Kutzers Zwischenruf: Gold ist auch jetzt ein Partner der Aktie

Hermann Kutzer · Uhr

Seit langem bedauere ich, dass die Bewertung von Edelmetallen zunehmend von internationalen Spekulationen beeinflusst wird. Das erkennt man schon an der Vielzahl von Analysen und Prognosen, die laufend veröffentlicht werden – ähnlich den laufenden Berichten zu Anleihen und Aktien. Zwangsläufig bekommt edles Metall dadurch auch den Anstrich ganz normaler Investments an der Börse. Mit anderen Worten: Die Beurteilung von Angebot/Nachfrage und vor allem der Preisentwicklung wird kurzsichtig. Für mich ist Gold unverändert eine eigene, besondere Anlageklasse, von der ich weder kontinuierliche Wertsteigerungen noch Dividenden erwarte. Gold hat vielmehr seine zentrale Bedeutung als Sicherheitselement in einem gemischten Portfolio. Gold ist also das bessere Geld, ist wertvoll auch und gerade in schlimmen Krisen- und Kriegszeiten. Das gilt für physisches Gold (Münzen, Barren, Schmuck), nicht für Goldminenaktien. Deshalb sollte man sein güldenes Engagement auch nicht von den aktuellen Preisperspektiven abhängig machen.

Momentan ist ziemlich unklar, in welche Richtung sich Gold entwickeln wird. Mittelfristig sind sinkende Zinsen und damit weiter florierende Aktienmärkte kein gutes Signal für Gold. Auf lange Sicht schwächen die Dauerniedrigzinsen aber das Vertrauen in die Währungsstabilität. Das war historisch gesehen in den allermeisten Fällen positiv für Edelmetalle, schreibt mir ein bekannter Edelmetall-Guru. Gold steht praktisch in allen Währungen in der Nähe seiner historischen Höchststände, gilt also nicht mehr als „billig“. Im Vergleich zu anderen Sachwerten, zum Beispiel zu den Immobilienmärkten, wird für das Metall immer noch Aufwärtspotential gesehen. Doch sollte das, wie gesagt, nur am Rande interessieren.

Das gilt auch für die soeben vorgelegten Quartalsstatistiken. Die sind sowieso gemischt: Die Positionen in goldgedeckten ETFs erreichten im dritten Vierteljahr ein neues Allzeithoch, die Zentralbanken erhöhten die Reserven, die Schmucknachfrage ging dagegen zurück, Bar- und Münzeninvestition haben sich sogar halbiert. Grund: Höhere Goldpreise in vielen Schlüsselwährungen waren die Hauptursache für den Rückgang auf ein Mehrjahrestief, da Privatanleger auf der ganzen Welt Käufe aufschieben und Gewinne festschreiben wollten.

Nein, Gold ist in meinen Augen kein Konkurrent zu anderen Anlageklassen, sondern in physischer Form gestern wie heute ein idealer Partner der Aktienanlage. Denken Sie jetzt daran, geschätzte Anleger, dass Weihnachten immer näher rückt!

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