Zalando: Impfstoff bremst Wachstum nicht aus ++ Beiersdorf: 60 Millionen für die Zukunft ++ Paion: Narkosemittel vor Zulassung?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Sehen so schlechte Verlierer aus? US-Finanzminister Steven Mnuchin hat entgegen den Empfehlungen der Notenbank Fed das Ende einiger milliardenschweren Corona-Hilfsprogramme angekündigt. Die im Frühjahr über das Cares-Gesetz geschaffenen Maßnahmen würden nun am 31. Dezember auslaufen, schrieb Mnuchin am Donnerstag in einem Brief an Fed-Chef Jerome Powell. Die Zentralbank solle Mittel im Umfang von 455 Milliarden Dollar an den Kongress zurückgeben.

Von der Fed kam umgehend Protest. Es wäre besser, wenn die Gelder weiter zur Absicherung der noch angegriffenen Konjunktur eingesetzt werden würden, hieß es in einer E-Mail. Auch die US-Handelskammer kritisierte den Schritt.

Mnuchins Ankündigung lastete auf den Finanzmärkten, S&P-500-Futures gaben in der Nacht zunächst nach. Zuvor hatte die Hoffnung auf ein neues Hilfsprogramm des US-Kongresses der Wall Street noch Auftrieb gegeben. Experten sprachen in ersten Reaktionen von einer Lücke, die sich nun bis zum Amtsantritt des designierten demokratischen Präsidenten Joe Biden am 20. Januar auftun werde. „Die Märkte werden für etwa drei Wochen im Januar ohne den Rückhalt agieren, den sie seit dem Frühling hatten“, sagte Michael Feroli von JPMorgan.

Die Fed hatte sich in den vergangenen Tagen für eine Fortsetzung der Programme ausgesprochen. Zwar werden diese nicht umfangreich genutzt. Allerdings schreibt die Fed ihnen einen beruhigenden Effekt auf die Finanzmärkte und Investoren zu: Unternehmen, Non-Profits und örtliche Behörden wüssten, dass sie im Falle eines Falles Staatshilfe erhalten könnten. Den Konjunkturdaten zufolge schwächelt die wirtschaftliche Erholung in den USA vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen.

Dax: Leitindex bleibt unentschlossen

Der deutsche Aktienmarkt hat am Freitag angesichts wieder steigender Corona-Infektionszahlen keine großen Sprünge gemacht. Der Dax verlor im frühen Handel 0,06 Prozent auf 13.078,73 Punkte. Damit deutet sich für den Leitindex eine ausgeglichene Wochenbilanz an. Der MDax der 60 mittelgroßen Werte stieg am Freitagfrüh um 0,14 Prozent auf 28.786,10 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stagnierte auf Vortagesschlussniveau.

Die Anleger können sich seit Tagen nicht klar entscheiden zwischen der Sorge vor den Auswirkungen hoher Infektionszahlen und der Hoffnung, dass schon bald mehrere Impfstoffe gegen das Virus zur Verfügung stehen werden. Etwas stützend wirkt, dass es die US-Börsen am Vorabend in New York spät in den grünen Bereich schafften.

Zalando: Keine Angst vor Impfstoff

Der Modehändler Zalando setzt auf eine Beschleunigung seines Wachstums im kommenden Jahr.

Darauf sei man vorbereitet, sagte Finanzchef David Schröder am Donnerstag auf einer Konferenz von Morgan Stanley. Die europäische Nummer eins wandelt sich gerade von einem reinen Händler zu einem Plattform-Anbieter, der Provisionen verlangt und mit Logistik-Dienstleistungen verdient. Bereits jetzt bieten etwa 2000 Läden ihre Waren über die Zalando-Website an. Diese Zahl will Zalando im kommenden Jahr verdreifachen. Schröder zufolge hilft dies dem Unternehmen auch dabei, schneller auf Trends zu reagieren.

Zalando ist einer der Profiteure der Corona-Krise. Immer mehr Menschen shoppen im Netz und kaufen ihre Kleidung online ein. Zalando hatte Anfang Oktober zum zweiten Mal seine Jahresprognose angehoben. „Unsere Strategie ist richtig für die Krise wie für die Zeit danach“, sagte Schröder. Die Zalando-Aktie hat in diesem Jahr bisher 75 Prozent zugelegt. Inzwischen ist das Geschäft am Markt mehr als 20 Milliarden Euro wert.

