Wasserstoff: Neben Nel und PowerCell könnte bald auch ein deutsches Unternehmen richtig mitmischen – Aber das haben die wenigsten auf der Rechnung!

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

170 Prozent hat die Aktie des norwegischen Unternehmens Nel in einem Jahr zugelegt. Noch besser hat sich das Wertpapier der Schweden von PowerCell geschlagen. Nicht zuletzt durch die Kooperation mit Bosch hat sich der Kurs in den vergangenen 12 Monaten fast verdreifacht. Aktionäre, die früh genug eingestiegen sind, dürfen sich mehr als freuen. Investoren, die nicht dabei waren, suchen die nächste Gelegenheit in der Branche. Wasserstoff-Aktien sind gerade sehr beliebt und die Nachrichtenlage stimmt. Da wird auch gerne übersehen, dass weder PowerCell noch Asa schwarze Zahlen schreiben, sondern mit Verlust arbeiten.

Automobilzulieferer mit größeren Problemen

So in etwa wird das Unternehmen ElringKlinger wahrgenommen. Ein nüchterner Blick auf die Zahlen bestätigt dies eigentlich auch. Erst in der vergangenen Woche legte der Automobilzulieferer seine Bilanz für das erste Quartal vor. Das Ergebnis: Trotz einer leichten Umsatzsteigerung rutschte ElringKlinger in die roten Zahlen. Damit wurde der aktuelle Eindruck natürlich noch verstärkt. Wer aber etwas tiefer in die Zahlen eindringt, der kann auch ein Fünkchen Hoffnung finden.

Zwei Sparten laufen

Die Erlöse von ElringKlinger legten im ersten Quartal um 2,4 Prozent auf 441,1 Millionen Euro zu. Hört sich zunächst nicht spektakulär an. Wer sich aber die Mühe macht herauszufinden woher dieser Anstieg kommt, der könnte schon ein wenig hellhörig werden, denn in dem Bericht zum ersten Quartal steht folgendes dazu: „Dieses Wachstum war in erster Linie durch die strategischen Zukunftsfelder Strukturleichtbau und E-Mobility getrieben, die ihre Umsätze im Vergleich zum Vorjahresquartal um jeweils mehr als 50 % steigern konnten.“

Ausrichtung auf die Zukunft

Die Baden-Württemberger spezialisieren sich schon seit einiger Zeit auf Leichtbau sowie Elektromobilität (Batterie- und Brennstoffzellentechnologie, elektrische Antriebssysteme) konzentrieren. Mit dem Verkauf des Abgasgeschäfts im vergangenen Jahr an den französischen Konzern Faurecia hat das Unternehmen diese Strategie noch einmal bekräftigt.

Mit dieser Ausrichtung betritt ElringKlinger auch kein Neuland, wie manch anderer Konzern. Seit 1999 wird im eigenen Haus am Thema Brennstoffzelle gearbeitet und seit 2009 im Bereich Batterie. In dieser langjährigen Erfahrung sieht Vorstandsvorsitzender Stefan Wolf einen Vorteil für sein Unternehmen. Zudem sieht er die Branche erst ganz am Anfang einer langjährigen Entwicklung, wie er Anfang des Jahres der Automobilwoche erklärt hat: „Der Brennstoffzellenmarkt wird nach der ersten Hochlaufphase spätestens zwischen 2025 und 2030 richtig anziehen. Zudem hofft der ElringKlinger-Chef das die europäischen Hersteller „bald stärker erkennen, welche Vorteile die Brennstoffzellentechnologie hat“.

Vorteil Infrastruktur

Im Gegensatz zu Ladestationen für E-Flitzer lasse sich für mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen-Fahrzeuge einfacher eine Infrastruktur aufbauen, da dazu das bestehende Tankstellennetz genutzt werden könnte, so Wolf weiter im Interview mit der Automobilwoche. „Dieses kann man mit Wasserstoffzapfsäulen nachrüsten, denn Tankstellen wird es auch in 50 Jahren noch geben.“

Brennstoffzellen immer stärker im Fokus von ElringKlinger

Wie die Umsatzzahlen gezeigt haben kommt die alternative Antriebsart bei dem baden-württembergischen Zulieferer immer mehr aus ihrer Nische heraus und könnte sich schon bald zu einem echten Standbein für ElringKlinger entwicklen: „Für eine Jahresproduktion von 10.000 Stück und mehr könnten wir die Produktion von kompletten Brennstoffzellenstacks recht schnell hochfahren“, erklärt der Vorstandsvorsitzender in dem Interview. Die dazu erforderliche Infrastruktur sei Ende 2019 einsatzbereit. Ob ElringKlinger dann die Sparte im Alleingang ausbaut oder sich einen Partner dazu holt, sei noch nicht entschieden.

Wenn Anleger sich anschauen welchen Kurssprung die Aktien von PowerCell nach der Kooperation mit Bosch gemacht hat, dann kann auch bei ElringKlinger wieder ein Stück Fantasie aufkommen.

Aktie: Griff ins fallende Messer?

Innerhalb von 12 Monaten ist die Aktien von ElringKlinger um etwas mehr als 60 Prozent eingebrochen. Für Anleger, die in dem Unternehmen aus Baden-Württemberg nur einen Automobilzulieferer mit Problemen in einer schwächelnden Fahrzeugbranche sehen, ist ein Investment in das Papier auf jedem Fall ein „Griff ins fallende Messer.“

Chart ElringKlinger – 1 Jahr

Hochmutige Investoren, die bei Elringklinger auch den aktuellen Hype um die Wasserstoff-Technologie mit reinmischen, könnten in der Aktie doch etwas mehr sehen als nur einen Automobilzulieferer mit Problemen. Ein Blick auf den langfristigen Chart zeigt nämlich noch etwas. Zweimal stand der Kurs schon unter 6 Euro. Beide Male hat sich die Aktie im Anschluss verdreifacht. Vielleicht schafft ElringKlinger dieses Kunststück ja noch einmal.

Von Markus Weingran

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Bild: Anusorn Nakdee / Shutterstock.com

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