Markt-Update: Dax bleibt unter charttechnischer Unterstützung hängen – Gold in Euro gemessen mit neuem Rekord, K+S gegen den Trend stark

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Nach dem desaströsen Wochenstart und einem deutlichen Fall unter die Marke von 13.000 Zählern hat der Dax sich zumindest wieder über die Marke von 12.500 Punkten erhoben, unter die er im Tief gesunken war. Derzeit notiert er mit einem Minus von noch 4 Prozent bei 12.570 Punkten – und damit unter dem charttechnischen Bereich zwischen 12.671 beziehungsweise 12.596 Punkten, die heute von den Chart-Technikern der HSBC als wichtige unmittelbare Stütze skizziert wurden.

Es drücken vor allem stark steigende Ölpreise zusätzlich auf die Stimmung. US-Außenminister Antony Blinken hatte wegen der weiteren Eskalation des Ukraine-Kriegs neue Strafmaßnahmen gegen Russland ins Spiel gebracht: Washington berate mit europäischen Verbündeten über einen möglichen Importstopp für Öl aus Russland. „Wir sprechen jetzt mit unseren europäischen Partnern und Verbündeten, um auf koordinierte Weise die Aussicht auf ein Verbot der Einfuhr von russischem Öl zu prüfen.“

Der mögliche Importstopp für russisches Öl hat die Ölpreise zum Wochenauftakt auf den höchsten Stand seit 2008 getrieben. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kletterte bis auf fast 140 US-Dollar. Zuletzt waren es noch gut 127 Dollar, ein Plus von rund 9,5 US-Dollar. Der Preis für europäisches Erdgas sprang ebenfalls hoch.

„Nach oben schnellende Preise für Energie, Lebensmittel und Rohstoffe treiben die Inflation in Europa und darüber hinaus auf den höchsten Stand in 40 Jahren“, erklärt Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Privatbank Berenberg. Rohstoffexperte Warren Patterson von der Großbank ING verwies in diesem Zusammengang auch auf die Bedeutung der Ukraine und Russlands für die globale Produktion von Weizen, für den der Preis immer weiter steigt.

Die Preise für Öl, Rohstoffe und Lebensmitte könnten laut Schmieding noch weiter steigen und die europäische Industrie könnte weitere Engpässe bei wichtigen Vorprodukten zu spüren bekommen. In diesem unsicheren Umfeld hätten die Aktienbörsen jeden Grund zu fallen. Langfristig gibt sich Schmieding aber auch ein wenig zuversichtlich. Die Energiewirtschaft etwa werde umgebaut, langfristig werde sie dadurch grüner und breiter aufgestellt. All das kostet aber erst einmal viel Geld.

Gold wird wieder zum Anleger-Liebling – Schweizer Franken und Dollar gefragt

Gefragt ist hingegen Gold. In Dollar gemessen stieg der Preis für eine Feinunze (rund 31,1 Gramm) erstmals seit dem Sommer 2020 auf mehr als 2000 Dollar – zumindest zeitweise. Zuletzt lag der Kurs wieder etwas darunter, aber mit 1995 Dollar immer noch etwas mehr als ein Prozent über dem Niveau vom Freitag. Zum Rekordhoch von etwas mehr als 2075 Dollar fehlen allerdings noch etwa vier Prozent. In Euro gemessen ist Gold wegen der gleichzeitigen Schwäche der Gemeinschaftswährung bereits so teuer wie noch nie.

So setzen Anleger im aktuellen Umfeld noch stärker auf Währungen wie den Schweizer Franken und den Dollar als sichere Häfen. Der Euro hat am Morgen denn auch bis auf 1,082 Dollar nachgegeben und damit auf den tiefsten Stand seit Mai 2020.

Gesucht sind auch als sicher empfundene Wertpapiere wie Bundesanleihen, deren Kurse stiegen. Die Renditen fielen im Gegenzug. Zehnjährige Bundesanleihen etwa rentierten am Vormittag mit minus 0,10 Prozent.

Banken- und Autowerte bleiben im Keller

Am deutschen Aktienmarkt standen unter anderem Banken- und Autotitel besonders stark unter Druck. Deutsche Bank und Commerzbank zählten mit Kurseinbrüchen von siebeneinhalb und über neun Prozent zu den größten Verlierern im Dax und MDax.

Auch etliche der konjunktursensiblen Autohersteller und zulieferer traf es hart: Im Dax sackten Continental um sechs Prozent ab, während die Hersteller BMW und Volkswagen jeweils knapp fünf Prozent einbüßten. Die Aktien der im MDax gelisteten Zulieferer Hella und Dürr sowie des Nutzfahrzeugherstellers Daimler Truck erlitten ebenfalls überdurchschnittliche Verluste.

Rheinmetall und Hensoldt erhalten weitere Zuflüsse

Dagegen zählte Rheinmetall mit einem Kursplus von fast drei Prozent zu den MDax-Favoriten. Der Konzern profitiert weiter davon, dass er einen Großteil seines Umsatzes und Gewinns mit der Rüstungssparte erwirtschaftet. Die Titel des Rüstungselektronik-Herstellers Hensoldt gehörten mit gut sechs Prozent Plus ebenfalls zu den Gewinnern.

Energiewerte halten sich relativ stark

Auch einige Energietitel hielten sich im sehr schwachen Markt vergleichsweise gut: Siemens Energy reichte ein Minus von gut einem Prozent für einen der vorderen Dax-Plätze, während der Solarkonzern SMA Solar mit einem Kursaufschlag von fast neun Prozent im SDax glänzte.

K+S profitieren von Verknappung des Düngerangebots

Den schon zuletzt robusten K+S-Titeln bescherte Händlern zufolge die Aussicht auf eine deutliche Verknappung des Düngerangebots an den Weltmärkten ein Plus von gut zwei Prozent. Einem Börsianer zufolge gab es am Freitag schon Medienberichte, wonach russische Düngerkonzerne ihren Lieferverpflichtungen derzeit wegen logistischer Blockaden nicht nachkommen könnten. Hinzu komme das ebenfalls sanktionierte Belarus mit seiner starken globalen Bedeutung für den Düngermarkt.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Pixfiction / Shutterstock.com

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