Wirecard: Aufsichtsratschef hält nichts von einer externen Sonderprüfung – „Man habe andere Dinge zu tun“
Ist das so etwas wie ein Friedensangebot? Der Vorsitzende des Aufsichtsrates von Wirecard, Wulf Matthias, hat der „Financial Times“ ein Interview gegeben. Allerdings dürften die Aussagen nicht gerade das Vertrauen der Anleger in die Aktie stärken. Nachdem bereits am Freitag die Ankündigung von einem Aktienrückkaufprogramm nicht die gewünschte Wirkung entfaltete, kam das Gerücht auf, dass Wirecard einen externen Prüfer beauftragen wolle. Das „Manager Magazin“ hatte zuerst über diese Pläne berichtet und berief sich dabei auf mit der Sache vertraute Personen.
Pläne schon wieder vom Tisch?
Geht es nach dem Willen von Wulf Matthias, dann braucht Wirecard keine weitere Unterstützung, um die Vorwürfe zu entkräften. Nach Einschätzung des Aufsichtsratsvorsitzenden sollte der Bezahldienstleister seine Bücher nicht außer der Reihe prüfen lassen. Die Wirtschaftsprüfer des Konzerns machten ihre Arbeit anscheinend ordentlich, sagte Wulf Matthias der „Financial Times“ (Samstagausgabe). Auf den ersten Blick sei die Untersuchung der Angelegenheiten durch EY ausreichend.
Schneller Übergang zum Tagesgeschäft
Die öffentliche Diskussion über mögliche Probleme in den Bilanzen von Wirecard sei ein Ärgernis, sagte Matthias weiter. Es gebe jeden Tag drei endlose Geschichten zum Unternehmen. Er habe sie sich nicht im Detail angeschaut. Man habe andere Dinge zu tun.
Erst am Freitag hatte das „Manager Magazin“ hingegen berichtet, dass Wirecard wegen der Vorwürfe gegen das Unternehmen einen Sonderprüfer beauftragen werde. Damit wolle das Unternehmen die schwerwiegenden Anschuldigungen der „Financial Times“ wegen der Bilanzierungspraktiken der Firma aufklären, hieß es. Noch am Wochenende solle beschlossen werden, einen der führenden Wirtschaftsprüfer mit der Sonderprüfung zu beauftragen.
Das neue Mandat werde ein anderer Top-Wirtschaftsprüfer als der bestehende EY erhalten, um dem externen Prüfbericht die größtmögliche Glaubwürdigkeit zu verleihen, hatte es weiter geheißen. Das Unternehmen sei bestrebt, die Sonderprüfung und den Namen des externen Auditors bereits Anfang der Woche bekanntzugeben. Wirecard habe dies nicht kommentieren wollen.
Unterm Strich dürfte es tatsächlich keine große Rolle spielen wer die aktuellen Vorwürfe untersucht. Viel wichtiger dürfte sein, was und wieviel Wirecard von der Untersuchung an die Öffentlichkeit bringt. Werden wieder nur Auszüge des kommenden Prüfungsberichts veröffentlicht, dann dürfte das Vertrauen der Anleger wieder nicht wachsen.
Von Markus Weingran
Foto: Homepage Wirecard