Pfizer/Biontech: Cyber-Attacke gegen EMA und positive Aussage zu Zulassungsverfahren ++ TUI: Corona-Krise sorgt für Milliardenverluste ++ Siltronic: Verkauf an Globalwafers in trockenen Tüchern
Vor den Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte es am Donnerstag am deutschen Aktienmarkt relativ ruhig zugehen. Tags zuvor hatte der Dax einmal mehr versucht, sich deutlicher von der seit Wochen umkämpften Marke von 13.300 Punkten abzusetzen. Aber bei 13.454 Punkten wurde er direkt wieder ausgebremst; nur wenige Punkte unter seinem Zwischenhoch vom September.
Gespannt wird nun auf neue geldpolitische Impulse der EZB gewartet. Am frühen Nachmittag, so die einhellige Einschätzung von Ökonomen, wird die Zentralbank ihre Geldpolitik noch etwas weiter lockern. Im Kampf gegen die Folgen der zweiten Welle der Corona-Pandemie dürfte sie gleich an mehreren Stellschrauben drehen. Notenbankchefin Christine Lagarde hatte bereits während der Sitzung im Oktober eine „Rekalibrierung“ der Geldpolitik angekündigt.
Die Brexit-Zitterpartie geht derweil weiter. Im Ringen um einen Handelspakt haben sich die Europäische Union (EU) und Großbritannien eine letzte Frist gesetzt. Spätestens bis zum Sonntagabend solle eine Entscheidung fallen, twitterte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen nach einem gemeinsamen Abendessen mit dem britischen Premier Boris Johnson in Brüssel.
Cyber-Attacke gegen EMA – Daten von Pfizer/Biontech abgegriffen – keine Auswirkungen auf Zulassungsverfahren
Bei einer Cyber-Attacke auf die Europäische Arzneimittel-Behörde EMA in Amsterdam sind Daten der Pharmaunternehmen Pfizer und Biontech abgegriffen worden. Das teilten die beiden Unternehmen in der Nacht zum Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung mit, nachdem sie von der EMA über die Attacke informiert worden waren. Demnach seien „einige Dokumente“ im Zusammenhang mit dem Antrag der beiden Unternehmen auf Zulassung ihres Impfstoffs gegen das Corona-Virus von dem Angriff erfasst worden.
Pfizer und Biontech betonten zugleich, dass in diesem Zusammenhang ihre jeweiligen Systeme nicht angegriffen worden seien. Auch seien nach ihrem Wissen keine Daten über die Testpersonen zugänglich geworden. Die Pharmaunternehmen seien zudem von EMA informiert worden, dass der Angriff „keine Auswirkungen“ auf das Zulassungsverfahren für den Impfstoff habe.
EMA-Direktorin Emer Cooke äußerte sich am Mittwoch positiv über die mögliche Zulassung des Corona-Impfstoffes von Biontech und Pfizer. „Wir sind immer überzeugter von den Testergebnissen, die uns vorliegen“, sagte sie in einem Interview mit dem niederländischen TV-Nachrichtenmagazin Nieuwsuur. Ende Dezember werde darüber eine Entscheidung fallen. Der Impfstoff zeige eine hohe Wirksamkeit von fast 95 Prozent bei 30.000 Testpersonen und habe kaum Nebenwirkungen.
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Corona-Krise brockt Tui Milliardenverlust ein – Hoffen auf Impfungen
Die Corona-Krise hat den weltgrößten Reisekonzern Tui im abgelaufenen Geschäftsjahr wie erwartet tief in die roten Zahlen gerissen. Nach den zwölf Monaten bis Ende September stand unter dem Strich ein Verlust von mehr als 3,1 Milliarden Euro nach 416 Millionen Gewinn ein Jahr zuvor, wie das Unternehmen am Donnerstag in Hannover mitteilte. Wegen des Einbruchs im Reisegeschäft sackte der Umsatz im Jahresvergleich um 58 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro zusammen.
Trotz der anhaltenden Reisebeschränkungen, der hohen Infektionszahlen und der absehbar langen Zeit, bis genügend Impfungen das Reisen wieder normalisieren dürften, sieht Vorstandschef Fritz Joussen Licht am Ende des Tunnels: „Die Aussicht auf Impfungen ab dem Jahresbeginn lässt die Nachfrage nach Sommerurlaub 2021 deutlich steigen.“ Im Jahr 2022 erwartet Tui eine Rückkehr auf das Niveau aus der Zeit vor der Pandemie. Eine Prognose für das neue Geschäftsjahr traut sich der Vorstand wegen der großen Unsicherheiten rund um die Pandemie aber nicht zu.
