QuantumScape: Scorpion Capital sticht mit Short-Attacke zu – wurden Bill Gates und VW getäuscht?
Die Short Seller sind wieder in ihrem Element. Diesmal ist es Scorpion Capital, welches auf den amerikanischen Batterie-Produzenten losgeht. Allerdings sitzt der Stachel bei QuantumsScape nicht sehr tief. Nach einer kurzen Gegenbewegung liegt die Aktie 13 Prozent im Minus. Von so einem Rücksetzer hätte Nikola sicherlich geträumt, als Hindenburg Research auf den Truck-Bauer losgegangen ist.
Viel Mühe für nichts?
Scorpion Capital hat sich wirklich ins Zeug gelegt, um angebliche Vorwürfe gegen QuantumScape offen zu legen. Das PDF mit den Anschuldigungen gegen den Batterie-Produzenten hat den kreativen Namen: „A Pump and Dump SPAC Scam By Silicon Valley Celebrities, That Makes Theranos Look Like Amateurs“ – „Ein Pump and Dump SPAC-Betrug von Silicon Valley Prominenten, der Theranos aussehen lässt wie eine Amateurin. Danach folgen nicht weniger als 188 Seiten, die auf Missstände bei QuantumScape hinweisen. Fleißig war Scorpion Capital jedenfalls.
Vergleich mit Theranos weckt auf jeden Fall Aufmerksamkeit
2003 gründete die damals 19-jährige Elizabeth Holmes das Bluttest-Startup Theranos. Sie wollte die Branche revolutionieren, indem ihre Firma pro Test nur ein paar Tropfen Blut benötigte. In den Medien nannte sie ihr Analysesystem immer gerne den „iPod des Gesundheitswesens“ und trug in Anlehnung an Apple-Mitbegründer Steve Jobs bei ihren Auftritten immer schwarze Rollkragen-Pullover. Nach einigen Finanzierungsrunden, in denen sie Investoren rund 150 Millionen Dollar für Theranos entlocken konnte, wurde Frau Holmes sehr schnell als junge Self-Made-Millionärin ein beliebter Gast in den Medien. Nur leider funktionierten die Tests nicht wirklich und Ergebnisse wurden gefälscht. Das „Wall Street Journal“ beendete die Cinderella Story im Oktober 2015 indem es die Missstände bei Theranos veröffentlichte.
Bei der SEC kam Elizabeth Holmes noch mit einem blauen Auge davon: 500.000 Dollar Strafe und sie darf 10 Jahre keine Firma mehr leiten. Die Gerichte hingegen sind noch nicht mit der guten Dame fertig. Hier könnte es durchaus noch sein, dass Frau Holmes 20 Jahre hinter „Schwedischen Gardinen“ landet. Ein Verfahren wurde eröffnet, aber ein Urteil noch nicht gefällt.
Wurde VW getäuscht?
Scorpion Capital behauptet unter anderem, dass die schnelle Ladezeit der Batterie von 80 % in 15 Minuten falsch sei. Das erscheint allerdings schwer vorstellbar, zumal QuantumScape erst Ende März durch das Erreichen eines technischen Meilensteins weitere 100 Millionen Dollar von VW überwiesen bekommen hat. Für die weitere Meilensteinzahlung aus Wolfsburg wurde die neueste Generation der Festkörper-Lithium-Metall-Zellen von QuantumScape in den VW-Laboren in Deutschland erfolgreich getestet. Sollte an den Vorwürfen etwas dran sein, dann dürfte VW das aufgefallen sein. Aber sie haben das Geld überwiesen und auch Bill Gates nicht gepfiffen. Von daher: Prüfe wer sich binden will – und VW hat geprüft!
Mieses Timing bei Scorpion Capital
So kreativ und umfangreich die Short Attacke auch sein mag, dass Timing war wirklich miserabel. Erst am 23. März hatte QuantumScape seine Kapitalerhöhung angekündigt und damit schon einige Anleger verschreckt. Ende März kam dann die Meilensteinzahlung von VW – inklusive Test, die zur Kapitalerhöhung dazu gehörte. Zwei Wochen danach eine Short-Attacke zu starten, ist kein guter Zeitpunkt. Da hätte es zur Jahreswende bessere Möglichkeiten gegeben. Da hätten die angeblichen Vorwürfe eine größere Wirkung entfaltet. Somit lässt sich meiner Meinung nach lediglich festhalten: Scorpion Capital war stets bemüht!
->>> Die Short Attacke von Scorpion Capital
Von Markus Weingran
Foto: Michael Vi / shutterstock.com