EHang: Aktie bricht nach Short-Attacke von Wolfpack ein ++ Zalando: Pläne von Großaktionär setzen Papiere stark unter Druck ++ Beiersdorf: Ausblick lässt Kurs abstürzen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Automarkt in der Europäischen Union ist zu Jahresbeginn wegen der Maßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie regelrecht eingebrochen. Im Januar wurden in der EU mit 726 491 Autos 24 Prozent Pkw weniger neu zugelassen als im Vorjahresmonat, wie der europäische Branchenverband Acea am Mittwoch in Brüssel mitteilte. In Deutschland hatte das Kraftfahrbundesamt bereits früh im Monat mitgeteilt, dass in der Bundesrepublik fast ein Drittel weniger Pkw neu angemeldet wurden. Zu den Lockdown-Effekten kam hinzu, dass die zeitweilige Mehrwertsteuersenkung Ende 2020 ausgelaufen war, mit der die Bundesregierung die Konjunktur wieder ankurbeln wollte.

In Spanien sah es mit einem Rückgang um gut die Hälfte im Januar noch deutlich schlimmer aus. In Italien fielen die Neuzulassungen um 14 Prozent. Frankreich erwies sich mit einem Minus von 5,8 Prozent als recht robust. Frankreich und Schweden (mit einem Plus von 22,5 Prozent) waren den Acea-Angaben zufolge die einzigen EU-Länder, die einen prozentual zweistelligen Rückgang vermeiden konnten. Die deutschen Autokonzerne Volkswagen, Daimler und BMW fuhren allesamt zweistellige Rückgänge ein, am schwersten davon traf es Volkswagen. Opel aus dem französisch-italienischen Stellantis-Konzern (Peugeot, Fiat) kam auf ein Minus von 32,4 Prozent.

Dax: Leitindex kämpft mit der 14.000

Gleich im frühen Handel am Mittwoch ist der Dax unter die Marke von 14 000 Punkte gefallen. Die inzwischen deutlich gestiegenen US-Anleiherenditen beginnen nun doch etwas an den Nerven der Anleger zu zehren, sagten Experten. Zuletzt verlor er 0,78 Prozent auf 13.954,91 Punkte. Dem Dax gehe so langsam die Dynamik verloren, sagte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect und machte klare Konsolidierungstendenzen aus. Charttechniker sahen in der Marke von 14 000 bislang eine wichtige Unterstützung.

Seinen bisherigen Höchststand hatte der deutsche Leitindex mit 14 169 Punkten in der vorigen Woche erreicht, eine Rekordrally danach fand nicht statt. Beim MDax war dies anders. Am Mittwoch aber sank auch der Index der mittelgroßen Werte um 0,80 Prozent auf 32 776,61 Punkte. Der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50, verlor ein halbes Prozent.

EHang: Was ist dran an der Short-Attacke?

Die Short-Attacke gegen der chinesischen Drohnen-Produzenten kommt aus der Richtung Wolfpack Research. Ein Hedgefonds der in den USA deutlich bekannter ist, als hierzulande. Der Artikel erinnert auch ein wenig an den Film-Klassiker „The Big Short“. Wolfpack Research erhebt nämlich nicht nur Vorwürfe gegen den chinesischen Produzenten von Drohen / Flug-Taxen, sondern gibt an vor Ort recherchiert zu haben und Missstände vorgefunden zu haben: „Wir haben umfangreiche Beweise gesammelt, darunter Fotos hinter den Kulissen, aufgezeichnete Telefonanrufe und Videos von Besuchen vor Ort in den verschiedenen Einrichtungen von EH sowie in den Büros von Kunxiang.“ Auf Twitter zeigt Wolfpack Fotos des neuen Werks von Ehang, dass angeblich schon produzieren soll.

Quelle Tiwtter/wolfpack

Laut Wolfpack sollen die Fotos beweisen, dass Ehang in Yunfu noch nicht einmal Arbeiter eingestellt hat, obwohl die Chinesen behaupten in dem Werk schon zu produzieren. Davon hat sich der Hedgefonds selbst vor Ort überzeugt. Ob an den Anschuldigungen etwas dran ist, dass wird jetzt die Reaktion von Ehang zeigen. Bis dahin zeigt die Short-Attacke Wirkung. Die Aktie von Ehang bricht um etwas mehr als 60 Prozent ein.

Zalando: Kinnevik verteilt Zalando-Beteiligung an die Aktionäre

Der schwedische Investor Kinnevik und Europas größter Online-Modehändler Zalando gehen nach mehr als zehn Jahren getrennte Wege. Um sich künftig auf junge, nicht-börsennotierte Wachstumsunternehmen zu fokussieren, will Kinnevik seine Beteiligung an dem Berliner MDax-Unternehmen in Höhe von 21 Prozent an seine Aktionäre ausschütten, wie der Investor am Mittwoch mitteilte. Die Kinnevik-Aktionäre müssen dem Plan auf der Hauptversammlung in diesem Jahr noch zustimmen.

