onvista-Börsenfuchs: Nehmt Euch Zeit für langfristiges Investieren

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Hallo Leute! Momentan gibt’s jede Menge Stoff, um über den Faktor Zeit bzw. über die zeitliche Abfolge von Ereignissen und Reaktionen darauf zu grübeln – eines meiner Lieblingsthemen. Und das geht weit über Börse und Kapitalanlagen hinaus. Wichtigstes Beispiel: Mit welchen Schritten soll man Corona begegnen. Oder anders formuliert: Kann man überhaupt eine langfristige Maßnahmenstrategie (politisch) festlegen, statt kurzfristig auf neue Erkenntnisse zu reagieren, wenn immer wieder gegensätzliche Erkenntnisse bekannt werden?

Journalisten verwenden dann gern die „Gemengelage“ in der vereinfachenden Form. Denn ursprünglich waren damit die verstreut liegende Feld- und Waldstücke eines Grundbesitzes gemeint, die infolgedessen nur mit Schwierigkeiten zu bewirtschaften waren, wobei es zwangsläufig zu gegenseitigen Abhängigkeiten der Anrainer kam. Inzwischen gilt Gemengelage meist im bildungssprachlichen Sinn für „ein zu einem bestimmten Zeitpunkt vorliegendes Zusammentreffen von sonst eher unzusammenhängenden Zuständen, Gegebenheiten“. Oder – ganz einfach – Gemengelage steht im allgemeinen Sprachgebrauch für eine „unübersichtliche Situation“.

Zumindest diese simple Version passt für diejenigen, die ihre börsentechnischen Strategien und Taktiken heute wieder mal überprüfen wollen: Innerhalb kurzer Zeit kann man ganz unterschiedliche Zutaten in den Kochtopf geben – nur: was kommt dabei heraus? Hier ‘ne kleine Kostprobe:

Der Sentix Konjunktur-Gesamtindex für Euroland fällt im Februar um -1,5 Punkte. Die Lockdowns in vielen europäischen Ländern hinterlassen ihre Spuren. Eine ähnliche Tendenz lässt sich für die Beurteilung der deutschen Konjunktur feststellen. International sieht es aber anders aus. Vor allem die Ami-Wirtschaft setzt ein Ausrufezeichen. Doch auch Japan und die Region Asien ex Japan befinden sich weiter auf Erholungskurs. Unsere Industrieproduktion stagniert zum Jahresende. Die Gesamtherstellung hat sich im Dezember gegenüber dem Vormonat nicht verändert, teilte das Statistische Bundesamt heute mit. Leicht enttäuschend, denn Analysten hatten im Schnitt einen Zuwachs um 0,3 Prozent erwartet. Zeitgleich liefert das Ifo erfreuliche Produktionserwartungen der deutschen Industrie, denn die haben sich „etwas aufgehellt“ – doch gilt das für die Januarumfrage. In der Autoindustrie und der Pharmazie sind die Erwartungen laut dem Münchner Institut sogar deutlich gestiegen.

Schließlich hebt das Research der DZ Bank hebt seine Prognose für den Dax bis Ende des Jahres von zuvor 14.000 auf 15.000 Punkte an (= meine Zielmarke schon seit Herbst, mindestens). Die Gewinne sind weniger stark gesunken als in früheren Krisen – vor allem durch umfangreiche Konjunkturprogramme der Politik. Ein durchschnittliches Plus von 30 Prozent bei den Gewinnen der Dax-Unternehmen ist deshalb bereits in diesem Jahr wahrscheinlich, so die Überzeugung der genossenschaftlichen Strategen.

Um im Bild zu bleiben, meine Freunde: Es ist vielleicht besser, in mehreren Töpfen (= Depots) zu kochen, wobei ich für das Hauptgericht den größten Topf wähle. Dort sollten internationale Gerichte langfristig köcheln. Kurzfristiges Stockpicking kann unabhängig vom übergeordneten Markttrend in anderen Töpfen zubereitet werden. Der Faktor Zeit verliert dann an Bedeutung, wenn es Euch egal ist, ob der Dax im Sommer, Herbst oder Winter tatsächlich den 15.000er Gipfel erreichen wird bzw. ob er im laufenden Jahr nur bis auf 14.500 oder 14.800 klettert. Merke: Er wird in den nächsten Jahren noch viiiel (!) höher steigen. Nehmt Euch also Zeit.

Bleibt gesund und vorsichtig-optimistisch, aber auch geduldig, Leute!

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