Lufthansa: Großaktionär Thiele erhöht vor Hauptversammlung seine Anteile – Wird der Rettungsplan jetzt von ihm infrage gestellt?

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Bei der Lufthansa bleibt es weiter spannend, denn nun haben sich erneut die Rahmenbedingungen verschoben: Großaktionär Heinz Hermann Thiele hat seinen Anteil vor der entscheidenden außerordentlichen Hauptversammlung zum Staatseinstieg kräftig aufgestockt. „Am Montagabend habe ich die meldepflichtige Schwelle von 15 Prozent überschritten“, sagte der Unternehmer der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Mittwochausgabe). „Die Aufsto­ckung ist kein Signal, auf der Haupt­ver­samm­lung gegen irgend­et­was zu stim­men“, betonte Thiele zwar. Er kritisierte aber, dass Lufthansa-Chef Carsten Spohr nicht die mit dem Bund behandelten Alternativen benannt habe.

„Die muss der Vorstand auf den Tisch legen“, sagte Thiele. „Ich schät­ze Herrn Spohr, aber mir reicht die Aussa­ge von ihm nicht, es sei alles geprüft worden und eigene Vorstel­lun­gen seien nicht durch­setz­bar gewe­sen. Ich glaube, man hätte inten­si­ver verhan­deln können.“

Wird sich Thieles Stimme auf den Deal mit dem Bund auswirken?

Der Frage nach seinem Stimmverhalten auf der Hauptversammlung wich der Unternehmer mehrmals aus. Auch, ob er gegen einen eventuellen Beschluss der Hauptversammlung vorgehen würde, beantwortete Thiele zurückhaltend. „So weit bin ich noch gar nicht“, sagte er. „Ich sehe aber jetzt eine Chance, das Thema noch einmal aufzu­ma­chen.“

Bisher sieht es so aus, dass am 25. Juni während der Hauptversammlung die Lufthansa-Aktionäre dem Einstieg des Bundes mit zunächst 20 Prozent und notfalls 25 Prozent zustimmen sollen. Dabei soll das Bezugsrecht der Aktionäre ausgeschlossen werden. Der Bund käme vergleichsweise günstig an die neuen Aktien.

Thiele könne die Konditionen der Staatsbeteiligung aus Aktionärssicht möglicherweise verbessern, sagte ein Händler. Sein Anteil könnte womöglich ausreichen, um die Zustimmung der außerordentlichen Hauptversammlung zu blockieren. So fürchte er womöglich eine erhebliche Verwässerung der Anteile der Altaktionäre durch die Beteiligung des Bundes. Andererseits laute die Alternative bei einem Nichtzustandekommen des Deals wohl Insolvenz, so der Händler.

Aktie versucht sich aufzurichten

Im heutigen Handel ist die Aktie wieder, auch getrieben von dem positiven Gesamtmarkt der letzten Tage, mit über 3 Prozent im Plus und kann sich damit weiter von der 10 Euro Marke nach oben absetzen.

Das US-Analysehaus Bernstein Research hat das Papier nach den Lockerungen der Lockdown-Maßnahmen in Europa auf „Market-Perform“ mit einem Kursziel von 10 Euro belassen. Auch wenn die Aktienkurse der Fluggesellschaften in den vergangenen Wochen wieder deutlich gestiegen seien, sehe er bei einigen noch weiteres Potenzial, schrieb Analyst Daniel Roeska in einer am Mittwoch vorliegenden Branchenstudie. Dafür werde eine Erholung der Ergebnisniveaus in den Jahren 2022/23 zugrunde gelegt. Er bevorzuge Billigfluggesellschaften. Das Bewertungspotenzial der Lufthansa-Aktie sei allerdings bereits ausgeschöpft.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Vytautas Kielaitis / Shutterstock.com

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