ZEW-Konjunkturindex sinkt vierten Monat in Folge

Reuters · Uhr

Berlin (Reuters) - Börsenprofis haben ihre Erwartungen an den Konjunkturaufschwung in Deutschland im September den vierten Monat in Folge heruntergeschraubt.

Sie blicken so skeptisch auf die Wirtschaft wie seit Ausbruch der Virus-Pandemie in Deutschland im März 2020 nicht mehr, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage unter 164 Analysten und Anlegern mitteilte. Das Barometer für die Einschätzung der Börsianer mit Blick auf die nächsten sechs Monate sank stärker als erwartet um 13,9 auf 26,5 Zähler. Die Fachwelt rechne zwar weiter mit einer Erholung, sagte ZEW-Präsident Achim Wambach. "Das erwartete Ausmaß und die Dynamik der Verbesserung haben sich inzwischen jedoch erheblich reduziert." Zudem belasteten der Chipmangel im Fahrzeugbau und die Ressourcenverknappung am Bau.

Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 30,0 Zähler gerechnet. Zugleich wurde die Lage besser eingeschätzt: Hier kletterte das Barometer um 2,6 auf 31,9 Punkte. "Die Weichen sind auf Abkühlung gestellt", sagte der Chefökonom der VP Bank, Thomas Gitzel. "Nachholeffekte im Dienstleistungssektor laufen nun aus, gleichzeitig belastet der Materialmangel die Industrie schwerwiegend." Die Knappheit an Vorprodukten - insbesondere Halbleitern - halte an und werde den Ausstoß der Industrie weiter dämpfen. "Gleichzeitig lasten aber auch die steigenden Neuinfektionszahlen auf dem wirtschaftlichen Ausblick", warnte Gitzel. "Die Delta-Variante könnte im Herbst für neuerliche Restriktionen sorgen."

KEINE BESCHLEUNIGTE ERHOLUNG MEHR - ABER AUCH KEIN EINBRUCH

Die exportabhängige deutsche Industrie profitiert derzeit zwar von steigender Nachfrage aus Übersee - vor allem USA und China. Doch steigende Preise wegen Materialknappheit und Lieferengpässen verhindern derzeit eine stärkere Erholung und belasten das Geschäft.

Seit Mai 2021 hat sich laut ZEW die Lageeinschätzung um 72 Punkte verbessert, während die Erwartungen um 57,9 Punkte gesunken sind. Dies signalisiere, dass "die Wachstumsrate der Gesamtwirtschaft für die nächsten sechs Monate vom jetzt erreichten Wert aus nur noch wenig steigen wird." Die deutsche Wirtschaft war Anfang 2021 noch um zwei Prozent geschrumpft, bevor sie im Frühjahrs-Quartal um 1,6 Prozent wuchs. "Eine weitere Beschleunigung der Konjunkturerholung ist unwahrscheinlich", erklärte Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ Bank. Dennoch habe sich die Einschätzung der aktuellen Wirtschaftslage im September weiter verbessert - "und angesichts der sehr guten Nachfragesituation ist ein Konjunktureinbruch in den kommenden Monaten unwahrscheinlich".

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