Zalando: JPMorgan bleibt bei „Neutral“ – Aktie gibt deutlich nach

onvista · Uhr

Die Aktie von Zalando gibt heute um fast 4 Prozent nach. Grund ist ein Update des Analysten-Ratings von JPMorgan. Die US-Bank hat die Einstufung für Zalando auf „Neutral“ mit einem Kursziel von 95 Euro belassen. Die Verbraucher dürften viele während des Corona-Lockdowns angenommene Gewohnheiten auch nach der Krise beibehalten, schrieb Analystin Georgina Johanan in einer am Montag vorliegenden Branchenstudie. Dazu zähle auch das verstärkte Arbeiten von zu Hause aus. Der Online-Händler Zalando gehöre auf lange Sicht zu den strukturellen Gewinnern der Entwicklung, und nur die hohe Bewertung halte sie von einer optimistischeren Einschätzung der Aktien ab.

22 Milliarden Euro Wert

Lange Zeit kannte die Aktie von Zalando kein Halt und wurde als einer der großen Gewinner der Corona-Pandemie gefeiert. Durch den steilen Anstieg kommt Zalando mittlerweile auf eine Marktkapitalisierung von etwas mehr als 22 Milliarden Euro und gilt auch als einer der heißen Kandidaten für den Dax, wenn dieser im September auf 40 Werte aufgestockt wird. Ein geschätztes KGV von über 100 im laufenden Geschäftsjahr zeigt allerdings ach, dass Zalando in die steilen Erwartungen noch nicht reingewachsen ist und die Aktie auf dem aktuellen Niveau alles andere als ein Schnäppchen ist.

Aussichten bleiben gut

Was die Expertin von JPMorgan ebenfalls anführt ist, dass viele Verbraucher auch nach Corona ihren Gewohnheiten treu bleiben dürften. Hinzu kommt noch, dass die Stationäre Konkurrenz, so traurig es auch ist, weiterhin schwer zu kämpfen hat und einige wahrscheinlich auf der Strecke bleiben dürften. So hat der  Handelsverband Deutschland (HDE) davor gewarnt, im Zuge der Neufassung des Infektionsschutzgesetzes einen schärferen Lockdown im Einzelhandel durchzusetzen. „Viele Nicht-Lebensmittelhändler verlieren aufgrund der angekündigten Veränderungen im Infektionsschutzgesetz jegliche Perspektive. Die Geschäfte ab einem Inzidenzwert von über 100 wieder zu schließen, wird der Lage nicht gerecht“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth am Montag in Berlin.

Er verwies auf eine HDE-Umfrage unter 1000 Unternehmen, die deutlich mache, wie kritisch die Lage bei vielen Nicht-Lebensmittelhändlern sei. Demnach sehen 45 Prozent der Befragten ihre unternehmerische Existenz im Laufe des Jahres in akuter Gefahr. Die Umsätze der klassischen Innenstadthändler hätten in der vergangenen Woche um 60 Prozent unter dem Vor-Krisen-Niveau gelegen, berichtete Genth. Wo im Zuge der Corona-Bekämpfung lediglich die Kundenzahl in den Geschäften begrenzt war, betrug das Minus demnach knapp 30 Prozent. Wo Kunden mit Terminvereinbarung einkaufen durften, lagen die Umsatzeinbußen bei knapp 50 Prozent. Wo nur negativ getestete Kunden in die Läden durften, gingen die Umsätze um 62 Prozent zurück.

„Die Politik greift an den falschen Stellen ein“, klagte Genth. Denn es sei belegt, dass der Einkauf mit Hygienekonzept kaum Infektionsrisiken berge. Angesichts der großen Umsatzverluste forderte der HDE zugleich Nachbesserungen bei den staatlichen Nothilfen. „Wenn die Hilfsmaßnahmen jetzt nicht schnell greifen, erreichen viele Handelsunternehmen einen Kipppunkt, ab dem es sehr schnell abwärts geht.“

Wie geht es weiter?

Mit seiner Einstufung von Halten ist JP Morgan aktuelle nicht alleine. Von 32 Analysten-Meinungen plädieren 17 für „Kaufen“ und 15 für „Halten“. Aktuell gibt es kein Analystenhaus, dass Zalando zum „Verkauf“ empfehlt. Schmeißt man alle Kursziele in einem Top, dann kommt im Durchschnitt ein Wert von rund 107 Euro heraus.  Daher sollten sich Anleger auch nicht so schnell ins Boxhorn jagen lassen. Überzeugt Zalando weiterhin mit einem starken Wachstum, dann könnte der Kurs durchaus wieder in den dreistelligen Bereich gelangen.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: nitpicker / shutterstock.com

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