Aktuell besitzen die Schweden, die den Weg von Zalando vom Startup zu einem Unternehmen mit 14.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von mehr als sechs Milliarden Euro seit 2010 begleiten, noch 54 Millionen Anteilsscheine. Die Beteiligung an dem Modehändler, die Kinnevik zuletzt im Sommer reduziert hat, hat den Schweden eine hohe Rendite gebracht: Insgesamt steckten sie 7,9 Milliarden Schwedische Kronen (umgerechnet 786 Millionen Euro) in Zalando. Binnen zehn Jahren habe sich dieser Einsatz mehr als verachtfacht. Zalando war 2014 an die Börse gegangen – zu einem Ausgabepreis von 21,50 Euro. Heute wird der Dax-Aspirant mit mehr als 100 Euro gehandelt.

Die Beteiligung soll noch im zweiten Quartal an die Kinnevik-Aktionäre übertragen werden. Die Hauptversammlung wurde daher auf den 29. April vorgezogen wird. „Durch die Ausschüttung an unsere Aktionäre wird unser Portfolio ausgeglichener und einzigartiger“, sagte Kinnevik-Chef Georgi Ganev. Mehr als zwei Drittel des Kapitals werde dann in einem vielfältigen Portfolio aus jüngeren, hauptsächlich nicht-börsennotierten Wachstumsunternehmen stecken.

Beiersdorf: Aktie stürzt ab

Die Aktie des Konsumgüterkonzern gerät gleich zu Handelsstart kräftig unter Druck und verliert in der Spitze über 8 Prozent. Dienstag nach Börsenschluss hatte Beiersdorf seine Zahlen für 2020 veröffentlicht. Besonders der Ausblick auf 2021 sorgt heute für Verstimmungen unter den Anlegern. Das  Investitionsprogramm, dass in den kommenden fünf Jahren zusätzlich 300 Millionen Euro für Digitalisierung, Wachstumsmärkte und Nachhaltigkeit kostet, wird sich auf die Profitabilität von  Beiersdorf auswirken. So soll die bereinigte operative Marge, also das was vom Umsatz als Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) übrig bleibt, 2021 lediglich auf dem Vorjahresniveau verharren, wie das Unternehmen am Dienstagabend mitteilte. 2020 war die Umsatzrendite wegen der negativen Folgen der Corona-Pandemie sowie Investitionen um 1,4 Prozentpunkte auf 12,9 Prozent gefallen. Beim Umsatz will Beiersdorf wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren.

Bei Analysten kamen die Neuigkeiten zunächst nicht gut an. Der Margenausblick sei deutlich hinter der Konsensschätzung zurückgeblieben, kommentierten Analysten der Credit Suisse. Ähnlich sieht es Bruno Monteyne vom US-Analysehaus Bernstein Research. Eigentlich sei das Jahr 2021 für eine deutliche Erholung bestimmt, schrieb er in einer ersten Einschätzung. Nun sei aber klar, dass es wieder ein Jahr der Neustrukturierung werde. Die Margen dürften im Vergleich zum Vorjahr nicht steigen und so stellte er eine deutliche Senkung seiner und der Konsensschätzungen in Aussicht.

Das vergangene Jahr war dabei von der Corona-Pandemie geprägt. Weltweite Restriktionen in wichtigen Märkten sowie Reisebeschränkungen ließen Umsatz und Ergebnis sinken. Die Erlöse fielen um 8,2 Prozent auf rund 7 Milliarden Euro, teilte das Unternehmen weiter mit. Organisch – sprich währungs- und portfoliobereinigt – lag das Minus bei 5,7 Prozent. Dank eines guten Schlussquartals konnte Beiersdorf das Minus aus den ersten neun Monaten noch etwas eingrenzen. So verzeichnete vor allem die Klebstoffsparte Tesa ein gutes zweites Halbjahr und beendete das Jahr mit einem organischen Umsatzminus von 1,5 Prozent.

Dagegen litt das Hautpflegegeschäft unter dem Einbruch der Luxuspflegemarke La Prairie, die stark vom Reisemarkt abhängig ist und viel an Flughäfen verkauft wird. Positiv entwickelte sich hingegen das Geschäft mit der dermatologischen Hautpflege. Die Sparte, die den Löwenanteil zum Konzernumsatz beiträgt, verzeichnete insgesamt ein organisches Erlösminus von 6,6 Prozent. Trotzdem zeigte sich der Konzern nicht unzufrieden. So habe Beiersdorf in allen Hautpflegekategorien Marktanteile hinzugewinnen können.

Auch die Ergebnisse von Beiersdorf gingen 2020 deutlich zurück. Das bereinigte Ebit sank um rund 17 Prozent auf 906 Millionen Euro. Das bereinigte Ergebnis nach Steuern nahm um knapp ein Fünftel auf 636 Millionen Euro ab. Seinen Aktionären will Beiersdorf eine unveränderte Dividende von 0,70 Euro je Aktie zahlen.