Tui hat sich bei der Bundesregierung bereits eine dritte Finanzspritze gesichert, um die Krise zu überstehen. Einschließlich des dritten Finanzierungspakets verfügte der Konzern Ende November über Finanzmittel von rund 2,5 Milliarden Euro. Zudem will der Konzern seine Kosten jetzt langfristig statt um 300 Millionen nun um 400 Millionen Euro senken.
Weitere News zu Unternehmen:
EssilorLuxottica: Der französisch-italienische Brillenkonzern EssilorLuxottica überdenkt laut Kreisen den milliardenschweren Kauf des niederländischen Optik-Einzelhändlers GrandVision noch einmal. Grund seien rechtliche Bedenken genauso wie die Auswirkungen der Pandemie, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf informierte Personen. So habe der Einfluss von Covid-19 auf das Geschäft von GrandVision Sorgen ausgelöst, hieß es. EssilorLuxottica hatte sich im Jui 2019 mit den Niederländern auf einen Preis von mindestens 7,3 Milliarden Euro geeinigt. Mittlerweile ist der Börsenwert aber darunter gefallen. Zudem pochte die EU zuletzt laut Medienberichten auf Zugeständnisse, um die Übernahme durchzuwinken. Ein Sprecher von EssilorLuxottica wollte sich nicht zu den Informationen äußern.
Siltronic: Der Verkauf des Waferherstellers Siltronic an den taiwanesischen Konkurrenten Globalwafers ist in trockenen Tüchern. Die Unternehmen hätten wie Ende November in Aussicht gestellt eine Fusionsvereinbarung unterschrieben, wonach Globalwafers 125 Euro je Aktie des MDax-Konzerns zahlt. Das teilten die Unternehmen am Mittwochabend in München mit. Insgesamt wird Siltronic zu diesem Preis mit 3,8 Milliarden Euro bewertet. Der Großaktionär Wacker Chemie hat vertraglich zugesichert, die knapp 31 Prozent Anteil an Siltronic abzugeben, was knapp 1,2 Milliarden Euro in die Kasse spülen wird. Globalwafers kündigte an, dass das freiwillige Übernahmeangebot wohl eine Mindestannahmeschwelle von 65 Prozent haben werde. Bis Ende 2024 seien deutsche Siltronic-Standorte vor Schließungen ebenso geschützt wie die Mitarbeiter in Deutschland vor betriebsbedingten Kündigungen. Der Aufsichtsrat von Siltronic verlängerte den Vertrag von Konzernchef Christoph von Plotho bis Ende 2023.
Airbnb: Der Apartment-Vermittler Airbnb hat Kreisen zufolge dank der starken Nachfrage nach seinen Aktien bei seinem Börsengang den Ausgabepreis noch einmal erhöhen können. Investoren haben nun 68 US-Dollar pro Airbnb-Aktie auf den Tisch gelegt, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg in der Nacht zu Donnerstag und beruft sich dabei auf Insider. Erst Anfang der Woche hatte Airbnb die Spanne für die Papiere von 44 bis 50 Dollar auf 56 bis 60 Dollar angehoben. An diesem Donnerstag ist die Erstnotiz geplant. Airbnb wollte sich zu den Information nicht äußern. Zu 68 Dollar je Aktie kommt Airbnb bei seinem IPO (Initial Public Offering) auf eine Gesamtbewertung von 47 Milliarden Dollar (38,83 Mrd Euro). Angesichts der auf den Markt gebrachten rund 52 Millionen Aktien spielt Airbnb so gut 3,5 Milliarden Dollar bei seinem Börsengang ein.
Hellofresh: Der Kochboxenversender Hellofresh profitiert in der Corona-Krise weiter von einem Nachfrageboom und hat zum fünften Mal in diesem Jahr die Prognose erhöht. Auch für das kommende Jahr zeigt sich das Management zuversichtlich, wenn auch mit zunächst deutlich geringeren Wachstumsaussichten als in diesem Jahr. Derzeit spüre das Unternehmen weiterhin eine außerordentlich hohe Nachfrage in den meisten seiner Märkte, hieß es am Mittwochabend von den Berlinern. Teilweise liege das an der weiter andauernden Covid-19-Pandemie und den damit zusammenhängenden Lock-Down-Maßnahmen. Die Aktie legte nachbörslich auf der Handelsplattform Tradegate rund 2 Prozent zu.
onvista/dpa-AFX
Titelfoto: Karol Ciesluk / Shutterstock.com
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