VW: Tochter Seat baut Batteriewerk in Spanien ++ Nordex: Operatives Ergebnis unter Vorjahreswert ++ Porsche glänzender Start ins neue Jahr
Die deutsche Industrie hat im Januar ungeachtet der zweiten Corona-Welle überraschend viele Aufträge an Land gezogen. Die Bestellungen wuchsen wegen der besseren Auslandsnachfrage um 1,4 Prozent zum Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem halb so starken Anstieg von 0,7 Prozent gerechnet. Im Dezember hatte es noch einen Rückgang von revidiert 2,2 Prozent gegeben – den ersten nach zuvor sieben Anstiegen in Folge. Gemessen am Februar 2020, dem Monat vor Beginn der Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie, liegen die Bestellungen nun um 3,7 Prozent höher.
Der im November begonnene und später verschärfte Lockdown macht in erster Linie Gastronomen, Dienstleistern und Innenstadthändlern zu schaffen. Die Industrie kann darauf bauen, dass das Auslandsgeschäft mit der erwarteten Erholung der Weltwirtschaft stärker in Schwung kommen dürfte. Im Januar legten die Exportaufträge um kräftige 4,2 Prozent zu, die aus Deutschland sanken hingegen um 2,6 Prozent. Dabei wuchsen die Bestellungen aus der Euro-Zone um 3,9 Prozent, während die aus dem restlichen Ausland sogar um 4,4 Prozent stiegen.
Gefragt waren vor allem Investitionsgüter wie Maschinen und Fahrzeuge. Hier zog die Nachfrage zu Jahresbeginn um insgesamt 3,3 Prozent an.
Jerome Powell beruhigt die Märkte diesmal nicht
Die US-Notenbank Fed hat sich zurückhaltend über den Anstieg der Kapitalmarktzinsen geäußert. „Ich wäre besorgt über ungeordnete Bedingungen an den Märkten oder eine anhaltende Verschärfung der finanziellen Bedingungen, wenn dies das Erreichen unserer Ziele gefährdet“, sagte der Vorsitzende der US-Notenbank Jerome Powell am Donnerstag. Man beobachte eine Vielzahl von Indikatoren und man sei noch weit von den Zielen entfernt. Er schaue daher genau auf die Entwicklung an den Anleihemärkten.
Powell löste mit seinen Aussagen einen starken Anstieg der Renditen am Anleihemarkt aus. Schließlich habe er keine Maßnahmen der Fed gegen den Anstieg der Kapitalmarktzinsen in Aussicht gestellt, sagten Händler. In der Spitze stieg die Rendite zehnjähriger US-Anleihen am Abend bis auf 1,54 Prozent und liegt damit in der Nähe ihres jüngsten Jahreshochs, das Ende Februar erreicht wurde. Die großen Konjunkturprogramme der Regierung hatten zuletzt die Sorge vor einer Überhitzung der Wirtschaft und einer steigenden Inflation geschürt.
Inflationsgefahren sieht Powell nicht. Einen vorübergehenden Anstieg der Verbraucherpreise würde man geduldig beobachten. Die Inflationserwartungen blieben fest verankert. Er erwarte nicht, dass die lange Phase der Niedriginflation bald vorbei sei.
Opec+: Verlängerung der Drosselung beschlossen
Die Ölexport-Länder der Allianz Opec+ verlängern ihre restriktive Förderpolitik weitgehend für einen weiteren Monat bis Ende April. Nur Russland und Kasachstan werde eine Ausweitung der Produktion um 130 000 Barrel sowie um 20 000 Barrel (je 159 Liter) am Tag zugestanden, teilte die Opec am Donnerstagabend nach mehrstündigen Online-Verhandlungen der Gruppe mit.
Erst im Januar hatten die 23 Staaten unter der Führung von Saudi-Arabien und Russland die Produktion von Erdöl deutlich heruntergefahren, um den Markt zu stabilisieren. Die Allianz hat bei der weltweiten Ölversorgung einen Anteil von rund 45 Prozent.
Die Aussicht auf unveränderte Fördermengen des Ölverbundes Opec+ hat die Ölpreise am Donnerstag stark nach oben getrieben. Am Markt war überwiegend bei dem Treffen der Energieminister eine Anhebung der Fördermenge erwartet worden. Die Ölpreise legten daraufhin zu.
Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 67,34 US-Dollar und erreichte so den höchsten Stand seit Januar 2020. Das waren 3,26 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für amerikanisches Erdöl der Marke West Texas Intermediate (WTI) stieg um 3,12 Dollar auf 64,38 Dollar.
VW: Tochter Seat baut Batteriewerk in Spanien
Der spanische Staat will mit Seat und dem Energieunternehmen Iberdrola nach den Worten der Industrieministerin Reyes Maroto gemeinsam eine Batteriefabrik bauen. Das erste Werk dieser Art in der viertgrößten Volkswirtschaft der Eurozone solle in der Nähe des Seat-Standorts Matorell bei Barcelona entstehen, sagte die Ministerin am Donnerstag bei einer Veranstaltung in Madrid, wie die Zeitung „La Vanguardia“ berichtete. Ein Seat-Sprecher wollte auf Anfrage der Ankündigung nichts hinzufügen.