Beiersdorf: „Zukunft neu gedacht“

Während Daimler plant seine neuen Motoren mit Partner Geely in China zu bauen, plant der Nivea-Konzern die Zukunft vor der eigenen Haustür. Dafür investiert Beiersdorf mehr als 60 Millionen Euro in ein Technology Center am Stammsitz Hamburg. Bis Ende 2024 entstehe ein Ort, „an dem die Zukunft neu gedacht wird“, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Das Technology Center stärke die Verbindung von Forschung, Entwicklung und Produktion und schaffe mehr Offenheit für Ideen von außen. Mitarbeiter sollen die Freiheit erhalten, „zu experimentieren, auszuprobieren und Kosmetik-Innovationen auch in kleinem Maßstab zu produzieren“.

„Von der Idee bis zum fertigen Produkt werden wir im Technology Center sämtliche Bereiche in die Entwicklung einbeziehen können (…) Dank der exzellenten technischen Ausstattung werden wir Prototypen und neue Produkte, viel schneller entwickeln, testen und marktfähig machen können“, sagte der Vorstandsvorsitzende Stefan De Loecker.

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) betonte, „für die Innovationslandschaft unserer Stadt ist das künftige Technology Center der Beiersdorf AG ein großer Gewinn.“ Das Technology Center entsteht in direkter Nachbarschaft zur neuen Konzernzentrale und zum Produktionszentrum Beiersdorf Manufacturing Hamburg GmbH.

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Kurz & knapp:

Paion: Die Aktien von Paion profitieren am Freitag vorbörslich von positiven Studiendaten zu einem Narkosemittel. An einem nachrichtlich eher ruhigen Tag am deutschen Aktienmarkt sorgten die Aktien des biopharmazeutischen Unternehmens für etwas Aufsehen. Händler verwiesen auf die Meldung vom späten Vorabend, als das Unternehmen ermutigende Studiendaten zum Narkosemittel Remimazolam vorlegte. In einer späten Phase III wurden Endpunkte als erreicht vermeldet. Wie es hieß, dienen diese nun als Grundlage für die Einreichung des Zulassungsantrags in der Allgemeinanästhesie. Remimazolam zeige demnach keine Unterlegenheit gegenüber dem bisherigen Standardmittel Propofol, was die Wirkung betrifft. Es soll aber den Vorteil eines stabileren Blutflusses mit sich bringen.

SNP: Der Softwareanbieter und IT-Berater SNP Schneider-Neureither & Partner hat einen neuen Chef. Michael Eberhardt werde die Führung übernehmen, teilte der SDax-Konzern am Donnerstagabend mit. Eberhardt war bislang Chief Operating Officer, dieses Amt behalte er. Neuer Verwaltungsratschef werde Michael Drill. Die Aktie zeigte sich nachbörslich wenig bewegt. Der Gründer und bisherige Chef Andreas Schneider-Neureither war Anfang November überraschend gestorben.

GM: Der größte US-Autobauer General Motors will sein Angebot an Elektrofahrzeugen kräftig ausbauen und dafür deutlich mehr Geld als bislang geplant in die Hand nehmen. Bis Ende 2025 solle die Modellpalette in den USA zu 40 Prozent aus batteriebetriebenen Autos bestehen, kündigte Konzernchefin Mary Barra am Donnerstag an. Weltweit will GM bis dahin 30 vollelektrische Modelle anbieten. Dafür sollen die Investitionen in batteriebetriebene und selbstfahrende Fahrzeuge noch einmal um gut ein Drittel auf 27 Milliarden Dollar (knapp 23 Milliarden Euro) erhöht werden. „Der Klimawandel ist real, und wir wollen Teil der Lösung sein“, erklärte Barra. Bislang tut sich GM beim Thema Elektromobilität allerdings eher schwer und sieht besonders angesichts des großen Erfolgs von Tesla ziemlich alt aus. Zuletzt kamen auch noch Probleme mit dem aktuellen E-Modell Chevrolet Bolt EV hinzu, bei dem wegen des Risikos gefährlicher Batteriebrände ein großer Rückruf nötig wurde.

Redaktion onvista / dpa-AFX / Reuters

Foto: nitpicker / Shutterstock.com

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