Wirecard: Hedgefonds lassen nicht locker – Short-Positionen beim angeschlagenen Dax-Konzern werden ausgebaut – Kredite scheinen noch auf der Kippe zu stehen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Das der Rücktritt von Markus Braun den Sinkflug der Aktie am Freitag etwas gestoppt hat, scheint die „Shorties“ nicht großartig zu interessieren. Sie wetten fleißig weiter darauf, dass es mit dem Kurs des Bezahldienstleisters weiter abwärts geht. Solange es keine Neuigkeiten zu den auf der Kippe stehenden Krediten von Wirecard gibt, bleibt die Lage ja auch weiterhin sehr angespannt. Da Wirecard auch am Freitag keinen testierten Jahresabschlussbericht für das Geschäftsjahr 2019 vorgelegt hat, dürfen die Banken laut Unternehmensangaben Kredite in Höhe von 2 Milliarden Euro kündigen. Ob die Kreditinstitute von diesem Recht gebrauch machen ist noch nicht raus.  Wirecard arbeitet jedenfalls an einer Strategie die „Worst Case“ zu vermeiden und hat sich Unterstützung geholt.

Die Investmentbank Houlihan Lokey werde gemeinsam mit dem Zahlungsabwickler „einen Plan zur nachhaltigen Finanzierungsstrategie des Unternehmens entwickeln“, hieß es in einer am späten Freitagabend veröffentlichten Mitteilung von Wirecard. Man stehe derzeit in Verhandlungen mit einem Bankenkonsortium.

Houlihan Lokey ist für ihre Beratung in Insolvenzfällen bekannt und arbeitet auch als Restrukturierungsberater. Laut eigenen Angaben ist die US-Investmentbak in letzterem Feld weltweit führend. Houlihan Lokey hat die Ausschüsse der Gläubiger in drei der größten US-Bankrottfälle - Enron, General Motors und Lehman Brothers - beraten. In Deutschland hat Houlihan Lokey Gläubigern bei der Restrukturierung von Jack Wolfskin, Steinhoff und der Reederei Rickmers zur Seite gestanden. Jetzt kommt Wirecard hinzu

Auf den Aktienkurs wirkt die Nachricht jedenfalls nicht sehr beruhigend.  Viele Anleger haben auch den Samstag genutzt, um die Reißleine zu ziehen. Beim Broker Lang & Schwarz, bei dem auch am Samstag gehandelt werden kann, notierten die Papiere des Dax-Konzerns am Nachmittag bei 22,50 Euro und damit in etwa 10 Prozent unter ihrem Xetra-Freitagsschluss. Der Tagesumsatz war mit zuletzt fast  2 Millionen Euro außergewöhnlich hoch.

Hedgefonds habe ihre Wetten auf fallende Wirecard-Aktien deutlich erhöht

Die Netto-Leeverkaufspositionen liegen inzwischen bei fast 17 Prozent, wie am Freitag aus Daten des Bundesanzeigers hervorging. Am Mittwoch, bevor der Bilanzskandal um Wirecard so dramatische Züge annahm, waren noch zehn Prozent der Wirecard-Aktien an Spekulanten ausgeliehen. Die größte Position hält mit 2,5 Prozent inzwischen der Hedgefonds Coatue. Auf den US-Fonds TCI mit seinem prominenten Manager Chris Hohn entfallen gut 1,5 Prozent.

Mit Leerverkäufen wetten Anleger auf fallende Kurse. Dabei verkaufen sie Wertpapiere, die sie sich zuvor gegen eine Gebühr leihen. Sinkt der Preis bis zum Rückgabe-Datum, können sie sich am Markt billiger mit den Titeln eindecken und streichen die Differenz ein. Steigt der Kurs dagegen, droht den Leerverkäufern Verlust. Die Aktien von Wirecard hatten am Donnerstag mehr als 60 Prozent verloren, am Freitag rauschten sie um weitere 35 Prozent in die Tiefe.

Von Markus Weingran / dpa-AFX

Foto: Rico Markus / shutterstock.com

onvista Premium-Artikel

Trading-Impuls
Zurich: Diese Schweizer Aktie ist einen Blick wertgestern, 15:20 Uhr · onvista
Zurich: Diese Schweizer Aktie ist einen Blick wert
Wettbewerber von SpaceX
Firefly Aerospace kommt an die Börse – das musst du wissengestern, 14:33 Uhr · onvista
Ein Raketenstart
Chartzeit Eilmeldung
Cameco – Profiteur der nuklearen Renaissancegestern, 10:26 Uhr · onvista
Cameco – Profiteur der nuklearen Renaissance