Telekom: US-Tochter präsentiert sich weiter stark ++ HeidelbergCement: Bereinigtes EBIT wächst trotz Umsatzrückgang ++ Continental: Die endgültigen Zahlen zeichnen kein schönes Bild

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Auch heute zieht noch einmal ein Zahlengewitter über den deutschen Aktienmarkt. Gleich vier Dax-Konzern legen die endgültigen Bilanzen für das erste Quartal vor. Alle stehen natürlich im Zeichen der Corona-Pandemie.

Dax wagt wieder einen Schritt nach vorne

Das Auf und Ab am deutschen Aktienmarkt hat sich am Donnerstag fortgesetzt. Auf die Vortagesverluste folgten am Morgen Erholungsgewinne. Zugleich bleiben für den Dax die 10 700 Punkte eine wichtige Orientierungsmarke, um die herum der deutsche Leitindex nun schon länger pendelt. Dass nach den jüngsten Entspannungssignalen in der Corona-Pandemie zunehmend mehr Staaten in Europa Lockerungen prüfen gibt Hoffnung. Mut machen einem Marktexperten zufolge außerdem robuste Exportdaten aus China.

Der Dax kletterte kurz nach Börsenstart um 0,91 Prozent auf 10.703,02 Punkte. Für den MDax ging es um 1,23 Prozent auf 23 365,96 Punkte nach oben. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,57 Prozent auf 2860,01 Punkte.

Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners sieht an diesem Morgen vor allem in der „beeindruckenden Entwicklung“ der chinesischen Exporte einen Lichtblick in der aktuellen Krise. Der Dax indes sei zurzeit aber wohl gefangen in einer Handelsspanne zwischen 10.000 und 11.000 Punkten. „Für einen Ausbruch nach oben ist die Nachrichtenlage weiterhin nicht gut genug. Für einen Ausbruch nach unten gab es bislang zu viele Käufer, die in Abwärtsbewegungen hinein gekauft haben.“

Telekom: T-Mobile US schlägt die Erwartungen

Die US-Tochter des Bonner Telekom-Konzerns hat ihren Gewinn im ersten Quartal trotz Belastungen durch die Corona-Krise deutlich gesteigert. Verglichen mit dem Vorjahreswert nahm der Überschuss um rund fünf Prozent auf 951 Millionen Dollar (881 Mio Euro) zu, wie T-Mobile am Mittwoch nach US-Börsenschluss mitteilte. Die Erlöse stagnierten indes bei 11,1 Milliarden Dollar.

Die Covid-19-Pandemie habe das Geschäft belastet und dürfte dies auch noch weiter tun, warnte das Unternehmen. Dennoch gelang es, nach Abzug von Kündigungen 452 000 neue Telefonverträge unter eigener Marke hinzuzugewinnen. Eine Jahresprognose sei wegen der Corona-Krise nicht möglich. Insgesamt übertrafen die Quartalszahlen die Erwartungen, die Aktie drehte nachbörslich zunächst ins Plus.

T-Mobile hatte am 1. April nach einer zweijährigen kartellrechtlichen Zitterpartie endlich den lang ersehnten Zusammenschluss mit dem kleineren US-Rivalen Sprint zum Abschluss bringen können. Nachdem dieser Meilenstein erreicht wurde, will das fusionierte Unternehmen künftig als „New T-Mobile“ Jagd auf die Branchenführer Verizon und AT&T machen und zur Nummer Eins im US-Mobilfunkmarkt aufsteigen.

HeidelbergCement: Zahlen besser als erwartet

Der Baustoffhersteller HeidelbergCement hat die Corona-Krise im Auftaktquartal zu spüren bekommen. Der Umsatz ging im ersten Quartal im Jahresvergleich um sieben Prozent auf 3,93 Milliarden Euro zurück, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in Heidelberg mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit etwas mehr gerechnet. HeidelbergCement begründete dies neben einem geringeren Absatz vor allem mit einem Rückgang aus dem Handelsgeschäft. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte in den ersten drei Monaten hingen um drei Prozent auf 405 Millionen Euro.

