Ethereum: Goldman Sachs sieht in ETH mehr Potenzial als Wertspeicher – „Ethereum wahrscheinlichster Kandidat, Bitcoin zu überholen“

onvista · Uhr

Nachdem sich der Krypto-Markt 2021 vor allem durch positive Entwicklungen hervorgetan hat, waren die letzten beiden Wochen kein Zuckerschlecken für alte wie neue Anleger. Die stark gefragte Blockchain Ethereum machte dabei besonders viele Schlagzeilen, erst durch anstehende Updates, die versprechen, die Skalierung und Geschwindigkeit enorm zu erhöhen, dann durch eine besonders herbe Korrektur. Nunhat Goldman Sachs eine neue Analyse zu Kryptowährungen gemacht und ist der Frage nachgegangen, welches Krypto-Asset der beste Wertspeicher sein kann.

Extreme Volatilität rüttelt Ethereum durch

Der gesamte Kryptomarkt hatte in der vergangenen Woche unter den Folgen des Rückziehers von Tesla-CEO Elon Musk zu leiden. Dieser hatte sein ursprüngliches Versprechen, Bitcoin zukünftig als Zahlungsmittel bei Tesla zu akzeptieren, revidiert. Seine widersprüchlichen Tweets bezüglich Bitcoin schürten vor allem unter neu an Bord gekommenen Marktteilnehmern Ängste. Doch es kam noch herber: von chinesischer Seite aus beschloss man, weitere regulatorische Maßnahmen einzuleiten, darunter die erneute Bekräftigung, dass der Handel und weitere Umgang mit Kryptowährungen für chinesische Unternehmen untersagt bleiben. Nun steht jedoch auch ein Mining-Verbot im Raum- in der Region der inneren Mongolei ist bereits ein entsprechendes Gesetz auf dem Weg.

Einige Anleger haben nach der Schreckens-Woche jedoch wieder Mut gefasst, sodass der Ethereum-Kurs von 1895,45 $ auf knapp unter 3000 $ kletterte. Das Allzeithoch Ethereums ist damit immer noch um ein Drittel unterboten.

Für Bitcoin ist bereits seit Mitte Mai ein Abwärtstrend zu sehen. Das Monatshoch von 59.577,80 $ fiel mit dem Krypto-Crash der letzten Woche um 45,4 Prozent- was einerseits der niedrigste Wert seit Jahresbeginn ist, im Vergleich zur Performance der letzten 2 Wochen allerdings weniger überraschend kam als der Crash bei Ethereum. Inzwischen leicht erholt hält der Kurswert nur 65,8 Prozent seines Maihochs. Mitbewerber wie Dogecoin liefern spannende Wechsel von Aufs und Abs.

Hat Ethereum größere Chancen als Bitcoin?

Das Potential von Ethereum, Bitcoin in Sachen Marktkapitalisierung zu übertreffen, scheint groß zu sein. Die Vorteile gegenüber der ältesten Kryptowährung liegen am komplexeren Ansatz von Ethereum:

Ethereum soll als ein Betriebssystem Raum für Infrastrukturen werden, die man für finanzielle Prozesse benötigt. Im Gegensatz zu bereits bestehenden Lösungen soll die Blockchain dabei unabhängig von Drittparteien bleiben. Das bedeutet, keine Konzerne oder Staaten hängen mit diesen Prozessen zusammen. Stattdessen wird Ethereum dezentral von hunderten, unabhängigen Entwicklern auf allen Teilen der Erde gestaltet. Damit wird Autonomie geboten, die vorallem für Menschen ohne Zugang zu funktionierenden Finanzsystemen oder mit nur wenigen finanziellen Mitteln interessant wird. So viel Freiheit im Umgang mit den eigenen Finanzen war virtuell zuvor nicht möglich. Ähnlich autonom steht es auch um die Codierung.

Programmiersprache als Allzweckwerkzeug

Im Gegensatz zu Bitcoin gibt es auf Ethereum keine Grenzen hinsichtlich der Programmierbarkeit. Ethereum ist viel komplexer und dadurch deutlich schneller, auslastbarer, und besser skaliert. Transaktionen können mit Kryptowährungen (Ether), aber auch mit anderen Währungen/Prozessen abgewickelt werden. Das macht Ethereum laut Daten von Bloomberg zur gefragtesten Plattform für Kryptowährungen und Blockchains. Ein entsprechendes Fazit ergibt sich ebenfalls aus den veröffentlichten Informationen der Analyse von Goldman Sachs.

Potenzial auch von Goldman Sachs erkannt

Laut der jüngst von Goldman Sachs gemachten Analyse könnte Ethereum als Wertspeicher schon bald den Kryptomarkt dominieren und Bitcoin verdrängen. Die Diskretion und Sicherheit der Datenspeicherung auf der Plattform hat das Potenzial, ein gigantischer Markt für den Austausch vertraulicher Informationen zu werden. Denkbar wären etwa medizinische Befunde, IP-Rechte, Vermögenseigentümerschaften, etc. Bisher ist die Entwicklung von Ethereum viel rasanter zu beobachten als die von Bitcoin. Goldman Sachs bewertet die Smart-Contract-Plattform als den besseren Informationswertspeicher. Die Nachfrage dezentralisierter Finanzen steigt weiter- Ethereum knüpft an dieses Bedürfnis an.

Der Rohstoffanalyst Mikhail Sprogis von Goldman Sachs und Jeff Currie, globaler Leiter der Rohstoffforschung, glauben, dass Krypto-Assets als Wertaufbewahrungsmittel funktionieren können, vorausgesetzt, sie haben andere reale Verwendungen, die Wert schaffen und die Preisvolatilität dämpfen.

„Viele Anleger betrachten Bitcoin heute als einen digitalen Wertspeicher, der mit Gold, Wohnimmobilien oder edlem Wein vergleichbar ist“, so die Analysten. Jedoch bietet Bitcoin derzeit kein Einkommen und nur einen „sehr bescheidenen“ Nutzen. Sie glauben, dass Ethereum besser positioniert ist, um zum dominierenden digitalen Wertaufbewahrungsmittel zu werden.

„Wir sehen eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Bitcoin irgendwann seine Krone als dominierender digitaler Wertspeicher für eine andere Kryptowährung mit größerem praktischen Nutzen und technologischer Agilität verliert. Ether scheint heute der wahrscheinlichste Kandidat zu sein, der Bitcoin überholt, aber dieses Ergebnis ist alles andere als sicher.“

Größenvergleich zeigt das Aufholpotenzial

Die Marktkapitalisierung von Bitcoin liegt mit 660 Milliarden $ immernoch mehr als zwei einhalb mal über der von Ethereum. Allerdings entwickelt sich die bisher größte Kryptowährung deutlich langsamer. Der Wert stieg im letzten Jahr um das Dreifache. Neben dem Anstieg auf 1000 Prozent von Ethereum sieht das nicht mehr nach so viel aus. Es scheint, als könne Bitcoin mit der Geschwindigkeit des Konkurrenten nicht mithalten. Die Entwicklungen der Vergangenheit, das derzeitige Momentum und die Aussichten der Analysten lassen das Szenario nicht unabwegig erscheinen, dass Ethereum dem Platzhirsch Bitcoin früher oder später den Rang ablaufen könnte. In Krypto-Kreisen wird dieses Ereignis auch als „Flippening“ bezeichnet.

Von Ricarda Rasmussen und Alexander Mayer

Titelfoto: r.classen / shutterstock.com

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