Kutzers Zwischenruf: Was kommt nach der Viruspandemie?

Hermann Kutzer · Uhr

Es wird ein Danach geben. Natürlich. Nur, wann und wie wird es beginnen? Mein ewiger Optimismus wackelt. Es fällt mir schwer, die Zuversicht vieler Strategen zu teilen, die immer noch aufs zweite Halbjahr 2020 setzen. Denn der Verlauf der Coronapandemie ist unter den Experten noch umstritten. Für eine auch nur einigermaßen zuverlässige Konjunkturprognose fehlt angesichts der ungewissen Datenlage also die Basis. Somit bleiben kurz- bis mittelfristige Kapitalanlagen an der Börse (mit Zeithorizont von etwa ein bis zwei Jahren) spekulativ. In diese Skepsis fließen die Sorgen vor möglichen neuen Virusinfektionswellen noch nicht einmal ein. Unberücksichtigt sind auch der Ölpreiskonflikt und seine weltwirtschaftlichen Auswirkungen.

Selbst der Exit aus dem Shutdown ist noch unklar – wie sollte die Rückkehr zur Normalität politisch und von der Wirtschaft vorbereitet werden? Sicher scheint, dass dies nicht international einheitlich geschehen kann, weil sich Covid-19 von Land zu Land munterschiedlich entwickelt. Berechtigt erscheint wenigstens die Hoffnung, dass „der Punkt des maximalen wirtschaftlichen Stresses“, so die Formulierung eines Asset Managers, möglicherweise schon im April erreicht sein dürfte – also bald. Die zur Veröffentlichung anstehenden Zahlen fürs erste Quartal versprechen spannend zu werden. Danach sollten sich die Aussichten nach Einschätzung zahlreicher Experten verbessern. Zuvor dürften die Aktienkurse jedoch weitere Tiefs ausloten, denn in den USA steht die Infektionswelle noch vor ihrem Höhepunkt.

Ausgewogene Szenarien sehen inzwischen etwa so aus: Noch fällt es schwer, über die Viruskrise hinweg zu schauen. Dem unumgänglichen Rezessionshöhepunkt der Weltwirtschaft im zweiten Quartal folgt eine langsame und differenzierte Erholung. Insgesamt müssen sich Anleger jedoch darauf einstellen, dass die Pandemie auch lange nach ihrem Ende tiefe Spuren hinterlassen wird. Mein Bauchgefühl (das sich irren kann) warnt: Die Rezession wird vielleicht tiefer und länger werden. Und darüber würde sich die Börse gewiss nicht freuen.

Trotzdem wird den Anlegern teilweise jetzt schon ein selektiver Wiedereinstieg in den Aktienmarkt nahegelegt. Sorry, der alte Börsenbulle hält das für verfrüht. Es ist ja gut möglich, dass wir schon bald klarer sehen. Geduld ist also angesagt. Wer die nicht hat, mag spekulieren.

Ihnen alles Gute – und tun Sie alles, um gesund zu bleiben!

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