Markt Update: Dax beendet Handel nach neuen US-Zinsaussagen deutlicher im Minus – MTU und Airbus fallen Hand in Hand, Delivery Hero und HelloFresh steigen weiter und Nordex dreht auf

onvista · Uhr

Die erwartete Verschärfung der Sanktionen gegen Russland und neue Signale für eine schnelle Straffung der US-Geldpolitik haben den Dax <DE0008469008> am Dienstag Punkte gekostet. Der deutsche Leitindex verlor 0,65 Prozent auf 14 424,36 Zähler. Besser schlug sich der MDax <DE0008467416> für die mittelgroßen Unternehmen mit plus 0,03 Prozent auf 31 553,88 Punkte.

Nach den Kriegsverbrechen von Butscha in der Ukraine unterbreitete die EU-Kommission einen Vorschlag für ein umfangreiches Paket mit neuen Russland-Sanktionen, das nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auch ein Importverbot für Kohle aus Russland beinhaltet.

Als Belastung für den Aktienmarkt erwiesen sich zudem Aussagen der stellvertretenden Vorsitzenden der US-Notenbank, Lael Brainard, zum weiteren Kurs der Fed. Das-Vorstandsmitglied hat eine entschlossene Straffung der Geldpolitik signalisiert. Die Verringerung des Inflationsdrucks sei „vorrangig“, sagte sie am Dienstag bei einer Veranstaltung der regionalen Fed von Minneapolis. Brainard kündigte eine „Serie“ von Zinserhöhungen an und ab Mai wolle man mit einer raschen Verringerung der Bilanzsumme beginnen. Die US-Notenbank hatte während der Corona-Pandemie ihre Bilanzsumme massiv ausgeweitet. „Derzeit ist die Inflation viel zu hoch und unterliegt Aufwärtsrisiken“, sagte Brainard. Zudem  sagte sie, dass die Fed ihre Bilanzsumme ab Mai mit hohem Tempo reduzieren werde. Mit diesem Schritt würde den Börsen Liquidität entzogen. Eine straffe Geldpolitik kann sich nachteilig auswirken für die Aktienbörsen, da andere Anlageklassen dann attraktiver werden.

Die Aktien des Triebwerkbauers MTU <DE000A0D9PT0> verloren am Dax-Ende 5,2 Prozent. Aus den Ausblicken von Barclays und der Bank of America für die Ende April anstehende Quartalsbilanz von MTU lässt sich einige Vorsicht herauslesen. Eine Kreisemeldung der Nachrichtenagentur Bloomberg über eine Aktienplatzierung bei Airbus <NL0000235190> ließ die Anteile des Flugzeugbauers um 4,4 Prozent sinken.

Mit Delivery Hero <DE000A2E4K43> und Hellofresh <DE000A161408> haben sich am Dienstag zwei der schwächsten Dax <DE0008469008>-Werte im laufenden Jahr weiter erholt. Beide kehrten mit gut 4 Prozent Plus an ihre 50-Tage-Linien zurück. Dies macht Hoffnung auf eine Bodenbildung.

Delivery Hero hatte tags zuvor mit der Aussicht auf ein operativ profitables Geschäft im Jahr 2023 für Erleichterung gesorgt. Anschließend sei der Essenslieferant mit einer Präsentation vor Investoren einen weiteren Schritt in Richtung Neubewertung gegangen, erklärte Goldman-Sachs-Experte Rob Joyce. Man habe ihre Sorgen begriffen und lasse sich mit mehreren Zielen stärker zur Verantwortung ziehen.

Delivery Hero liegen im bisherigen Jahresverlauf noch 50 Prozent und Hellofresh mit 31 Prozent im Minus.

onvista Mahlzeit: Dax fällt ins Minus zurück – JPMorgan, Sixt, Plug Power und was hat Elon Musk mit Twitter vor?

Keine Folge mehr verpassen? Einfach den onvista YouTube-Kanal abonnieren!

Weitere Nachrichten des Tages: 

Markt-Update: Deutsche Börse steuert auf Rekordhoch zu – HSBC optimistisch – Delivery Hero und Hellofresh weiter erholt, MTU weiten Rückschlag aus

Morgan-Stanley-Analyst: „Alle Anzeichen einer Bärenmarktrally“

Evotec: Die Aktie hat gelitten – doch wie steht es um die fundamentale Lage? So bewerten Analysten den Pharmaforscher

Kreise: JPMorgan prüft Rohstoffgeschäft nach Verwerfungen am Nickelmarkt

Insider – Deutschland würde EU-Kohle-Embargo gegen Russland unterstützen

Einzelhandel – Shanghai-Lockdown hat spürbare Folgen für Deutschland

Aus dem MDax gab der Autovermieter Sixt <DE0007231326> vorläufige Zahlen zum ersten Geschäftsquartal bekannt, die am Markt gut ankamen: Die Stämme kletterten an der Index-Spitze um 5,2 Prozent nach oben.

Windkraftwerte zählten ebenfalls zu den Anlegerfavoriten. Die Papiere von Nordex <DE000A0D6554> gewannen gut sieben Prozent. Analysten äußersten sich positiv zu den Aussichten der Branche.

Der Online-Arzneimittelhändler Shop Apotheke <NL0012044747> legte Eckzahlen für das erste Quartal vor und bestätigte seine Jahresprognose. Zeitweise mit prozentual zweistelligem Zuwachs, blieb am Ende noch ein Plus von 3,4 Prozent.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 <EU0009658145> rutschte um 0,84 Prozent auf 3917,85 Punkte ab. In Frankreich <FR0003500008> ging es noch etwas mehr bergab, während es in Großbritannien <GB0001383545> Gewinne gab. In New York stand der Leitindex Dow Jones Industrial <US2605661048> zum europäischen Handelsschluss leicht im Minus.

Der Euro <EU0009652759> kostete nach Xetra-Schluss 1,0924 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0969 (Montag: 1,1005) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9117 (0,9087) Euro.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,41 Prozent am Vortag auf 0,45 Prozent. Der Rentenindex Rex <DE0008469107> fiel um 0,28 Prozent auf 138,30 Punkte. Der Bund-Future <DE0009652644> sank deutlich, zuletzt um 0,93 Prozent auf 157,80 Punkte.

Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Dienstag deutlich gefallen. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future <DE0009652644> fiel um 0,92 Prozent auf 157,81 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen betrug 0,61 Prozent. Sie bewegt sich damit weiter unterhalb des in der vergangenen Woche erreichten höchsten Stands seit Februar 2018 von 0,74 Prozent.

Konjunkturdaten übten moderaten Druck auf sichere Anlagen wie Bundeswertpapiere aus. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global trübte sich im März zwar ein, allerdings nur moderat und schwächer als zunächst ermittelt. Die Stimmung im Dienstleistungssektor verbesserte sich sogar. S&P begründete dies mit weniger Corona-Beschränkungen. Dagegen trübte sich die Lage in der Industrie, die stärker von den Folgen des Ukraine-Kriegs betroffen ist, ein.

Die Aussagen von Brainard stützten die Renditen auch in den anderen Ländern der Eurozone. Besonders deutlich stiegen sie in Italien. In den USA kletterte die Rendite zweijähriger Anleihen erstmals seit März 2019 über 2,5 Prozent.

— Von Achim Jüngling, dpa-AFX —

Foto: H-AB / shutterstock.com

Das könnte dich auch interessieren

Meistgelesene Artikel