Kutzers Zwischenruf: Anleger sollten fürs kommende Jahr auch böse Überraschungen einkalkulieren

Hermann Kutzer · Uhr

„Vieles läuft besser als gedacht, die Perspektiven hellen sich quer über den Globus auf.“ Schön wär’s ja, wenn die Verhaltensanalysten von Sentix in ihrem Jahresausblick recht behielten. Denn sie sehen für 2020 eher positive Überraschungen auf die Anleger zukommen – insbesondere was Konjunktur und Aktienkurse betrifft. Dagegen sind jüngste Prognosen unserer Wirtschaftsforscher unverändert zurückhaltend: Sie beschreiben ein nur ganz schlappes Wachstum (keine Rezession), das erst 2021 leicht an Fahrt gewinnen dürfte. Dazu passt die aktuell solide Börsenverfassung, passen ebenso die fast durchweg verhalten optimistischen Vorhersagen für den Aktienmarkt. Zudem liegt der Sentiment-Index der institutionellen Großanleger an der Börse Frankfurt immer noch weit unter einem extrem bullischen Extrembereich. Und die Privatanleger geben sich sowieso zuversichtlicher.

Aber: Das Umfeld der Finanzmärkte bleibt hochspekulativ – mit Ausnahme der Geldpolitik –, weil im neuen Jahr entscheidende Entwicklungen anstehen, die heute kaum berechenbar sind. Man denke beispielsweise an Handels- und Zollkonflikte zwischen den USA und dem Rest der Welt (es geht ja nicht „nur“ um China). Damit sind wiederum zum Teil brisante geopolitische Konflikte verbunden. Dazu kommen die US-Präsidentschaftswahl und die Rolle von Donald J. Trump. Abgesehen vom Brexit (heute ist Wahltag) steht ganz Europa vor wichtigen Weichenstellungen: Was wird aus dem Haushalt? Kann der gestern vorgestellte ehrgeizige Billionen-Plan zum Klimaschutz überhaupt realisiert werden?

Schon aus diesen Themen wird klar, welch große Auswirkungen daraus für die Börsen abgeleitet werden können (können, nicht müssen). Börsen-Bullen mögen vielleicht mit der Alles-wird-gut-These sympathisieren. Obwohl ich mich zum Kreis der unverbesserlichen Optimisten zähle, warnt mein Bauchgefühl allerdings vor der anderen Seite – es kann (kann!) auch negative Überraschungen geben, die den Börsenjahrgang 2020 schwer schädigen würden.

Sie sollten sich darauf einstellen, geschätzte Anleger, auch wenn die meisten Profis einen Dax von irgendwo zwischen 13.000 und 15.000 Punkten prognostizieren. Die Empfehlungen nach Ländern gehen weit auseinander. Das gilt auch für den Investmentstil bei neuen Aktienanlagen, also für Growth vs. Value: Ich plädiere für eine Übergewichtung der defensiven, relativ niedrig bewerteten Substanzwerte gegenüber den Wachstumsfavoriten (ohne diese auszuschließen). Sinnvoll ist in jedem Fall, auf die Dividendenrendite zu achten. Und natürlich sollten Sie alle Positionen gegen für Sie unerträgliche Kursverluste absichern – auch wenn das Geld kostet, wie jede Versicherung!

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