onvista Börsenfuchs: Gold und Ungeduld passen nicht zusammen

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Hallo Leute! Ich bin echt froh, in den letzten Monaten nicht auf Gold gewettet zu haben. Ich stehe zwar unverändert zum güldenen Metall. Aber als Krisenschutz hätte man sich inzwischen deutlich höhere Preise vorstellen können. Kein Wunder, dass mich Bekannte jetzt fragen, ob Gold (aus welchen Gründen auch immer) seinen Glanz verloren hat. Kritisch ist die Weltlage doch in mehrfacher Hinsicht. Corona beginnt schon wieder (besser: immer noch) die Schlagzeilen zu beherrschen. Und bei einem harten Winter drohen die Wachstumskräfte der Wirtschaft zu schwinden (Lockdown!). Aber selbst die Inflation, die beiderseits des Großen Teichs seit Sommer stärker steigt als von der Fachwelt erwartet, gibt Gold keinen Push.

„Euphorie im Markt trübt den Blick auf die Risiken“, schreibt mir der internationale Goldstratege Joe Foster. Er glaubt zwar, dass diese Risiken den Goldpreis letztlich nach oben treiben werden. Doch sind die Märkte derzeit in euphorischer Stimmung, in der Selbstzufriedenheit herrscht und Risiken ignoriert werden. Foster zieht sogar den Vergleich mit der Tulpenmanie des siebzehnten Jahrhunderts heran, als eine einzige Tulpenzwiebel mehr wert war als manches Haus.

Seit dem Erreichen eines Allzeithochs von 2.075 Dollar pro Unze im August 2020 konsolidiert der Goldpreis nun schon seit über einem Jahr. Im September durchbrach der US-Dollar Index (DXY) das Ein-Jahreshoch und setzte den Goldpreis unter Druck. Der Goldpreis gerät auch durch die Federal Reserve unter Druck, die andeutet, die Leitzinsen in absehbarer Zeit zu erhöhen. Eine Straffung der Geldpolitik, die momentan überall diskutiert, aber doch eher behutsam kommen wird, birgt natürlich Risiken für die Konjunktur, den Schuldendienst der Staaten und die hoch gestiegenen Marktpreise (Aktien, Immobilien).

Laut dem neuesten Bericht des World Gold Council ist die Goldnachfrage im dritten Quartal 2021 gegenüber dem Vorjahr um 7 Prozent und gegenüber dem vorangegangenen Quartal um 13 Prozent auf 831 Tonnen gesunken. Dies ist in erster Linie auf Abflüsse bei goldbesicherten börsengehandelten Fonds (Gold-ETFs) zurückzuführen. Die Nettoverkäufe bei Gold-ETFs waren zwar relativ gering (27 t). Aber im Vergleich zu der pandemiebedingten Kaufwelle des Vorjahres reichte dies aus, um die Gesamtgoldnachfrage im Jahresvergleich sinken zu lassen, obwohl die Nachfrage in allen anderen Sektoren stieg. Und: Der Goldpreis lag während des Quartals bei durchschnittlich 1.790 Dollar und damit unter dem Allzeithoch des dritten Quartals 2020, aber über dem 3-, 5- und 10-Jahres-Durchschnitt.

Der jahrelange weltweite Kursaufschwung hat die Aktie zur Konkurrenz für das edle Metall gemacht. Aber ich bleibe dabei, meine Freunde: Gold und Ungeduld passen nicht zusammen, sondern langfristiges Denken (statt kurzfristiger Preisspekulation). Wir werden garantiert noch viel höhere Preise sehen. Wann auch immer.

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