Europas Anleger verhalten optimistisch - Vorsicht bleibt

Reuters · Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Aussicht auf eine Eindämmung der Coronavirus-Pandemie stimmt Anleger an Europas Aktienmärkten vorsichtig optimistisch.

Der Dax stieg zum Wochenauftakt 0,2 Prozent auf 10.650 Punkte und der EuroStoxx50 0,1 Prozent auf 2.891 Zähler. "Die Konjunkturpakete der Regierungen und Geldspritzen der Notenbanken in Kombination mit den aktuellen Lockerungsmaßnahmen und positiven Tendenzen bei den Ansteckungszahlen scheinen vielen Marktteilnehmern weiter Zuversicht zu geben", sagte Thomas Metzger, Chef der Vermögensverwaltung beim Bankhaus Bauer.

Über das Wochenende sei die Lage in Europa relativ stabil geblieben, betonte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Und selbst im Corona-Hotspot New York City gibt es Zeichen der Stabilisierung." Dadurch verbessere sich die Aussicht auf eine Lockerung der Virus-Restriktionen und eine Erholung der Weltwirtschaft.

SCHRITTWEISE LOCKERUNGEN

In Deutschland startete am Montag eine erste Phase der Lockerung der Einschränkungen. So durften kleinere Geschäfte wieder öffnen. Für durch die Restriktionen besonders gebeutelte Branchen plant die Bundesregierung weitere Hilfen. Analysten erwarteten bei anstehenden Konjunkturdaten und Unternehmenszahlen deutliche Einbrüche. Nach wie vor ließen sich die wirtschaftlichen Folgen der Virus-Katastrophe aber nicht ausreichend abschätzen. Für eine komplette Entwarnung sei es daher noch deutlich zu früh, sagte Metzger.

Tiefe Spuren hat die Virus-Pandemie bei der kriselnden Elektronikhandelsholding Ceconomy hinterlassen. Der Mutterkonzern der Ketten Media Markt und Saturn rutschte im zweiten Quartal in die Verlustzone und setzt nun auf Hilfe der staatlichen Förderbank KfW. Ceconomy-Aktien gaben rund ein Prozent nach. Dagegen legten die Papiere des Elektronik-Händlers Fnac Darty, dessen größter Aktionär Ceconomy ist, vier Prozent zu. Anleger waren erleichtert, dass sich der französische Konzern ebenfalls um Staatshilfe bemüht.

Auch bei Philips griffen Anleger kräftig zu. Zwar kassierte der niederländische Medizintechnikkonzern seine Jahresziele. Die Aussicht auf eine Erholung im zweiten Halbjahr sorgte aber für Zuversicht am Markt. Dagegen trennten sich Investoren von Aktien des norwegischen Fisch-Züchters Mowi. Der weltgrößte Anbieter von gezüchtetem Atlantik-Lachs verfehlte beim Quartalsergebnis die Erwartungen und warnte vor gestiegenen Kosten wegen der Corona-Krise.

US-ÖL AUF 21-JAHRES-TIEF

Die wegen der Pandemie eingebrochene Nachfrage macht auch dem Ölpreis weiter zu schaffen. Der Preis für den am Dienstag auslaufenden Terminkontrakt auf die US-Sorte WTI stürzte um knapp 21 Prozent ab und lag mit 14,47 Dollar je Barrel so niedrig wie zuletzt vor 21 Jahren. Weil die Raffinerien immer weniger Rohöl nachfragen, fürchten Anleger, dass die Tanklager-Kapazitäten bald erschöpft sind. Da Rohöl der Sorte Brent nicht mit den gleichen Lager-Engpässen konfrontiert ist, ging der Brent-Preis moderater um rund drei Prozent auf 27,24 Dollar je Barrel zurück.

Der Kursverfall beim US-Öl sei allerdings auch technisch begründet und dürfe daher nicht überbewertet werden, warnte Jochen Stanzl, Marktanalyst bei CMC Markets. Die Preise für Lieferungen von US-Öl im Juni würden mit knapp unter 24 Dollar pro Barrel fast zehn Dollar höher gehandelt, betonte auch Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Zur Zeit wolle wegen des Lockdowns aber niemand Öl-Lieferungen entgegen nehmen.

onvista Premium-Artikel

Chartzeit Wochenausgabe 13.07.2025
Rekorde, Zölle, Inflation: Warum an den US-Märkten keine Langeweile aufkommt13. Juli · onvista
Rekorde, Zölle, Inflation: Warum an den US-Märkten keine Langeweile aufkommt