Sparmaßnahmen treffen auch Aktionäre – Dividende wird gekürzt

HeidelbergCement hat wegen der Corona-Krise Ende Februar ein neues Sparprogramm aufgesetzt. Etwa mit weniger Personalaufwendungen, freiwilligen Gehaltskürzungen des Managements, Beschränkungen von Investitionen sowie geringerer Steuerzahlungen will das Unternehmen die Ausgaben um eine Milliarde Euro senken. Zudem will HeidelbergCement weniger an die Aktionäre ausschütten. Vorstand und Aufsichtsrat wollen der Hauptversammlung eine Dividende von 0,60 Euro je Aktie für das Geschäftsjahr 2019 vorschlagen. Ursprünglich betrug der Dividendenvorschlag 2,20 Euro pro Aktie.

Continental: Gewinn um fast 50 Prozent eingebrochen

Die Corona-Krise hat das Geschäft des zweitgrößten Autozulieferers im ersten Quartal schwer getroffen. Wie der Dax-Konzern aus Hannover am Donnerstag berichtete, sank der Gewinn unterm Strich um fast die Hälfte auf noch 292,3 Millionen Euro. Die gesamte Autoindustrie kämpft infolge der Pandemie mit massiven Verkaufsrückgängen und Überkapazitäten, auch Lieferanten und Reifenhersteller bekommen dies zu spüren. In jedem fünften Conti-Werk ist die Produktion derzeit noch ausgesetzt, in Deutschland war für rund 30 000 Beschäftigte Kurzarbeit angemeldet worden.

Der Umsatz von ging von Januar bis März verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 10,9 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro zurück. Ende April hatte das nach dem Konkurrenten Bosch zweitgrößte Unternehmen der Zulieferbranche auf Basis vorläufiger Daten noch eine etwas bessere Entwicklung als zunächst befürchtet gemeldet. Für den Umsatz war ursprünglich eine Spanne von 9,4 bis 9,8 Milliarden Euro erwartet worden.

Das unter anderem um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen nahm im ersten Jahresviertel um 51,1 Prozent auf 431,9 Millionen Euro ab. Auch die kommenden Monate dürften schwierig werden. „Die finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie werden im zweiten Quartal noch deutlich spürbarer zu Buche schlagen“, erklärte Vorstandschef Elmar Degenhart.

Munich Re: Gewinn im ersten Quartal kräftig eingebrochen

Hohe Schäden durch die Corona-Krise haben dem Rückversicherer im ersten Quartal einen Gewinneinbruch eingebrockt. Insgesamt legte der Dax-Konzern im ersten Quartal rund 800 Millionen Euro für Versicherungsschäden infolge der Pandemie zurück, wie er am Donnerstag in München mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum brach der Quartalsgewinn dadurch um fast zwei Drittel auf 222 Millionen Euro ein. Angesichts der Unsicherheiten über den weiteren Verlauf der Krise und die Höhe der Schäden wagt die Konzernführung um Vorstandschef Joachim Wenning weiterhin keine neue Gewinnprognose für das laufende Jahr. Sein ursprüngliches Gewinnziel von 2,8 Milliarden Euro hatte der Vorstand Ende März gekippt.

Wegen der hohen Belastungen reichten die Prämieneinnahmen der Schaden- und Unfall-Rückversicherung im ersten Quartal nicht aus, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich in dem Segment von 97,3 auf 106,0 Prozent und lag damit über der kritischen 100-Prozent-Marke. Mit Finanzgeschäften verdiente die Munich Re hingegen mehr als ein Jahr zuvor. Das Kapitalanlageergebnis stieg um neun Prozent auf 1,9 Milliarden Euro.

Kurz & knapp:

Zalando: Der Internet-Modehändler Zalando rechnet im laufenden Jahr trotz der Coronakrise mit einem deutlichen Umsatzanstieg. Die Erlöse dürften 2020 um 10 bis 20 Prozent zum Vorjahr zulegen, teilte das Unternehmen am Mittwochabend in Berlin mit. Beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebit) sollen am Ende plus 100 bis 200 Millionen Euro herauskommen. Im ersten Quartal war der Umsatz um 10,6 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro gestiegen. Das Ebit fiel hingegen von plus 6,4 auf minus 98,6 Millionen Euro. Anleger fassen die Neuigkeiten insgesamt offenbar als positiv auf. Die Aktie liegt im Plus.

