Vorbörse: US-Börsen deutlich im Minus – Weiterer Kursrutsch im Dax erwartet – Siemens Energy sagt Leitindex Adieu
DEUTSCHLAND: – DEUTLICHE KURSVERLUSTE – Der Ukraine-Krieg prägt den deutschen Aktienmarkt weiter. Auch am Freitag dürfte die Talfahrt nach einem Angriff russischer Truppen auf ein ukrainisches Atomkraftwerk weitergehen. Dies hatte bereits die asiatischen Märkte massiv belastet. Rund eine Stunde vor dem Handelsstart signalisierte der X-Dax als Indikator für den Dax <DE0008469008> ein Minus von 2,1 Prozent auf rund 13 375 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 <EU0009658145> wird zum Start in den letzten Handelstag der Woche ebenfalls mit klaren Abschlägen erwartet.
Am Vortag war der deutsche Leitindex am späten Nachmittag unter Druck geraten und mit einem Minus von etwas mehr als zwei Prozent aus dem Handel gegangen. Seit der Invasion Russlands in die Ukraine summieren sich die Verluste damit mittlerweile auf etwas mehr als sechs Prozent. Damit ist das wichtigste deutsche Börsenbarometer inzwischen zurück auf dem Stand vor gut einem Jahr. Auch technisch gesehen gibt es laut den Helaba-Experten inzwischen „kaum noch Hoffnung“ für den Dax: Die nächste Unterstützung sei nun am Jahrestief 2021 bei 13 310 Punkten zu finden.
In der Nacht auf Freitag hatte ein Feuer auf dem Gelände des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja für Alarmstimmung gesorgt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem gezielten Beschuss durch russische Panzer. Das Land fordert ein Eingreifen der Nato. Der britische Premier Boris Johnson sprach von einer direkten Gefährdung der Sicherheit ganz Europas und will eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates erreichen. Im Laufe des Tages ist ein Sondertreffen der EU-Außenminister mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und dem US-Außenminister Antony Blinken geplant. Nach Darstellung der ukrainischen Behörden gibt es nach dem inzwischen gelöschten Feuer keine erhöhte Strahlung.
„Immer noch dominieren die Nachrichten aus der Ukraine das Geschehen an den Finanzmärkten“, schrieb Devisenexpertin You-Na Park-Heger von der Commerzbank. Die russischen Truppen rückten weiter vor, der Westen verhänge weitere Sanktionen und immer mehr westliche Firmen zögen sich aus Russland zurück. „Die Sorge über die Energieversorgung in Europa hält an und die Märkte bleiben entsprechend nervös“. Die Ölpreise waren im Zuge der Krise am Vortag auf den höchsten Stand seit 2008 geklettert.
Bislang haben die Gespräche zwischen der Ukraine und Russland kaum etwas erbracht, um das Kriegstreiben zu stoppen. In ihrer zweiten Verhandlungsrunde am Vortag hatten sich die beiden Kriegsparteien auf die Schaffung humanitärer Korridore in besonders umkämpften Gebieten der Ukraine verständigt. Die EU verschärfte derweil zuletzt ihre Sanktionen weiter.
Zu den Unternehmen, die ihre Beziehungen zu Russland eindampfen, gehört auch der Chipriese Intel <US4581401001>. Er setzt alle Lieferungen an Kunden in Russland aus. Google <US02079K1079> stoppte derweil dort ein Anzeigengeschäft. Die Deutsche Bank <DE0005140008> führt laut der „Financial Times“ Stresstests durch, um einen möglichen Verlust wichtiger Software-Technologiezentren in Moskau und St. Petersburg zu ersetzen.
Auf Unternehmensseite an der Börse bleibt es derweil weitgehend ruhig. Im Blick könnte das Stühlerücken in der Dax-Familie stehen. Wie bereits erwartet, rücken zum 21. März der vom ehemaligen Daimler-Konzern abgespaltene Lkw-Bauer Daimler Truck <DE000DTR0CK8> und die Hannover Rück <DE0008402215> in den Dax auf. Dafür müssen Beiersdorf <DE0005200000> und Siemens Energy <DE000ENER6Y0> aus der ersten Börsenliga in den MDax <DE0008467416> der mittleren Werte weichen.
