Kutzers Zwischenruf: Langfristig auf Value-Aktien setzen

Hermann Kutzer · Uhr

Obwohl gerade an einem nahen Jahreswechsel die kurz- bis mittelfristigen Aussichten im Vordergrund stehen, bemühen sich internationale Anlagestrategen vereinzelt auch um einen weiten Horizont. Gut so, denn die meisten Anlageklassen sind per se langfristig ausgelegt – was nicht zuletzt für die Aktie als Unternehmensbeteiligung gilt. Nach der Favorisierung von „Growth“ (Wachstumswerte) stellen einige namhafte Vermögensverwalter jetzt die Chancen mit „Value“ (Wert) heraus. Was ist damit gemeint?

Beim Value Investing geht es darum, unterbewertete Aktien zu kaufen und langfristig auf deren positive Entwicklung zu setzen. Dafür werden börsennotierte Unternehmen nach umfassenden betrieblichen und finanzwirtschaftlichen Kennzahlen bewertet und ins Verhältnis zu ihrem Aktienkurs gesetzt. Value Investing ist ein Gegenmodell zur kurzfristigen Börsenspekulation. Da der Preis einer Aktie durch den freien Handel an der Börse festgelegt wird, hängt er von Angebot und Nachfrage unter den privaten und institutionellen Investoren ab. Er ist also nicht direkt an die Leistung eines Unternehmens gekoppelt, obwohl er sich oft daran orientiert. Diese Differenz zwischen dem Börsenwert und dem tatsächlichen Wert eines Unternehmens macht man sich beim Value Investing zu Nutze: Man setzt die beiden Werte ins Verhältnis zueinander und kann so Unternehmen identifizieren, deren Anteile an der Börse unterbewertet sind. Der Investor entscheidet also aufgrund seiner Analyse, dass ein bestimmtes Unternehmen mehr Wert sei als sein Börsenwert. Noch einmal: Beim Investieren in Value-Titel hat man es also nur auf unterbewertete Aktien abgesehen. Man spekuliert nicht auf rasante Kurssteigerungen, sondern auf eine solide Wertentwicklung. Deshalb ist Value Investing ein Ansatz, der mindestens auf einige Jahre angelegt ist.

Die Experten von DPAM (Degroof Petercam Asset Management) gehen davon aus, dass der weitgehende Seitwärtstrend am Aktienmarkt, der über die vergangenen sechs Monate herrschte, bald ein Ende haben wird. Die Zeit wird zeigen, wie lange die Value-lastigen Sektoren wiederbelebt werden, aber das Zeitfenster der Gelegenheiten für eine Outperformance von Value-Titeln ist in den kommenden Monaten gewiss geöffnet. Bei der Auswahl von sogenannten Covid-19-Verlierern und zyklischen Unternehmen ist selektives Vorgehen wichtig ist. Dabei gilt es, diejenigen Unternehmen zu identifizieren, die wirtschaftlich und vom Geschäftsmodell her gut dastehen. Denn es gibt auch Geschäftsmodelle, die zerstört bzw. geschädigt sind.

Laut NN Investment Partners (NN IP) können die positiven Impfstoff-Berichte sowie die neuerliche Hoffnung auf Konjunkturimpulse die Inflation und die Zinssätze in die Höhe treiben und eine nachhaltige Erholung in den Value-Branchen bewirken.

Da Dividenden der Value-Aktien an steigende Gewinne gekoppelt sind, werden sie in einem inflationären Umfeld im Vergleich zu anderen auf dem Markt verfügbaren Cashflows an Attraktivität gewinnen, Es gibt mehrere Faktoren, die derzeit unterstützend auf Value-Aktien wirken. Allerdings: Das Wiedererstarken von Value ist keineswegs eine ausgemachte Sache. Politische Spannungen oder Komplikationen bei der Impfstoffverteilung können eine Sektorrotation immer noch vereiteln.

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