onvista-Börsenfuchs: Anleger zwischen Sicherheits-Suche und Crash-Angst

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Hallo Leute! Erforscht Euch mal (ganz ehrlich), worauf Ihr am meisten wert legt. Sicherheit für die angelegte Kohle, Wertsteigerung (kurz- oder langfristig) oder sinnvolle Investments, weil sie „nachhaltig“ sind? Kein Tag vergeht ohne Meldungen aus der Finanzindustrie über neue Maßnahmen und Produkte mit nachhaltigem Charakter. Und die Deutschen sind inzwischen auch vom Sinn nachhaltiger Geldanlagen überzeugt. Doch geht ihnen Sicherheit immer noch vor – die Bedeutung von Nachhaltigkeit als Anlagekriterium verharrt auf niedrigem Niveau. Dies geht aus einer Sonderbefragung des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) hervor.

Vermutlich kennen alle engagierten Privatanleger die Buchstaben ESG. Die beschreiben drei nachhaltigkeitsbezogene Verantwortungsbereiche von Unternehmen: „E“ für Environment (z.B. Umweltgefährdung), „S“ für Social (Aspekte wie Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz), „G“ für Governance (nachhaltige Unternehmensführung, Themen wie Unternehmenswerte oder Steuerungs- und Kontrollprozesse).

Seit längeren sind Themen wie Klima- und Umweltschutz in aller Munde. Aktuell wird Nachhaltigkeit durch die Debatte um die (zu Recht) umstrittene „EU-Taxonomie“ im Bewusstsein der Menschen noch stärker verankert. Mehr als die Hälfte der Befragten (53,6%) ist überzeugt, dass nachhaltige Geldanlagen auch zu einer nachhaltigeren Gesamtwirtschaft beitragen können. Kommt es zu konkreten Anlageentscheidungen, haben Nachhaltigkeitsambitionen jedoch das Nachsehen. Bei der Verteilung der Prioritäten der Befragten dominiert der Faktor Sicherheit mit einem Wert von 40 Prozent, gefolgt von Rentabilität (27%) und Liquidität (18%). Nachhaltigkeit bildet mit 15 Prozent das Schlusslicht.

Hey, es muss also noch intensiver über tatsächliche Chancen und Risiken langfristiger Geldanlagen aufgeklärt werden. Immerhin freuen sich alle Verantwortlichen inzwischen ja über das wachsende Interesse der Bundesbürger an der Aktienanlage. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, dass ich die jüngsten Äußerungen von Marcel Fratzscher im Fernsehen (ntv-Wirtschaftstalk „Wie sicher ist unser Geld?“) für voll kontraproduktiv halte. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) geht davon aus, dass die Börsen tiefer in den Keller rauschen. Okay, eine Meinung. Aber was soll man davon halten, dass ein prominenter Kopf wie Fratzscher locker folgendes verbreitet: „Wir brauchen eine Korrektur der Aktienmärkte um 30 oder 40 Prozent. Das erwarte ich auch für die nächsten zwei Jahre.“ Der DIW-Chef hält eine solche Korrektur für eine gute Sache. Und für die deutsche Wirtschaft stellten die von ihm erwarteten Kursverluste angeblich kein Problem dar.

Eine gute Sache? Kursverluste kein Problem? Nee, solche bärischen Attacken unterstützen (wenn man sie ernst nimmt) höchstens das von mir jahrelang beklagte Falschsparen der meisten Deutschen. Und noch unsichere Börseninteressenten werden keine Aktien kaufen, wenn ihnen ein Crash angekündigt wird. Übrigens: Die Wirtschaft braucht Aktionäre, braucht die Kohle privater Anteilseigner!

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