In den hinteren Börsenreihen gibt es ebenfalls noch einige Wechsel. Wichtig sind Index-Änderungen vor allem für Fonds, die Indizes real nachbilden. Dort muss dann entsprechend umgeschichtet und umgewichtet werden, was Einfluss auf die Aktienkurse haben kann.
USA: – KURSVERLUSTE – Die US-Aktienmärkte sind am Donnerstag mit Kursverlusten aus dem Handel gegangen. Die anhaltende Verunsicherung um den Krieg in der Ukraine sowie enttäuschende Daten zur Stimmung im US-Dienstleistungssektor machten anfängliche Kursgewinne zunichte. Trotz erneuter Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine verschärften sich russische Luftangriffe auf das Nachbarland. Dies sowie westliche Sanktionen gegen Russland trieben die Ölpreise auf den höchsten Stand seit 2008 und verursachten neue Rezessionssorgen. Der Dow Jones Industrial <US2605661048> schloss mit einem Minus von 0,29 Prozent bei 33 794,66 Punkten.
ASIEN: – SCHWACH – Nach Berichten über Kämpfe nahe Europas größtem Atomkraftwerk in der Ukraine haben die asiatischen Börsen am Freitag deutlich nachgegeben. Bei Russlands Krieg gegen die Ukraine soll auch die Anlage von Europas größtem Atomkraftwerk in der Nähe der Großstadt Saporischschja beschossen worden sein. In Tokio schloss der Leitindex Nikkei 225 <JP9010C00002> <XC0009692440> 2,2 Prozent tiefer. Der Hang Seng <HK0000004322> Index in Hongkong büßte zuletzt 2,6 Prozent ein. Der CSI-300-Index <CNM0000001Y0> mit den 300 wichtigsten Unternehmen vom chinesischen Festland sank um 1,2 Prozent. Bei den Kämpfen nahe des Atomkraftwerks ist nach Erkenntnissen der Atomenergiebehörde (IAEA) zunächst keine erhöhte Strahlung gemessen worden.
ANLEIHEN / DEVISEN / ROHÖL
RENTEN:
Bund-Future 169,67 0,31%
DEVISEN: Der Euro <EU0009652759> hat am Freitag weiter nachgegeben und ist erneut auf einen Tiefstand seit Mitte 2020 gefallen. In der Nacht auf Freitag sank die Gemeinschaftswährung bis auf 1,1010 US-Dollar. Am Morgen kostete sie mit 1,1030 Dollar kaum mehr. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag noch auf 1,1076 Dollar festgesetzt.
Unter Druck geriet der Euro in der Nacht, nachdem auf dem Gelände des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja ein Feuer ausgebrochen war. Das Feuer soll mittlerweile gelöscht worden sein, es sollen keine kritischen Systeme betroffen sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem gezielten Beschuss durch russische Panzer.
Als sicher geltende Währungen wie der US-Dollar, der japanische Yen oder der Schweizer Franken wurden aufgrund des Vorfalls verstärkt gesucht. Der Euro geriet im Gegenzug unter Druck.
Neben dem Krieg in der Ukraine dürften Marktteilnehmer Zahlen vom US-Arbeitsmarkt im Blick haben. Die Regierung veröffentlicht am Nachmittag ihren monatlichen Jobbericht. Angesichts der Geschehnisse in der Ukraine dürften die Daten aber weniger Beachtung als sonst finden.
Euro/USD 1,1025 -0,34
USD/Yen 115,4980 0,05
Euro/Yen 127,3440 -0,29
ROHÖL: Die Ölpreise haben am Freitagmorgen leicht zugelegt, sind aber deutlich unter ihren jüngst markierten mehrjährigen Höchstständen geblieben. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete im frühen Handel 110,92 US-Dollar. Das waren 46 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Textas Intermediate (WTI) stieg um 94 Cent auf 108,61 Dollar.
