Ökonomen warnen – Wird Chinas Wachstum in den nächsten Jahren auf 2 Prozent sinken?

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Chinas beispielloser wirtschaftlicher Aufstieg könnte bald ein Ende nehmen, wenn man sich die Prognose der Londoner Wirtschaftsforschungsberatungsfirma Capital Economics ansieht. Wie CNBC berichtet, geht das Beratungsunternehmen davon aus, dass das Wachstum der zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt im Laufe des nächsten Jahrzehnts auf 2 Prozent absinken könnte.

„Chinas Ära als Outperformer der Emerging Markets geht seinem Ende entgegen“, sagte der führende Asien-Ökonom von Capital Economics, Mark Williams, während der jährlichen Konferenz des Unternehmens in Singapur am Dienstag. Er verwies darauf, dass die geschätzten 2 Prozent weit entfernt sind von den 5 bis 6 Prozent Wachstum, die der Internationale Währungsfonds für China in der nächsten Dekade erwartet.

Weitere Experten sprachen auf der Konferenz eine Reihe von Risiken an, denen das Land entgegen blickt. Darunter vor allem die wachsenden Verschuldungsprobleme, den demographischen Wandel und die stagnierende Produktivität.

Schattenbanken ein wachsendes Problem

Durch das sinkende Wirtschaftswachstum wird es für die Regierung in Peking zunehmend schwieriger, die bereits existierenden Schuldenberge zu bedienen. Viele Experten erwarten, dass die Regierung den stotternden Wirtschaftsmotor in den kommenden Jahren durch weitere Anleihen wieder befeuern will. Williams sieht eine wachsende Gefahr jedoch durch die Verschärfung des Schattenbanken-Geschäfts, das wesentlich schlechter reguliert ist, als die staatlichen Banken. Diese bevorzugen es, Kredite an Unternehmen zu geben, die Eigentum der Regierung sind, so müssen die privaten Konzerne auf den Schattenbanken-Sektor ausweichen.

Chinas arbeitende Bevölkerung geht zurück

Auch eine, von Capital Economics prognostizierte, sinkende Arbeitskraft könnte bis zum Jahr 2030 zu einem Verlust von 0,5 Prozent des BIP führen, da die arbeitende chinesische Bevölkerung momentan jedes Jahr um 0,2 Prozent abnimmt. Im Jahr 2018 sind nur 15 Millionen Kinder geboren worden, was einem 12 prozentigen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Exporte als Wachstumstreiber werden in Zukunft nicht mehr reichen

Die größte Hürde sieht Mark Williams aber in dem immer schwächer werdenden Produktivitätswachstum. Die meisten Wachstumsmärkte sind auf massiv Exporte angewiesen, um ihre Produktivität zu erhöhen. China nimmt jedoch bereits einen riesigen Anteil am Exportmarkt ein und wird laut dem Ökonomen in Zukunft mehr auf ein heimisches Wachstum angewiesen sein, um die Produktivität weiter zu erhöhen.

„Der einzige Weg, um die Produktivität zu erhöhen, wenn man es nicht durch Investieren und Neugründungen erreichen kann, ist es, die Produktivität der eigenen Arbeiter zu erhöhen. Das bedeutet, China muss seine Unternehmen näher an die technologische Spitze führen“, zieht Williams sein Fazit.

Peking ist sich der Herausforderungen bewusst

Die chinesische Regierung selbst sieht die bedrohliche Lage ebenfalls ernst: Auf der Jahrestagung des Volkskongresses in Peking gab Regierungschef Li Keqiang für 2019 das niedrigste Wachstumsziel seit fast drei Jahrzehnten vor. Als Antwort auf die Herausforderungen kündigte der Ministerpräsident weitere Wirtschaftsreformen an. „Wir werden mehr tun, um Investitionen aus dem Ausland zu fördern. Wir werden Marktzugänge vereinfachen und die Negativliste kürzen. Ausländische Unternehmen dürfen in mehr Sektoren als bislang investieren. Wir werden reformieren und öffnen, im Finanz- aber auch in anderen Sektoren.“

Onvista-Redaktion

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Titelfoto: Igor Grochev / Shutterstock.com

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