte ich schon 5 oder 6 Jahre bei einer meiner größten Schieflagen im DAX. Es bleibt die Hoffnung!

Vielen Dank für Ihre Antworten!

Foto: Bernecker

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