ROUNDUP/VIRUS: Ströer zieht Prognosen wegen Corona zurück

dpa-AFX · Uhr

KÖLN (dpa-AFX) - Der zunehmende Stillstand des öffentlichen Lebens infolge der Corona-Pandemie macht dem Werbevermarkter Ströer einen Strich durch die Rechnung. Nachdem es im Kerngeschäft mit der Außenwerbung im ersten Quartal noch äußerst rund gelaufen sei, zeichne sich nun seit einigen Tagen ein starker Einfluss der Virus-Krise ab, teilte das SDax -Unternehmen am späten Donnerstagabend in Köln mit. Mit der geringeren Reichweite würden demnach zwangsläufig auch die Umsätze in dem Bereich sinken, weswegen die Anfang März bekanntgegebenen Wachstumsziele für 2020 eindeutig nicht zu erreichen seien.

An der Börse fand die Aktie bis zum Mittag keine klare Richtung. Nachdem der Kurs zunächst in der Spitze um fast 16 Prozent zugelegt hatte, glitt er wenig später um mehr als 4 ins Minus ab. Zuletzt stand das Papier dann wieder im grünen Bereich mit einem Plus von knapp 2 Prozent.

Der europäische Medien- und Internetsektor steuere nun durch schwierige Zeiten, schrieb Analyst Daniel Kerven von der US-Bank JPMorgan in einer am Freitag vorliegenden Branchenstudie und senkte das Kursziel für die Ströer-Aktie von 109 auf 89 Euro. Sender, Außenwerbung- und Werbekonzerne dürften besonders starke Gewinneinbrüche verzeichnen, so der Experte. Internet-, Verlags- und Unterhaltungskonzerne seien dagegen robuster.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hielt dagegen am Kursziel fest. Es sei zu erwarten gewesen, dass die Außenwerbung besonders unter den Einflüssen der Corona-Krise leiden werde, schrieb Analystin Katherine Tait. Ein Vorteil von Ströer bestehe in den länger laufenden Verträgen mit lokalen und regionalen Kunden.

Ströer hatte ursprünglich ein mittleres einstelliges Plus beim Umsatz und bereinigten Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) angepeilt. Laut vorläufigen Zahlen hatte das Unternehmen noch im Vorjahr Umsatz, Ebitda sowie den bereinigten Gewinn unterm Strich jeweils um sechs Prozent gesteigert. Im ersten Jahresviertel 2020 war das Außenwerbegeschäft der Mitteilung zufolge zudem aus eigener Kraft noch im hohen einstelligen Prozentbereich gewachsen.

Mit Blick auf das Gesamtjahr sei derzeit keine abschließend verlässliche Vorhersage der Geschäftsentwicklung möglich, hieß es weiter. In der aktuellen Situation baut Ströer vor allem auf sein Onlinegeschäft, bei dem Werbung und Inhalte die Menschen auch Zuhause erreichen. Dazu zählt unter anderem das Nachrichtenportal T-Online, das seine Reichweite zuletzt deutlich gesteigert habe. Zudem seien bereits gebuchte Werbekampagnen im zweiten Quartal in Deutschland durch ein Stornierungsverbot geschützt.

Daraus hervorgehende Umsätze seien somit einige Wochen im Voraus abgesichert, wodurch etwa die Hälfte der ursprünglich erwarteten Außenwerbe-Erlöse im zweiten Quartal fest in den Büchern stünden. Auch mit Blick auf die Kosten zeigte sich Ströer zuversichtlich: Über 90 Prozent der Mieten für Werbeträger im Außenbereich würden einnahmebasiert ermittelt und bei sinkenden Umsätzen somit entsprechend ebenfalls sinken. Wo das nicht zutreffe, habe das Unternehmen bereits erste Vereinbarungen mit Vermietern für eine Senkung der Miete getroffen.

Im dritten Quartal rechnet Ströer wieder mit einem deutlich verbesserten Geschäftsumfeld. Ab 2021 soll sich die Corona-Krise aus heutiger Sicht zudem nicht mehr negativ auf die mittelfristige Geschäftserwartung auswirken. Die Aktionäre müssen sich allerdings im Zuge der derzeitigen Belastungen durch die Krise auf eine mögliche Änderung bei der Dividende gefasst machen. Es werde geprüft, ob ein von der Dividendenpolitik abweichender Gewinnverwendungsvorschlag unterbreitet werden soll, hieß es.

In den vergangenen paar Jahren hatte Ströer seine Anleger stets mit einer gestiegenen Dividende am wachsenden Gewinn beteiligt. Zuletzt belief sich die Ausschüttung für 2018 auf 2,00 Euro je Aktie. Die Hauptversammlung, auf der auch über diese Frage entschieden werden soll, hat das Unternehmen nun in die zweite Jahreshälfte verschoben. Am 30. März soll es detaillierte Zahlen zum abgelaufenen Jahr sowie neue Informationen zur jüngsten Geschäftsentwicklung geben./kro/eas/jha/

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