ProSieben: Der Medienkonzern hat seine vorläufigen Geschäftszahlen vom Jahresauftakt bestätigt und traut sich mit Blick auf das Gesamtjahr noch keine weiteren Prognosen zu. ProSieben erwartet aber durch Covid-19 in allen Segmenten eine starke Beeinträchtigung des Geschäfts, wie er am Donnerstag in Unterföhring bei München mitteilte. Im ersten Quartal ging der auf die Aktionäre des Konzerns entfallende Gewinn unter dem Strich und im Vergleich zum Vorjahr um 70 Prozent auf 37 Millionen Euro zurück. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank – wie bereits bekannt – um 17 Prozent auf 157 Millionen Euro. Die Ausgangsbeschränkungen in der Corona-Krise hatten das margenstarke Werbegeschäft in der zweiten Märzhälfte belastet. Der Umsatz legte um 1 Prozent auf 926 Millionen Euro zu.

Morphosys: Das Biotechnologieunternehmen hält inmitten der Coronakrise an seinen Jahreszielen fest. Diese könne aber noch Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb des Unternehmens und damit auch auf die Prognosen haben, schränkte das MDax-Unternehmen in einer am Mittwochabend in Planegg veröffentlichten Mitteilung ein. Im ersten Quartal war der Umsatz von 13,5 Millionen Euro im entsprechenden Vorjahreszeitraum auf 251,2 Millionen Euro nach oben gesprungen. Hintergrund war eine Vorauszahlung des US-Pharmakonzerns Incyte im Rahmen der vereinbarten Zusammenarbeit. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag bei plus 213,6 Millionen Euro nach minus 23,6 Millionen Euro im Vorjahr.

Compugroup Medical: Der auf Arztpraxen und Apotheken spezialisierte Softwareanbieter sieht in der Corona-Krise kaum Belastungen für sein Geschäft. „Mögliche sich aus Covid-19 ergebende Risiken auf Umsatz-, Ertrags- und Finanzkraft haben aus heutiger Sicht keinen Anlass zu einer Revidierung der Prognose gegeben“, hieß es am Donnerstag im Zwischenbericht der Koblenzer. Das im MDax notierte Unternehmen verwies jedoch auf eine höhere Unsicherheit als üblich. Die Compugroup kommt relativ gut durch die Krise, weil sie etwa auch Dienste rund um Telemedizin anbietet. Im ersten Quartal stieg der Umsatz um fünf Prozent auf 183 Millionen Euro, ohne Zu- und Verkäufe sowie Wechselkurseffekte wären es 2 Prozent gewesen. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag jedoch 13 Prozent niedriger bei 43,5 Millionen Euro. Vor einem Jahr hatte sich das Unternehmen allerdings Sondererträge wegen der Produkte rund um die elektronische Gesundheitskarte gutgeschrieben. Ohne diese wäre das operative Ergebnis leicht geklettert, hieß es. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Gewinn von 12,7 Millionen Euro nach 20,4 Millionen vor einem Jahr

ElringKlinger: Der Autozulieferer stellt sich infolge der Corona-Krise und der sich abzeichnenden Rezession auf unruhige Zeiten ein. Die Folgen werde man vor allem im zweiten und wahrscheinlich auch im dritten Quartal sehen, teilte das Unternehmen aus Dettingen/Erms am Donnerstag mit. Der Gewinn des Zulieferers betrug zwischen Januar und März lediglich zwei Millionen Euro nach einem Verlust von 1,5 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Die Erlöse waren um zehn Prozent auf 396 Millionen Euro zurückgegangen. Die vorläufigen Zahlen bis auf den Gewinn unter dem Strich hatte der Konzern bereits veröffentlicht.

In Deutschland sind 4 324 Mitarbeiter beschäftigt, von denen ein Teil in Kurzarbeit sind. Genauere Angaben dazu machte das Unternehmen aber nicht. ElringKlinger ist vor allem mit Komponenten für den klassischen Verbrennungsmotor groß geworden, ist inzwischen aber auch stark in der Entwicklung von Elektroantrieben und Brennstoffzellen engagiert.

Redaktion onvista / dpa-AFX

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