Kurz & knapp:

Teamviewer: Der Finanzinvestor Permira hat sich von weiteren Anteilen des Softwareanbieters getrennt. Knapp eineinhalb Jahre nach dem Börsengang und drei Platzierungen im vergangenen Jahr verkaufte Permira in der Nacht zum Mittwoch weitere Anteile für fast 600 Millionen Euro. Damit summieren sich die Erlöse aus Aktienverkäufen durch den Börsengang und danach auf rund 5,4 Milliarden Euro. Zudem ist das Paket von rund 20 Prozent der Anteile, das Permira noch hält, derzeit fast zwei Milliarden Euro wert. Permira hatte Teamviewer erst 2014 für rund 870 Millionen Euro gekauft und dann im Herbst 2019 an die Börse gebracht. Beim größten deutschen Tech-Börsengang seit dem Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende konnte der Investor 2,2 Milliarden Euro erlösen. Zudem nutzte Permira den Kursanstieg der Aktien inzwischen zu vier Platzierungen.

BMW:  Die Münchener wollen in China von seinem angeschlagenen Partner Brilliance zusätzliche BMW-Autos bauen lassen – als Auftragsfertiger, außerhalb des bestehenden Gemeinschaftsunternehmens BMW Brilliance Auto (BBA). Der Münchner Autokonzern bestätigte am Dienstag einen entsprechenden Bericht der Branchenzeitschrift „Automobilwoche“, ließ allerdings offen, ob es um mehr als 100 000 Fahrzeuge pro Jahr gehe. BMW habe die Chance gesehen, sich zusätzliche Produktionskapazitäten im boomenden Markt China zu sichern, erklärte die Sprecherin. In der Volksrepublik müssen Produktionskapazitäten von der Provinzregierung genehmigt werden. „Wir können mehr bauen, Brilliance hat mehr Aufträge: Eine win-win-Situation“, sagte die BMW-Sprecherin. Welche Modelle BMW in Shenyang von Brilliance produzieren lasse, sei in der nun unterzeichneten Absichtserklärung noch nicht festgelegt. 

Ahold Delhaize: Der niederländisch-belgische Handelskonzern hat im Corona-Jahr 2020 trotz brummender Geschäfte einen Gewinnrückgang hinnehmen müssen. Während der Umsatz vor allem im Weihnachtsquartal kräftig zulegte, zehrten Kosten für mehr Sicherheit in der Pandemie und vor allem eine Sonderbelastung bei den Betriebsrenten in den USA am Ergebnis. Doch auch im Tagesgeschäft schnitt das Unternehmen schwächer ab als von Analysten im Schnitt erwartet. So steigerte Ahold Delhaize seinen Umsatz 2020 um 13 Prozent auf 74,7 Milliarden Euro. Allerdings hatte das Geschäftsjahr eine Woche mehr als das Vorjahr. Der operative Gewinn sackte unterdessen um knapp 18 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro nach unten. Der Nettogewinn knickte sogar um gut ein Fünftel auf 1,4 Milliarden Euro ein. Bereinigt um Sondereffekte legte der Gewinn je Aktie jedoch um mehr als ein Drittel zu. Die Dividende soll daher um mehr als 18 Prozent auf 90 Cent je Aktie steigen. Konzernchef Frans Muller baut nun weiterhin auf den Boom im Online-Geschäft. Im vergangenen Jahr stiegen die Erlöse in diesem Segment auf Basis konstanter Wechselkurse um mehr als zwei Drittel auf 7,6 Milliarden Euro. Für 2021 fasst Muller eine weitere Steigerung um mehr als 30 Prozent ins Auge. Der bereinigte Gewinn je Aktie (EPS) soll um einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentsatz steigen. Die bereinigte operative Marge soll nach 4,8 Prozent im vergangenen Jahr nun mindestens 4 Prozent erreichen.

Von Markus Weingran

Foto: Frank Gaertner / shuterstock.com

Das sind die Favoriten von Top-Investoren

Was wäre, wenn Sie in die Depots der größten Investoren der Welt schauen könnten?

Einen Blick in das Depot von Warren Buffett, Bill Gates, Seth Klarmann oder Joel Greenblatt (dem Autor der „Zauberformel“) zu werfen – das wäre doch mal was. Die sog. 13F forms der SEC geben darüber Aufschluss. Doch diese Unterlagen sind nur schwer verständlich und es dauert Stunden diese Daten zu analysieren.

Wir haben uns die Mühe gemacht und Ihnen die Depots der größten Investmentlegenden sauber aufbereitet.

In den onvista Experten-Listen erhalten Sie als onvista club Mitglied einen Blick in die Portfolios weltbekannter und erfolgreicher Investoren.

Jetzt den onvista club 15 Tage kostenfrei testen und direkt Einblick in die Guru-Listen erhalten!

Link: https://my.onvista.de/premium/plus?cid=101&campaignId=news-gurus

onvista Premium-Artikel

Chartzeit Wochenausgabe 13.07.2025
Rekorde, Zölle, Inflation: Warum an den US-Märkten keine Langeweile aufkommt13. Juli · onvista
Rekorde, Zölle, Inflation: Warum an den US-Märkten keine Langeweile aufkommt
Kolumne von Stefan Riße
Vorsicht vor Tipps prominenter Börsenexperten – alles Fake!12. Juli · Acatis
Vorsicht vor Tipps prominenter Börsenexperten – alles Fake!