Am Vortag hatten die Notierungen mehrjährige Höchststände von fast 120 Dollar (Brent) und rund 116 Dollar (WTI) erreicht. Hintergrund ist der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Furcht vor Lieferausfällen aus Russland, entweder aufgrund westlicher Sanktionen oder eines russischen Lieferstopps. Daneben finden russische Verkäufer schon jetzt offenbar nur schwer Abnehmer für ihr Erdöl. Ein Grund dafür sind rechtliche Risiken wegen der Sorge möglicher weiterer Sanktionen.
In den vergangenen Tagen haben die Rohölpreise immer wieder mehrjährige Höchststände markiert. Die Internationale Energieagentur (IEA) sieht die globale Energiesicherheit bedroht, ihre Mitglieder geben Teile ihrer strategischen Ölreserve frei. Der Ölverbund Opec+ setzt seinen Kurs schrittweiser und moderater Förderausweitungen unbeirrt fort.
Unterdessen sorgten Nachrichten zu den Atomgesprächen mit dem Iran zuletzt für etwas Entlastung am Ölmarkt. Trotz laufender Vorbereitungen für den Abschluss der Atomverhandlungen mit dem Iran am Wochenende ist ein Durchbruch laut Diplomaten noch nicht garantiert. Die Gespräche zur Wiederherstellung des Atompaktes von 2015 seien zwar bereits in der Endphase, doch es gebe noch ungelöste Fragen, schrieb der EU-Diplomat Enrique Mora, der die Verhandlungen mit dem Iran und den Vereinigten Staaten in Wien koordiniert. „Wir sind definitiv noch nicht am Ziel“, schrieb er am Donnerstagabend auf Twitter.
Brent 111,40 0,96 USD
WTI 108,96 1,32 USD
UMSTUFUNGEN VON AKTIEN
– BARCLAYS SENKT ZIEL FÜR GEA GROUP AUF 47 (52) EUR – ‚OVERWEIGHT‘
– BARCLAYS SENKT ZIEL FÜR LUFTHANSA AUF 5,20 (5,70) EUR – ‚UNDERWEIGHT‘
– BERENBERG SENKT ZIEL FÜR BASLER AUF 135 (150) EUR – ‚HOLD‘
– HSBC HEBT LUFTHANSA AUF ‚HOLD‘ (REDUCE) – ZIEL 6,50 (5,20) EUR
– GOLDMAN SENKT ZIEL FÜR SCOUT24 AUF 65,2 (69,5) EUR – ‚NEUTRAL‘
– BARCLAYS SENKT ITV AUF ‚EQUAL WEIGHT‘ (OVERWEIGHT) – ZIEL 95 (160) PENCE
– BARCLAYS SENKT ZIEL FÜR CRH AUF 44 (47) EUR – ‚EQUAL WEIGHT‘
– BERENBERG SENKT ZIEL FÜR VALEO AUF 25 (34) EUR – ‚BUY‘
– JPMORGAN HEBT ASSURA GROUP AUF ‚OVERWEIGHT‘ (NEUTRAL)
– JPMORGAN SENKT POLYMETAL AUF ‚NEUTRAL‘ (OVERWEIGHT)
– JPMORGAN SENKT SEVERSTAL AUF ‚NEUTRAL‘ (OVERWEIGHT)
– JPMORGAN SENKT SOFTWAREONE AUF ‚NEUTRAL‘ (OVERWEIGHT) – ZIEL 16 (27) CHF
– JPMORGAN SENKT ZIEL FÜR CRH AUF 5 (55) EUR – ‚OVERWEIGHT‘
– JPMORGAN SENKT ZIEL FÜR ORSTED AUF 920 (963) DKK – ‚NEUTRAL‘
– DZ BANK SENKT FAIREN WERT FÜR CRH AUF 53 (54) EUR – ‚KAUFEN
– RBC HEBT ZIEL FÜR HSBC AUF 570 (530) PENCE – ‚OUTPERFORM‘
TAGESVORSCHAU / KONJUNKTURPROGNOSEN
TERMINE UNTERNEHMEN
10:00 DEU: Allianz, Geschäftsbericht
13:30 DEU: Lufthansa Cargo AG Pk zum Geschäftsjahr 2021 mit CEO Dorothea von Boxberg, Frankfurt/M.