Der Staat wolle für seinen Teil der Investitionen, deren Höhe zunächst nicht genannt wurde, Mittel aus dem EU-Programm Next Generation für den wirtschaftlichen Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie einsetzen, sagte Maroto. Die Ankündigung kam nur einen Tag vor einem für Freitag geplanten Besuch des spanischen Regierungschefs Pedro Sánchez und von König Felipe im Seat-Werk Matorell.
Nordex: Das Problem mit der Profitabilität
Der Windkraftanlagenbauer hat im vergangenen Geschäftsjahr etwas mehr umgesetzt als erwartet. Die Erlöse stiegen um mehr als 41 Prozent auf rund 4,6 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Freitag auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Im November hatte Nordex ein Ziel von 4,4 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Das operative Ergebnis (Ebitda) blieb jedoch angesichts der Auswirkungen der Corona-Krise deutlich hinter dem Vorjahr zurück und sank um knapp ein Viertel auf 94 Millionen Euro. Mit einer entsprechenden Marge von zwei Prozent erreichte Nordex die eigene Prognose.
Der Windanlagenbauer warb 2020 erneut Aufträge von über 6,0 Gigawatt ein und erreichte damit trotz der Corona-Pandemie annähernd das Auftragsvolumen des Vorjahres von 6,2 Gigawatt. Die vollständigen Zahlen will Nordex am 23. März veröffentlichen.
Kurz & knapp:
Slack: Der Trend zur Heimarbeit in der Corona-Krise hat dem Bürokommunikationsdienst im vergangenen Jahr starke Geschäftszuwächse beschert. Die Erlöse stiegen gegenüber dem Vorjahr um 43 Prozent auf 902,6 Millionen Dollar (753,9 Mio Euro), wie die Firma am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Im vierten Quartal wuchs der Umsatz um 38 Prozent auf 250,6 Millionen Dollar. Slack kam die hohe Nachfrage nach Büro-Software in der Pandemie zugute. Chef Stewart Butterfield sprach von einer „beispiellosen Beschleunigung des digitalen Wandels“. Geld verdienen ließ sich damit bislang jedoch nicht. Im Gesamtjahr machte Slack einen Verlust von 300,4 Millionen Dollar. Im vierten Quartal fiel das Minus mit 82,0 Millionen Dollar immerhin etwas niedriger aus als vor einem Jahr. Das Unternehmen steht vor der Übernahme durch den US-Softwarekonzern Salesforce für knapp 28 Milliarden Dollar.
Porsche: Der Sportwagenbauer hat zum Start ins Jahr 2021 einen deutlichen Schub beim Absatz verzeichnet. „Wir sind per Ende Februar prozentual zweistellig unterwegs gegenüber Vorjahr“, sagte Vertriebsvorstand Detlev von Platen am Donnerstag. Das gelte über alle Modellreihen und alle Märkte hinweg. Zahlen nannte er nicht. Porsche veröffentlicht den Absatz nur quartalsweise. Zwar gebe es weiterhin Beeinträchtigungen durch die Corona-Pandemie. Trotzdem sei man sehr zufrieden mit der Dynamik der Nachfrage, sagte von Platen anlässlich der Premiere des neuen Elektro-Modells Taycan Cross Turismo. Porsche hatte 2020 weltweit gut 272 000 Autos und damit drei Prozent weniger verkauft als im Jahr zuvor. Bleibe die Nachfrage auf einem so hohen Niveau wie jetzt, seien 300 000 Autos für dieses Jahr vorstellbar, sagte von Platen. Man definiere sich aber nicht über ein bestimmtes Volumen und setze auch keine Zielgröße. „Das ist für uns irrelevant“, sagte der Vertriebsvorstand.
RWE: Eine positive Analystenstudie sowie ein Pressebericht über Milliarden-Zahlungen an deutsche Energieversorger hat am Freitag den Aktien von RWE Auftrieb gegeben. Zum einen hat die Deutsche Bank die Bewertung der Aktie mit „Buy“ und einem Kursziel von 35 Euro aufgenommen. Die „RWEnewables“ seien attraktiv bewertet, schrieb Analyst Olly Jeffery in Anspielung auf den neuen Fokus der Essener auf Erneuerbare Energien. RWE sei auf dem Weg zum global führend Windkraftanbieter auf See mit einer jahrzehntelangen Wachstumschance. Zudem berichtet die „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ unter Berufung auf Regierungskreise, dass der beschleunigte Atomausstieg mit zehn Jahren Verzögerung nun offenbar auf den Bundeshaushalt durchschlage und die deutschen Energieversorger 2,4 Milliarden Euro zum Ausgleich für entgangene Restlaufzeiten und Gewinne erhielten. Eon reagierten auf Tradegate auf diese Meldung nur leicht positiv.
Redaktion onvista / dpa-AFX
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