onvista-Börsenfuchs: Wird die Inflation doch langfristig steigen?

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr

Hallo Leute! Ich geb’s auf. Im Gegensatz zu fast allen Finanzmarkt-Akteuren versuche ich seit Wochen, das Inflationsthema runterzuspielen und Gelassenheit zu verbreiten. Zwecklos. Volkswirte rund um den Globus produzieren immer neue Analysen. Und für die Medien ist Geldentwertung ein gefundenes Fressen - das geht doch jeden an. Dazu verbreitet der Boulevard gedruckte Panik. Also wird auch der Börsenfuchs die Inflation nicht vernachlässigen.

Wirklich interessante Aspekte (immer die man gut streiten kann) zeigt eine neue Umfrage auf, die von Tabula Investment Management in Auftrag gegeben wurde. Teilnehmer waren 100 Vermögensverwalter und institutionelle Investoren aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und der Schweiz. Herausgekommen ist, dass 95 Prozent der befragten Investoren davon ausgehen, dass die Inflationsraten in den nächsten zwölf Monaten oberhalb (!) der von führenden Volkswirten abgegebenen Prognosen ausfallen werden. Ist die Teuerung also mehr als nur eine vorübergehende Entwicklung als Folge der Pandemie? 91 Prozent der institutionellen Investoren stimmen der Meinung zu, dass sich der angefangene demographische Wandel inflationär auswirken wird. Etwa 44 Prozent der Profis teilen die Meinung, dass der Anstieg der Löhne in China hin zu Niveaus von westlichen Ländern eine Entwicklung darstellt, die andere Entwicklungsländer ebenfalls vollziehen sollten, was ebenfalls für höhere Teuerungsraten spricht.

Also eine Reihe von internationalen Einflüssen, die in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen sollten. 97 Prozent der Befragten stimmten zu, dass der Schwenk weg von Globalisierung hin zu Produktion vor Ort in den nächsten drei Jahren inflationär wirken sollte. Darüber hinaus vertreten 70 Prozent der Investoren die Meinung, dass die überaus expansiven geld- und finanzpolitischen Maßnahmen die Teuerungsraten unterstützen sollten.

Da taucht sie wieder auf, die These „Weg von der Globalisierung“. Nee, meine Freunde von der halte ich gar nix! Zugegeben, es gibt einen Trend insbesondere in Asien und Afrika, wonach immer mehr Menschen der untersten sozialen Schicht in Richtung Mittelstand streben. Das ist total erfreulich angesichts der immer noch herrschenden Armut. Mehr Produktion vor Ort bedeutet aber genauso wenig steigende Inflation. Denn die Globalisierung geht unabhängig davon weiter - wer sollte (wollte) die auch bremsen?! Eher das Gegenteil: Es wird immer mehr Produktionsprozesse, Lieferketten, Unternehmensbeteiligungen und -partnerschaften über die Landesgrenzen hinweg geben.

Deshalb bleibt trotz aller Inflationswarnungen cool, Leute! Mein wichtigstes Argument: Selbst wenn die Warner Recht bekommen und die Inflationsraten längerfristig weiter steigen sollten, braucht Ihr nicht jetzt schon reagieren und Euer Depot umzuschmeißen. Denn Ihr setzt ja vor allem auf internationale Aktien und physisches Gold. Weiter so.

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