TERMINE UNTERNEHMEN OHNE ZEITANGABE
FRA: Dassault Aviation, Jahreszahlen
USA: Apple, Hauptversammlung
TERMINE KONJUNKTUR
00:30 JPN: Arbeitslosenquote 01/22
08:00 DEU: Handels- und Leistungsbilanz 01/22
08:00 DEU: Im- und Exporte 01/22
08:45 FRA: Industrieproduktion 01/22
09:00 HUN: Industrieproduktion 01/22
09:00 AUT: BIP Q4/21 (2. Veröffentlichung)
10:00 ITA: BIP Q4/21 (2. Veröffentlichung)
11:00 EUR: Einzelhandelsumsatz 01/22
14:30 USA: Arbeitsmarktbericht 02/22
EUR: S&P Ratingergebnis Zypern, Finnland, Montenegro
EUR: Moody’s Ratingergebnis Estland
SONSTIGE TERMINE
DEU: Weitere Entwicklung im Ukraine-Krieg
+ 09.30 Bundeskanzler Olaf Scholz besucht Einsatzführungskommando der Bundeswehr bei Potsdam
+ 11.30 Regierungs-Pk
+ 12.30 Berlin: Online-Veranstaltung des Zentrums für Osteuropa- und internationale Studien zu «Reaktionen auf die russische Invasion in die Ukraine: Zentralasien»
+ 15.00 Sondertreffen der EU-Außenminister mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und dem US-Außenminister Antony Blinken
+ Washington: Finnlands Präsident Sauli Niinistö ist zu einem Arbeitsbesuch bei US-Präsident Joe Biden in Washington zu Gast.
+ Kopenhagen: Britischer Verteidigungsminister Ben Wallace und Schwedens Verteidigungsminister Peter Hultqvist anlässlich von Militärübung in Dänemark zu Besuch
DEU/USA: Genehmigung für die Fabrik von US-Elektroautobauer Tesla steht unmittelbar bevor
+ 09.30 Verwaltungsgericht verhandelt über die Klage von Umweltverbänden gegen eine wasserrechtliche Genehmigung, die auch das Tesla-Werk betrifft
+ 15.30 Pk mit Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), Umweltminister Axel Vogel (Grüne), Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) und dem Bürgermeister von Grünheide, Arne Christiani
KONJUNKTURPROGNOSEN FÜR DIE EUROZONE, UK UND DIE USA
Prognose Vorwert
EUROZONE
08.00 Uhr
Deutschland
Außenhandel Januar
Leistungsbilanz (Mrd Euro) 16,5 23,9
Handelsbilanz (Mrd Euro) 5,5 6,6
Exporte Monatsvergleich +1,0 +0,9
Importe Monatsvergleich +2,0 +5,1
08.45 Uhr
Frankreich
Industrieproduktion Januar
Monatsvergleich +0,5 -0,2
Jahresvergleich -3,2 -0
10.00 Uhr
Italien
Bruttoinlandsprodukt (BIP) Q4
Quartalsvergleich +0,6 +0,6*
Jahresvergleich +6,4 +6,4*
11.00 Uhr
Eurozone
Einzelhandelsumsätze Januar
Monatsvergleich +1,5 -3,0
Jahresvergleich +9,2 +2,0
GROSSBRITANNIEN
— Keine marktbewegenden Daten erwartet —
USA
14.30 Uhr
Arbeitsmarktbericht Februar
Beschäftigung ex Agrar 415 467
Arbeitslosenquote 3,9 4,0
Stundenlöhne gg VM +0,5 +0,7
Stundenlöhne gg VJ +5,8 +5,7
Redaktion onvista / dpa-AFX
Foto: H-AB / shutterstock.com