IPO: Lyft sieht Short-Selling-Produkt der US-Bank Morgan Stanley als Ursache für Kursverfall nach Börsengang
Anleger haben sich bei der Börsenpremiere von Lyft Ende März um die Aktien des US-Fahrdienstvermittlers gerissen. Der erste Kurs der unter dem Tickerkürzel „LYFT“ gelisteten Papiere lag an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq bei 87,24 US-Dollar – gut 20 Prozent über dem Ausgabepreis von 72 Dollar. Anschließend bröckelte die Begeisterung aber immer weiter ab und Stand heute liegt die Aktie sogar unter dem Ausgabepreis, bei knapp 69 Dollar.
Short-Selling-Produkt von Morgan Stanley Schuld am Kursverfall von Lyft?
Das Unternehmen will nun einen Grund für den starken Kursabstieg seiner neu ausgegebenen Aktie gefunden haben, wie der Nachrichtendienst CNBC berichtet: Die US-Investmentbank Morgan Stanley soll Finanzprodukte verkauft haben, die Short-Sellern dabei geholfen haben, Druck auf das Wertpapier auszuüben. Lyft hat laut Bericht Hinweise darauf, dass die Bank Leerverkäufe für Investoren ermöglicht haben soll, die eigentlich durch eine Lock-up-Vereinbarung an diesen gehindert werden sollten. Über die angebotenen Dienste der Bank soll es möglich gewesen sein, die Sperre zu umgehen.
Bei Leerverkäufen wird darauf abgezielt, die Aktie zu verkaufen und später zu einem deutlich niedrigeren Preis wieder zu kaufen. Die Differenz des Betrages macht dabei den Gewinn aus. Lyft fordert Morgan Stanley in einem Anwalts-Brief vom 2. April dazu auf, die Verbreitung des betroffenen Finanzproduktes zu unterbinden und droht mit rechtlichen Konsequenzen.
Morgan Stanley hat sich bereits zu den Vorwürfen geäußert und diese abgewiesen: „Die Tätigkeit unserer Firma war im normalen Rahmen der Marktbildung und jede Andeutung, dass Morgen Stanley sich bemüht hat, einen Druck durch Leerverkäufe auf Lyft auszuüben, ist falsch.“
Die Regulierungsbehörde FINRA hat laut CNBC bereits Untersuchungen eingeleitet. Auch die SEC könnte sich laut dem Nachrichtendienst bald einschalten.
Über 2 Milliarden Dollar bei Börsengang eingesammelt
Das 2012 in San Francisco gegründete Unternehmen sammelte mit der Ausgabe von 32,5 Millionen Aktien rund 2,3 Milliarden Dollar bei Investoren ein. Insgesamt wurde Lyft beim Börsengang mit mehr als 24 Milliarden Dollar bewertet. Damit wurden die Erwartungen übertroffen. Bei seiner Finanzierungsrunde vor dem Börsengang war Lyft von Investoren lediglich mit rund 15 Milliarden Dollar bewertet worden.
Der Uber-Rivale, der bislang nur in den USA und Kanada verfügbar ist, ist von schwarzen Zahlen noch meilenweit entfernt. Im vergangenen Jahr wurde der Umsatz zwar auf 2,2 Milliarden Dollar verdoppelt, unterm Strich fiel jedoch ein hoher Verlust von 911 Millionen Dollar an.
Zu den frühen Geldgebern, die stark vom Börsengang profitierten, zählen der japanische Online-Händler Rakuten, Googles Mutterkonzern Alphabet und der Autokonzern General Motors. Die beiden Gründer Logan Green (35) und John Zimmer (34) behalten durch spezielle Aktien mit besonders vielen Stimmrechten die Kontrolle über das Unternehmen.
Der deutlich größere Konkurrent Uber bereitet ebenfalls einen Börsengang vor. Hier stellten Banken laut US-Medien bereits eine Gesamtbewertung von bis zu 120 Milliarden Dollar in Aussicht.
(onvista/dpa-AFX)
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