Meta: Kommen jetzt schwere Zeiten auf den Facebook-Konzern zu? Das Metaverse dürfte so schnell keine Rettung bringen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Mit Schrecken haben die Anleger die neuesten Quartalszahlen von Meta aufgenommen - die Papiere sind im nachbörslichen Handel in einer ersten Reaktion um gut ein Fünftel abgestürzt und auch am Donnerstag belief sich das Minus auf der deutschen Tradegate-Plattform zuletzt auf 21 Prozent. Der Börsenwert von einst über einer Billion Dollar ist damit kräftig geschmolzen.

Damit werden die Sorgen im US-Technologiesektor, der seit Anfang des Jahres unter der von der US-Notenbank Fed eingeleiteten Zinswende besonders leidet, nochmals größer. Enttäuschen die extrem hoch bewerteten Unternehmen mit ihren Geschäftsaussagen, reagieren die Kurse mit ebenfalls extrem hohen Abschlägen. Dies zeigte sich bereits vor einigen Tagen beim Streamingkonzern Netflix , beim Bezahldienstleister Paypal und nun auch bei Meta.

Im Sog der enttäuschenden Zahlen des Facebook-Konzerns sind auch andere Social-Media-Plattformen in den Keller gerutscht- Die Aktien von Snap sind im nachbörslichen US-Handel um 16 Prozent gefallen, Papiere von Twitter mussten mehr als 8 Prozent abgeben und Pinterest-Papiere 10 Prozent. Der Musik-Streaming-Anbieter Spotify hat im Zuge der Quartalszahlenvorlage ebenfalls eine Verlangsamung des Wachstums offenbart und musste mit über 10 Prozent ebenfalls zweistellig abgeben.

Facebook auf dem „absteigenden Ast?“

Die schiere Größe von Facebook, seine beeindruckende Reichweite und die solide Bilanz bedeuteten auf längerfristige Sicht zwar Potenzial, aber die nächsten Jahre könnten erst einmal holprig und teuer werden, sagte Analystin Laura Hoy von Hargreaves Lansdown.

Drastischer formulierte es Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege vom Broker Robomarkets: „Zahlen und Ausblick deuten darauf hin, dass sich der Konzern auf dem berühmten absteigenden Ast befinden könnte.“ Größtes Problem seien die schwindenden Nutzerzahlen, Konkurrent Tiktok jage Facebook die Nutzer ab. Facebook-Gründer und Chef Mark Zuckerberg verwies ausdrücklich auf die Konkurrenz: „Die Leute haben jede Menge Auswahl, wie sie ihre Zeit verbringen wollen – und Apps wie Tiktok wachsen sehr schnell“, sagte er in einer Telefonkonferenz mit Analysten.

Ganz ähnlich hat es auch der CFO von Meta, David Wehner, ausgedrückt. Wehner, der bereits seit einigen Jahren mit mahnenden Tönen versucht, die Erwartungen der von gigantischen Wachstumsraten verwöhnten Anleger zu dämpfen, rechnet mit einem Verlust von Werbeeinnahmen in Höhe von 10 Milliarden US-Dollar. Dies dürfte hauptsächlich an den geänderten Datenschutzbestimmungen von Apple liegen, dessen iPhones eine erhebliche Zahl von Facebook-Usern nutzen. Durch die neuen Bestimmungen ist es für Konzerne wie Meta erheblich schwieriger, personalisierte Werbung an die Kunden zu bringen. „Wenn Sie die Änderungen, die wir in iOS sehen, zusammenfassen, ist das eine Größenordnung. Wir können das nicht genau sagen, es ist eine Schätzung “, sagte Wehner während der Telefonkonferenz zur Zahlenvorlage. „Wir haben unterschiedliche Auswirkungen auf unser Geschäft, aber wir denken, dass es ein erheblicher Gegenwind ist, durch den wir uns hindurcharbeiten müssen, und natürlich arbeiten wir hart daran, diese Auswirkungen zu mildern und Anzeigen weiterhin relevant und effektiv für die Nutzer zu machen.“

Neben dem Datenschutzproblem wird das Wachstum von Tiktok ebenfalls eine immer größere Bedrohung, da hier direkte Marktanteile und entsprechender Werbeplatz weggenommen werden. Facebook ist über die Jahre zur dominierenden Social Media Plattform des Planeten angewachsen - die meisten Früchte dürften mittlerweile abgeerntet sein, da vor allem die jüngere und für Social Media Plattformen relevanteste Zielgruppe vermehrt in die neuen Angebote strömt. Laut Marktschätzungen dürfte Tiktok die Zahl der monatlich aktiven Nutzer im letzten Quartal um 38 Prozent auf über eine Milliarde erhöht haben, während Facebook gerade einmal 4 Prozent zulegen konnte. Das Momentum ist klar auf der Seite des Newcomers.

Das Metaverse dürfte so bald auch keine Rettung bringen

Angesichts dieser Entwicklungen wird umso klarer, warum Facebook so vehement auf den Zug des Metaverse aufgesprungen ist und sogar den Konzernnahmen entsprechend angepasst hat - es muss neuer Raum für Wachstum und Werbeeinnahmen her. Jedoch geben die Geschäftszahlen der Sparte Reality Labs bisher noch ein ernüchterndes Bild: Der Umsatz im vierten Quartal belief sich auf 877 Millionen US-Dollar, der hauptsächlich aus Virtual-Reality-Headsets von Oculus bestand, während der Betriebsverlust 3,3 Milliarden US-Dollar betrug. Für das Gesamtjahr 2021 belief sich der Betriebsverlust von Reality Labs auf satte 10,2 Milliarden US-Dollar bei einem Umsatz von 2,27 Milliarden US-Dollar.

Man muss es klar sagen: Das Metaverse existiert noch nicht wirklich und es wird noch eine Menge Kapital, Zeit und Ressourcen benötigen, bis es Realität wird - und ein Erfolg ist keineswegs garantiert, da Facebook bei weitem nicht der einzige Player ist, der in dieser Richtung arbeitet. Gerade im Blockchain-Bereich gibt es viele Projekte, die ähnliche Visionen verfolgen und an dezentralen Varianten eines Metaverse arbeiten. Den größten Fortschritt gibt es hier im Gaming-Bereich, in dem es mit Plattformen wie „The Sandbox“ oder „Decentraland“ bereits Prototypen gibt, die auf rudimentärer Ebene nutzbar sind. Der Facebook-Konzern Meta dürfte in den nächsten Monaten und Jahren angesichts des ruppiger werdenden Marktumfelds deutlich mehr Gegenwind erfahren und Anleger sollten sich auf weniger üppige Wachstums- und Gewinnzahlen einstellen.

onvista-Redaktion mit Material von dpa-AFX

Titelfoto: rafapress / Shutterstock.com

 (Anzeige)

Meistgelesene Artikel